0186 - Die Blutorgel
Anblick, der mich schüttelte…
Von dem Kerl, den ich verfolgt hatte, war weiterhin nichts zu sehen. Er hatte seinen Unterschlupf gefunden. Irgendwo auf dem Friedhof mußte er sich verborgen halten.
Auch dachte ich an Manuela und Suko. Allein hatte ich sie zurückgelassen.
In einer Stadt, die wir kaum gesehen hatten, die uns jedoch feindlich gesonnen war. Ich fragte mich wirklich, ob alle Einwohner zu dem gemacht worden waren, wie die Frau, deren Herz ich gesehen hatte.
Mein Blick schweifte über den Friedhof, so weit es ging. Einige Gräber konnte ich erkennen. Wenn ich die Anzahl mit drei oder vier multipliziertes kam eine erkleckliche Summe heraus. Es gefiel mir überhaupt nicht, hier die Untoten oder Zombies eines Werwolf-Zaubers herumlaufen zu wissen.
Die Satansorgel mußte gefunden und wenn es eben ging, vernichtet werden. Das jedoch wollte ich nicht allein machen, sondern mit meinem Partner Suko.
Er wartete im Wagen.
Ich hatte keine Lust, erst noch den Ausgang des Friedhofs zu suchen, deshalb nahm ich den Weg den ich auch gekommen war. Ich lief wieder zur Mauer zurück, kletterte hinauf und saß kaum oben auf der Krone, als ich trotz des Nebels den hellen Schein entdeckte.
Er schimmerte zwischen den Schwaden, tanzte und zuckte und kam aus der Richtung, wo ich meinen Partner vermutete.
Mir war alles klar. Feuer!
***
Die Stadt war wirklich eine Hölle für sich. Wäre Suko allein gewesen, hätte er gekämpft, so aber mußte er auf seinen hübschen Gast Rücksicht nehmen.
»Jetzt geht Ihnen auch die Muffe, nicht«, sagte Manuela und legte ihre Hände auf Sukos Schultern.
»Eigentlich nicht.«
»Sagen Sie bloß, Sie haben keine Angst.«
»Warten wir erst einmal ab.« Sicherheitshalber drehte der Chinese den Zündschlüssel und ließ den Motor an.
»Mann, Ihre Ruhe möchte ich haben. Ehrlich.«
»Muß wohl an der Mentalität liegen.«
»Das glaube ich auch.«
Suko behielt die Gestalten genau im Auge. Die an der Rückseite waren schon so nahe, daß sie den Wagen bereits anfassen konnten.
»Fahren Sie doch, Mensch!«
Suko schüttelte den Kopf. Er verstand, daß sich Manuela fürchtete, aber hier mußte man die Nerven bewahren, sonst kam man nicht weiter.
Der Chinese hatte genügend ähnliche Situationen erlebt und immer kaltblütig reagiert.
Auch die Typen vor dem Wagen blieben stehen. Dabei fiel Suko auf, daß sich unter ihnen eine Frau befand. Sie war vielleicht fünfzig Jahre alt und hielt etwas in der Hand, was man als einen länglichen Gegenstand bezeichnen konnte.
Damit schlug sie zu. Der Gegenstand krachte auf die Motorhaube und haute eine Beule hinein.
»Fahren Sie doch!« bat Manuela.
»Und wie!« antwortete Suko.
Der Motor lief bereits. Suko kuppelte und gab Gas. Der Toyota nickte an. Und Suko nahm auch keine Rücksicht mehr auf die vor der Kühlerschnauze stehenden Personen. Sie hatten es nicht anders gewollt, das Anlassen des Motors war Warnung genug für sie gewesen.
Drei standen dort.
Und die drei wurden auch von der Stoßstange erfaßt. Der Toyota war stärker als sie. Die Stange traf sie gleichzeitig und schleuderte sie zurück.
Suko war bewußt langsam gefahren. Er wollte, wenn eben möglich, Verletzungen oder noch etwas Schlimmeres vermeiden. Noch wußte er nicht, was das für Menschen waren, bisher hatte er noch keinen Anhaltspunkt dafür gefunden, es mit Wesen aus dem Schattenreich zu tun zu haben.
Freie Fahrt!
Der Toyota stieß in den Nebel.
Manuela Meyer hockte auf dem Rücksitz, hatte die Beine angezogen und schaute zurück. Ihre Hände bildeten Fäuste, sie spürte, daß die Fingernägel in die Ballen drangen, ein Zeichen dafür, wie aufgeregt sie war.
Sie sah die Menschen, die angefahren worden waren. Sie lagen auf dem Boden, rappelten sich jedoch wieder auf und glichen im quirlenden, wallenden Nebel Gestalten aus einer längst versunkenen Welt.
Sechs Verfolger waren es, denn die hinter dem Wagen Stehenden hatten sich zu den ersten dreien gesellt.
Einige hoben die Arme und stießen Drohgebärden aus. Dies war für das Mädchen nur schwach zu erkennen, denn Suko fuhr quer über die Straße, und die Gestalten wurden eins mit dem Nebel.
»Wohin fahren Sie überhaupt?« fragte Manuela.
»Wir bleiben hier in der Nähe.«
»Sie wollen auf Ihren Freund warten, nicht wahr?«
»So ist es.«
»Haben sie keine Angst um ihn?«
»Doch«, sagte Suko und trat auf die Bremse. Sie standen wieder, jetzt mitten auf der Straße, soweit das in der dichten grauen Suppe zu
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