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0186 - Das Zauberschwert

0186 - Das Zauberschwert

Titel: 0186 - Das Zauberschwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Amulett reagierte nicht.
    Es tat ihm den Gefallen nicht, zum Radarschirm zu werden und die Tarnung zu durchbrechen, die Merlin wie einen Laurin-Mantel über seine Burg gelegt hatte.
    Nach ein paar Minuten gab er es auf. Ihn schwindelte; die geistige Konzentration und die krampfhaften Bemühungen, jeden anderen Gedankenfunken auszuschalten, laugten ihn rasch aus. Er hängte sich die Silberscheibe wieder um.
    Es begann bereits zu dämmern, und ein paar Tropfen fielen auch vom Himmel. Zamorra hob unbehaglich die Schultern.
    »Wir sollten es morgen noch einmal versuchen«, schlug er vor. »Laß uns zusehen, daß wir zum Rover zurückkommen. Unter den Laubdächern wird es noch rascher finster als im Freien.«
    Nicole nickte.
    »Schade«, sagte sie, während sie sich zum Gehen wandte. »Dabei bin ich mir völlig sicher, daß wir uns unter normalen Umständen bereits innerhalb der Burg befinden müßten.«
    Zamorra grinste.
    »Was ist bei Merlin schon normal?« fragte er. »Laß uns gehen. Wir müssen zusehen, daß wir wieder ein Dach über den Kopf bekommen. Die Nächte werden hier reichlich kühl.«
    Langsam machten sie sich wieder an den Abstieg und verschwanden zwischen den Bäumen und Sträuchern der Hang-Bewaldung.
    Warum hat es nicht geklappt? fragte Zamorra sich unaufhörlich. Welchen Grund hatte Merlin, sich vor Zamorra zu verbergen?
    Er ahnte nicht einmal, was der Zauberer von Avalon wirklich beabsichtigte!
    ***
    Leicht berührte der Weißhaarige mit dem blutroten Umhang die nackten Schultern der Goldhaarigen. Ihre samtene Haut war warm unter seinen Fingerspitzen.
    »Es ist soweit«, sagte er leise. »Er ist jetzt dort, wo er sein soll. Er wird Caliburn sehen und den Kristall berühren.«
    Ihre Stimme zitterte leicht, als sie ihn fragte: »Und - wenn er nicht den Kristall, sondern das Schwert berührt? Sie sind noch keine dreizehn mit ihm!«
    »Der Kristall wird gut für das Schwert sein. Es muß jetzt geschehen.«
    Er zog seine Hände zurück. Ein paar Schritte wich sie zurück, in deren Druiden-Augen tausend Fragen standen.
    »Du weißt, daß du ihn damit in den Tod schicken kannst?«
    »Mußt du mich noch einmal daran erinnern?« fragte er zurück, und noch leiser, aber auch ruhiger war seine Stimme dabei geworden. Fühlte er jetzt die Last der Jahrtausende, die er vielleicht nicht einmal mehr zählen konnte?
    »Er wird in meinem Sinne handeln -oder sterben. Stirbt er, werde ich vielleicht noch einmal tausend oder mehr Jahre warten müssen, bis sich ein Vierter findet, der den Plan erfüllen kann… und ich kann ihm nicht helfen! Diesmal nicht!«
    »Merlin - Merlin, wer zwingt dich?« fragte sie wie der Windhauch, der durch Baumwipfel streift.
    Er wich der Frage aus. Mit seiner Kehrtwendung zwang er sie, ihm zu folgen. Vor ihr verschwand er im zeitlosen Sprung, und als sie ihm auf dem gleichen Weg folgte, waren sie im Saal des Wissens angekommen.
    Was wollte er ihr zeigen?
    Auf einem kleinen Podest in der Mitte des Saals schwebte frei in der Luft die große Kugel, in der sich ein Bild zeigte. Holografisch exakt und dreidimensional. Wanderte man auf die andere Seite der Kugel, konnte man das gezeigte Objekt ebenfalls von der anderen Seite betrachten…
    Die Goldhaarige hatte keinen Blick für den Prunk und die Unfaßbarkeiten im Saal. Sie war schon öfters hier gewesen, der Reiz fast verflogen. Aber was die Bildkugel Merlin und ihr zeigte, hatte sie noch nicht gesehen.
    Naturgetreu übertrug sie wie eine Fernsehanlage die kristallklare Helligkeit einer Grotte, aber jene, die in gläsernen Schreinen lagen, waren ihr so fremd, wie sie es nicht stärker sein konnten.
    »Merlin, wer sind sie?«
    Er schwieg noch immer, aber dann machte seine rechte Hand eine Geste, die sie nur nach dem magischen Gehalt deuten konnte.
    Jene in den Schreinen stammten nicht aus dieser Welt…
    Endlich brach er sein Schweigen, aber nur um sie zu bitten, ihn zu verlassen. »Laß mich allein, Teri, weil ich es allein tun muß.«
    Sein Wort war Gesetz.
    Schweigend wandte die Druidin sich um und verließ den Mann, der vielleicht der älteste, bestimmt aber das einsamste Geschöpf der Welt war.
    Merlin wartete, bis Teri gegangen war. Dann erst begann der Einsame zu handeln.
    ***
    Im Dämmerlicht, das zwischen den Bäumen herrschte, wirkte Nicole in ihrem ehemals weißen Anzug wie ein schillernder Lichtfleck. »Irgendwie habe ich das Gefühl, daß der Abstieg länger dauert«, bemerkte sie und schüttelte sich leicht. Es war kühl geworden.

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