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0186 - Die Blutorgel

0186 - Die Blutorgel

Titel: 0186 - Die Blutorgel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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aus dem Gebüsch entgegenreckte.
    Sollte ich schießen?
    Nein, ich wollte abwarten, wer mir da entgegengekrochen kam. Der Hand folgte ein Arm. Auch bleich anzusehen, und er verschwand in einem dunklen Ärmel.
    Dann sah ich die ganze Gestalt.
    Es war eine Frau.
    Eine alte Frau, mit grauen strähnigen Haaren, einem faltigen Gesicht und müden Augen, in denen sich eine ungeheure Qual widerspiegelte.
    Ich spürte, daß mir von dieser Person keinerlei Gefahr drohte, daß sie nicht mein Leben wollte.
    »Was willst du?« fragte ich.
    »Bitte!« keuchte sie und kroch weiter aus dem Gebüsch hervor, um mich zu erreichen. »Ich will endlich sterben. Bitte, bitte, tu mir doch den einen Gefallen..«
    Es war grauenhaft. Sie hatte mich jetzt erreicht, kniete vor mir und umklammerte meine Beine.
    Ich wollte den Griff lösen, doch sie besaß eine starke Kraft. »Töte mich!« keuchte sie. »Begrabe mich…töte mich..«
    Die Worte gingen mir durch und durch. Sie hatte ihren Kopf angehoben und schaute mich von unten her an. Das Gesicht war eine Maske der Pein, halboffen stand der Mund, und mir rieselte es kalt den Rücken hinunter.
    »Warum?« fragte ich. »Warum soll ich Sie töten?«
    »Ich muß sterben!«
    Sie sprach abgehackt, und ich merkte, daß sie dabei nicht atmete.
    »War sie nicht schon tot?«
    »Du bist doch tot«, sagte ich.
    »Ja, ich bin es.«
    »Warum soll ich dich dann umbringen?«
    »Weil ich erlöst werden will. Deshalb. Mein Herz lebt noch weiter. Viele Herzen leben weiter. Der Zauber hält sie am Leben. Erst wenn sie vernichtet sind, dann können wir auch unsere Ruhe haben.«
    »Ist das dein Sarg?« flüsterte ich.
    »Ja, ich habe ihn aus der Erde geholt. Ich wollte mich selbst vernichten, aber dann bist du gekommen. So bringe mich doch um. Mach es, tu es.«
    Ich atmete tief ein. Selten hatte ich mich so mies gefühlt. Ich stand mit der Frau fast mutterseelenallein auf dem Friedhof, wurde von Nebelfetzen umschwebt, und kein Horror-Regisseur hätte diese Szene gruseliger gestalten können.
    Ich würde sie töten. Ja, zum Teufel, ich würde ihr den Gefallen tun.
    Doch zuvor wollte ich noch etwas wissen. »Wer hat daran Schuld? Wer hat dafür gesorgt, daß du ewig weiterleben mußt? Sage es mir, gib mir die Antwort.«
    »Tötest du mich dann?«
    »Ich verspreche es dir!«
    »Es ist Benjamin, ein Satan. Er spielt die Orgel, die Blutorgel, die aus der Hölle stammt und erst gespielt werden kann, wenn sie durch unseren Lebenssaft gespeist wird. Wir geben das Blut, wir geben unsere Seele. Benjamin beherrscht den Voodoo-Zauber, er weiß, wie man mit lebenden Toten umzugehen hat, und er wird alle in seine Gewalt bekommen. Noch haben wir eine Chance, aber je mehr Zeit vergeht, um so stärker wird er. Die Blutorgel, auch die muß vernichtet werden. Bitte, töte mich.«
    Ich nickte.
    Da ließ die Frau los.
    Und während ich zurückging, fiel sie zu Boden. Sie hatte keine Kraft, sich zu erheben, und ich war froh dabei.
    Ich beugte mich weit nach vorn, damit ich in den Sarg schauen konnte.
    Dort lag das Herz.
    Ihr Herz!
    Dann nahm ich das Kreuz. Geweiht von den vier Erzengeln, ein Trutzschild gegen die Hölle, gegen das Böse mit ihm wollte ich es versuchen.
    »T-ö-t-e m-i-c-h…«
    Ich legte das Kreuz genau auf das Herz.
    Ein Schrei ertönte. Gräßlich und markerschütternd, so wie ich ihn von Vampiren kannte, wenn sie gepfählt wurden. Der Nebel verschluckte ihn schnell, und er verstummte.
    Ich richtete mich auf und schaute nach der Frau. Sie lag auf dem Boden und bewegte sich nicht.
    Als ich sie herumdrehte und in ihr Gesicht schaute, sah ich tatsächlich, daß sie gestorben war.
    Durch mich war sie ums Leben gekommen. Ich fühlte mich nicht als Mörder, denn diese Frau war schon tot gewesen. Sie hatte nur ein untotes, unseliges Leben weitergeführt, und ich hatte sie in gewisser Weise nur erlöst.
    Ihre Worte ließ ich mir noch einmal durch den Kopf gehen. Sie hatte einiges gesagt, von einem gewissen Benjamin, der der Teufel sein sollte, und sie hatte die Blutorgel erwähnt.
    Das Orgelspiel hatte ich gehört. Aber was hatte es mit diesem Instrument auf sich, und warum nannte man es die Blutorgel? Ich mußte es herausfinden, und ich mußte vor allen Dingen die verflixte Orgel suchen. Das war die Hauptsache.
    Ich hob die Frau hoch und legte sie in den Sarg. Zusammen mit ihrem Herz lag sie dort. Das Herz hatte seine Farbe und seine Form verändert.
    Es war dunkel geworden, fast schwarz, und es war zusammengeschrumpft.
    Ein

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