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0187 - Der Teufel hat umsonst gelacht

0187 - Der Teufel hat umsonst gelacht

Titel: 0187 - Der Teufel hat umsonst gelacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Teufel hat umsonst gelacht
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selbst niemals hier auf gesucht?«
    »Nein.« Sie schüttelte den Kopf, aber ich bemerkte, wie ihre gefalteten Hände sich noch fester ineinander schlangen und ihre Lippen sich wie in leisem, hastigen Gebet bewegten.
    Ich sah Phil an und er mich. Warum belog uns diese Frau? Warum log sie, obwohl sie wußte, daß sie damit eine schwere Sünde beging?
    »Ist Ihnen denn nie der Gedanke gekommen, daß dieses bedauernswerte Mädchen das Opfer einer Intrige sein könnte?«
    »Ich habe nie daran gedacht«, behauptete sie.
    »Nun, dann will ich es Ihnen sagen. Sie haben ja wohl von Ihrem Kommandeur die Anweisung erhalten, über unsere Unterredung zu schweigen?«
    »Ja«, klang es gedrückt.
    »Dann hören Sie: dieses Mädchen wird, sobald sie neunzehn Jahre alt ist, aus der Erbschaft ihrer Mutter eine reichliche Zuwendung erhalten. Wenn sie das einundzwanzigste Jahr erreicht hat, wird sie die Verfügung über einen Betrag von fünfundsiebzigtausend Dollar haben, das heißt, falls sie dann noch lebt. Ich fürchte, daß Dr. Dalton, wahrschein' lieh im Einverständnis mit ihrem Vater, dem nach dem Tod seiner Tochter die Erbschaft zufallen würde, alles tut, um Nell zum Selbstmord zu treiben. Das ist keine bloße Vermutung. Es wäre nicht die erste Patientin dieses sogenannten Arztes, die ihrem Leben selbst ein Ende macht.«
    Die Frau war hochgefahren. Ihre Augen waren groß und starr vor Schrecken. Ihre Lippen bebten.
    »Mein Gott! Davon habe ich nichts gewußt!« flüsterte sie. »Dr. Dalton sagte mir nur, sie müsse bis an den äußersten Rand der Verzweiflung getrieben werden, damit sie einsähe, wie schlecht sie sei, und damit sie sich ändere.«
    »Waren das seine Worte?«
    »Ja. Er sagte noch mehr, aber das habe ich vergessen. Er drang in mich, ihm bei seinem Vorhaben zu helfen und ich… ich glaubte ihm.«
    In diesem Augenblick tat die Frau mir leid. Sie war ein einfaches, wenn nicht sogar primitives Gemüt, immer gewohnt, ihren Oberen zu gehorchen. Man hatte sie als Leiterin dieses Heimes offenbar überfordert.
    Um einen Schwarm von mehr oder weniger gefährdeten Mädchen zu zügeln und sie mit Güte und Liebe, wie das ja bei der Salvation Army vorausgesetzt wird, zu erziehen, dazu war diese Frau nicht geeignet.
    Es fehlten ihr Herzenstakt und Mütterlichkeit, die auch durch die tiefste Frömmigkeit nicht aufgewogen werden konnten. So war sie mit der Zeit verknöchert und zu einem Polizisten geworden, der selbstverständlich den Widerspruch der ihr anvertrauten Mädel herausfordern mußte.
    Auch Dr. Dalton war für sie ein Vorgesetzter, sie hatte seine Anweisungen widerspruchslos hingenommen und ausgeführt.
    »Ich hoffe, daß unsere Unterhaltung auch für Sie fruchtbar gewesen ist«, sagte ich lächelnd. »Ich bitte Sie nur darum, auf Nell achtzugeben. Nicht in der Art wie bisher, denn ich habe Angst um sie. Sie könnte auf die Idee kommen, eine Dummheit zu machen.«
    Mrs. Ronald wurde blaß.
    »Verlassen Sie sich auf mich«, versicherte sie.
    »Das werden wir tun. Wenn Nell heute abend nach Hause kommt, seien Sie recht nett zu ihr, damit sie das Gefühl hat, daß sie nicht allein ist. Sie verstehen mich doch?«
    ***
    Als wir gingen, ließen wir eine sehr verstörte Brigadierin zurück. Leider wußten wir nicht, wieviel Grund sie dazu hatte.
    »Wir müssen Nell finden«, sagte Phil. »Ich möchte nicht, daß wir um eine Nasenlänge zu spät kommen.«
    Wir machten uns auf Suche, aber die blieb, wenigstens vorläufig, erfolglos. Erst um neun Uhr abends kam Nell, umgeben von einem Schwarm von zweifelhaften Mädchen und jungen Leuten, in die »Alte Gin-Mühle«.
    Während die anderen nur beschwipst waren, war sie betrunken.
    Die ganze Gesellschaft setzte sich an den Nebentisch, und einer der Jungen bestellte eine Runde Gin. Phil und ich sahen uns an und wußten, ohne ein Wort zu wechseln, was wir zu tun hatten. Wir standen auf und gingen hinüber.
    »Hallo, Boys! Wollt ihr mitmachen?« rief uns einer der jungen Männer zu.
    »Ein andermal. Jetzt wollen wir ein paar Worte mit dieser jungen Dame wechseln.«
    Nell starrte uns aus schwimmenden Augen an, und dann glitt ein Schimmer des Erkennens über ihr Gesicht.
    »Laßt mich in Ruhe! Ich will mit euch nichts zu tun haben. Er hat es mir verboten. Ihr könnt mir, keine Würmer mehr aus der Nase ziehen!« schrillte ihre Stimme. Zwei der Männer standen auf, und ihre Absicht war unverkennbar.
    Da blitzten unsere blaugoldenen Sterne, die allgemein bekannte Legitimation der

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