0186 - Die Blutorgel
erkennen war.
»Wo ist er wohl hingelaufen?«
»Ich weiß es nicht«, antwortete Suko.
Manuela schluckte. Ängstlich schaute sie sich um »Mein Gott, bin ich froh, wenn ich hier wegkomme. Wirklich, Suko, ich…«
»Behalten Sie die Nerven«, sagte der Chinese ruhig. Er schaute nach vorn, denn er hatte geglaubt, eine Bewegung im Nebel zu sehen. War dort jemand über die Straße gehuscht?
Genau konnte er es nicht sagen, die Konturen verwischten zu sehr, und er wunderte sich auch, daß die anderen nicht auftauchten, um sie aus dem Wagen zu holen.
Das mußte seinen Grund haben.
Manuela sprach wieder. »Ich habe doch das Licht gesehen. Sollen wir da nicht hingehen?«
»Und wenn John Sinclair zurückkommt?«
»Ja, da haben Sie recht. Aber was sollen wir denn machen?«
»Erst einmal im Wagen bleiben. Hier sind wir in relativer Sicherheit.«
»Bis jetzt. Sicherlich werden sie uns irgendwann jagen. Und die sind immer stärker als wir, das ist doch klar. Wenn sie uns erwischen, sind wir dran.«
Da hatte das Mädchen recht. Sie waren dran, wenn man sie erwischte.
Suko hatte sich inzwischen ebenfalls zu der Meinung durchgerungen.
Noch war die Fensterscheibe an seiner Seite nach unten gekurbelt.
Nach wie vor drang der Nebel in den Wagen. Aber nicht nur er, auch etwas anderes nahm Suko wahr. Er sah es zwar nicht, dafür roch er es.
Benzin!
Stinkende Dämpfe drangen zusammen mit dem Nebel an seine Nase.
Der Chinese ahnte, daß es nicht von ungefähr kam, und er glaubte, plötzlich Zusammenhänge zu erkennen.
»Wir müssen weg«, sagte er.
Zu spät.
Suko hätte fünf Sekunden früher den Entschluß fassen sollen. Vor ihm puffte eine Feuersäule hoch, bildete einen Augenblick später eine gewaltige Wand und wurde zu einem regelrechten Inferno, das sich mit dem Nebel mischte, brannte, tanzte, loderte und sich rasend schnell ausbreitete.
Auch auf den Wagen zu.
»Wir müssen weg!« schrie Manuela.
Das wußte Suko selbst. Zum Glück hatte er den Motor weiterhin laufenlassen. Er brauchte nur Gas zu geben und tat dies auch. Dabei riß er das Lenkrad nach links, um dem Inferno zu entkommen, doch die unsichtbaren Gegner wußten genau, was sie zu tun hatten. Sie spritzten Benzin in die Flammen, die damit neue Nahrung fanden und sich ausbreiteten.
Plötzlich stand die Straße im hellen Feuerschein. Suko sah rennende Gestalten, der Widerschein leuchtete durch den Nebel und sie an. Sie huschten an der Feuerwand vorbei, und einer von ihnen hatte es nicht geschafft.
Als Fackel fiel er zu Boden, schlug um sich, schaffte es jedoch nicht, die Flammen zu ersticken.
Er verbrannte, ohne daß ein Laut der Klage über seine Lippen drang.
Manuela hockte im Fond und zitterte am gesamten Leib. Sie schrie und jammerte, während Suko versuchte, den Wagen an der Flammenwand vorbeizulenken.
Das war nicht möglich.
Das Benzin hatte sich in Sekundenschnelle ausgebreitet, lief auch jetzt noch weiter und loderte als glühende Wand auf den Wagen zu.
Suko bremste.
»Was ist los?« schrie Manuela.
»Wir müssen raus!«
»O mein Gott.«
»Kommen Sie, wir schaffen es sonst nicht.« Suko hatte die Tür aufgerissen, war draußen und klappte den Sitz zurück, während erste Feuerzungen auf der Kühlerhaube tanzten und über das Blech leckten.
»Nehmen Sie die beiden Koffer mit!« schrie der Chinese.
Manuela starb fast vor Angst, aber sie reagierte in diesen schrecklichen Augenblicken genau richtig. Sie packte den Einsatzkoffer und auch den Behälter, in dem Desteros Schwert lag. Als sie aus dem Fahrzeug stieg, stieß sie sich noch den Kopf, darauf konnte man jetzt keine Rücksicht nehmen.
Nur weg!
Suko nahm ihr die Sachen ab. »Folgen Sie mir!« rief er und rannte vor der Feuerwand her.
Manuela blieb ihm auf den Fersen. Es war ihr Glück, daß sie rechtzeitig genug den Wagen verlassen hatten, denn der Toyota wurde bereits vom tanzenden Feuer eingehüllt, und es konnte nur noch Sekunden dauern, bis der Benzintank in die Luft flog.
Er explodierte tatsächlich.
Da waren Suko und Manuela schon so weit weg, daß ihnen kaum etwas geschehen konnte. Ein gleißender heller Ball schien plötzlich in der Luft zu stehen, dann erfolgte die Explosion und ein brennender Regen wurde hoch in die Luft geschleudert, wo er sich für einen Moment sammelte und dann der Erde entgegen fiel.
Der Wagen brannte aus, wurde zu einem verkohlten Wrack, das alles interessierte Suko und Manuela nicht. Sie wollten nur ihr Leben retten, denn dem Chinesen war
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