0187 - Der Teufel hat umsonst gelacht
Stimmung war genauso, wie ein Schauspieler sie sich Wünschen kann.
Zuletzt gab die Kleine nach. Sie warf trotzig das Köpfchen in den Nacken und stieg, von tosendem Beifall begleitet, auf die Bühne.
»Darf ich Sie bitten, in dem Operationsstuhl Platz zu nehmen? Ich garantiere Ihnen, daß es nicht weh tun wird«, sagte er.
Das Mädchen setzte sich und war im Handumdrehen eingeschlafen.
»Ein wundervolles Medium, meine Herrschaften! Ich hätte mir gar kein besseres wünschen können!«
Er dachte einen Augenblick nach, dann fragte er:
»Wie heißen Sie mit Vornamen, liebes Fräulein?«
»Leila«, antwortete sie leise.
»Ein herrlicher Name. Bestimmt haben Sie auch einen Freund, nicht wahr?«
»Ja…«
»Wie könnte es auch anders sein! Und sicherlich lieben Sie ihn sehr, nicht wahr?«
»Ja.«
»Sind Sie aber auch sicher, daß dieser Freund Ihnen treu ist? Ich möchte das bezweifeln.«
Sie gab keine Antwort, wurde aber sichtlich unruhig.
»Stehen Sie auf, Leila, und sehen Sie sich um.' Ist das da in der dritten Reihe nicht Ihr Freund? Ich meine, den sechsten Herrn von rechts! Zählen Sie einmal!«
***
Der sechste Herr von rechts war ich. Mir wurde mulmig zumute. Ich war sicher, daß der Lump mich erkannt hatte und mir nun eines auszuwischen suchte. Ich hätte ja einfach auf stehen und gehen können, aber ich wollte mich dem Gelächter der Menge nicht aussetzen. So machte ich gute Miene zum bösen Spiel und blieb sitzen.
»Ich bin sicher, dieser nette junge Mann ist Ihr Freund. Stimmt das nicht?«
»Ja«, hauchte sie und blickte mich verzückt an.
»Aber sehen Sie auch die Dame, die neben ihm sitzt?«
Es gab gar keine Dame neben mir.
»Er lächelt sie an, und jetzt faßt er nach ihrer Hand. Ich habe den netten jungen Mann stark im Verdacht, daß er Sie betrügt. Wie kann man nur so ein reizendes Mädchen wie Sie betrügen! Ich finde das unerhört.«
Das Lächeln war aus dem Gesicht des Mädchens verschwunden. Sie hatten die Lippen zusammengepreßt, und ihre Augen wurden klein und böse. Wie sie dastand, war sie die personifizierte Eifersucht.
»Wollen Sie sich das wirklich gefallen lassen, Leila? Ich bin sicher, Sie brauchen nur zu ihm zu gehen und etwas nett zu ihm zu sein, damit er die andere laufen läßt… Nun…! Gehen Sie schon!«
Zuerst setzte sie zögernd einen Fuß vor den anderen. Dann stieg sie sicher und energischen Schrittes die Holztreppe herab und kam auf mich zu.
Die fünf anderen, die neben mir in der Reihe saßen, machten grinsend Platz, aber die beachtete sie gar nicht. Mit ausgestreckten Händen näherte sie sich, und es blieb mir gar nichts übrig, als diese Hände zu nehmen und festzuhalten.
»Charles!« sagte sie zärtlich und rückte näher und näher.
Gleich würde sie mich küssen, dachte ich, aber dazu kam es nicht.
»Sie haben sich geirrt!« rief Dalton herunter. »Merken Sie nicht, daß er Sie nicht will?«
Sie riß sich von mir los, und dann fiel sie mir schluchzend um den Hals.
Jetzt langte mir es aber. Ich versuchte, mich freizumachen, womit sie absolut nicht einverstanden war. Unter dem brüllenden Gelächter der Menge balgten wir uns herum.
»Er liebt Sie nicht mehr! Er will nichts mehr mit Ihnen zu tun haben! Er hat Sie nur an der Nase herumgeführt! Dieser Mann ist ein Mädchenjäger und ein schlechter Kerl«, tönte es laut von der Bühne her.
»Ich will einen derartigen Menschen nicht hierhaben! Er soll gehen. Wenn er nicht will, zwingen Sie ihn!«
Die Kleine hing an mir wie eine Kette. Ihre beiden Arme umklammerten mich, und ich wollte ihr nicht weh tun. Ich hätte Dalton, diesen Strolch, zu Boden schlagen können.
»Geben Sia acht! Er hat eine Pistole unter der linken Achsel! Nehmen Sie sie weg… Schnell!«
Ich bin bestimmt kein Waisenknabe und gewohnt, schnell zu reagieren, aber diese Überraschung kam zu plötzlich. Ich sah in das verkehrte Ende meiner eigenen Null-acht und mußte daran denken, daß sie wie immer durchgeladen war.
Das Mädchen Leila stand jetzt drei Schritte von mir entfernt, und die Pistole wies genau auf meine Stirn.
»Schieben Sie mit dem Daumennagel den Sicherungshebel zurück«, befahl Dalton.
»Wenn er auch nur versucht, den Mund aufzumachen, drücken Sie ab! Sie sollen ihn nicht töten. Das ist nicht nötig und würde Sie nur in Schwierigkeiten bringen. Aber zwingen Sie ihn, den Saal zu verlassen. Sagen Sie ihm, er solle aufstehen und gehen.«
»Steh’ auf, Charles«, sagte sie tonlos und ich gehorchte.
Ich
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