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0187 - Der Teufel hat umsonst gelacht

0187 - Der Teufel hat umsonst gelacht

Titel: 0187 - Der Teufel hat umsonst gelacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Teufel hat umsonst gelacht
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hätte zwar einen der vielen Tricks, die ich kannte, anwenden und ihr die Null-acht wegnehmen können, aber dabei bestand die Gefahr, daß der Schuß im Lauf sich löste, und das wollte und konnte ich in dem vollbesetzten Saal nicht riskieren.
    »Geh’!«
    Nur sehr ungern wandte ich ihr den Rücken zu und steuerte in Richtung Tür. Ich hatte die fast erreicht, als Daltons verhaßte Stimme wieder erscholl:
    »Nehmen Sie die Pistole herunter, Leila, und schieben Sie den Sicherungsflügel zurück! Geben Sie dem Herrn seine Waffe wieder. Sie haben sich geirrt. Es ist gar nicht ihr Freund. Er ist ein Ihnen vollkommen Fremder. Er heißt Cotton und ist einer der so berühmten G.-men.«
    ***
    Sie gehorchte. Während sie nur widerwillig aufs Podium zurückkehrte, brüllte der Saa? vor Vergnügen. Die Leute hielten glücklicherweise auch das letzte für einen Witz.
    Mir war verdammt nicht zum Scherzen zumute. Ich ging zurück zu meinem Platz, setzte mich und steckte mir trotz der Verbotstafel auf der gebeten wurde, nicht zu rauchen, ostentativ eine Zigarette an. Inzwischen hatte Dalton sein Medium aufgeweckt und es mit ein paar schmeichelhaften Dankesworten entlassen.
    Dann trat er an die Rampe und feixte mich an.
    »Ich bitte den Herrn, den ich eben in diese prekäre Situation gebracht habe, ausdrücklich um Entschuldigung. Ich hatte nicht die Absicht, das Spiel so weit zu treiben, aber die Freude an der Sache ging mit mir durch. Im übrigen wußte ich, daß ich das Medium so fest in der Hand hatte, daß, selbst wenn Ihre Scheintodpistole geladen gewesen wäre, nichts hätte passieren können. Jedenfalls bitte ich Sie nochmals um Verzeihung und danke für die freundliche Mitwirkung.«
    Das war der Höhepunkt der Frechheit, aber was sollte ich tun? Ich hätte die Leute um ihr Vergnügen gebracht und mich wahrscheinlich obendrein noch blamiert, denn kein Mensch würde mir die Wahrheit geglaubt haben.
    Ich harrte also bis zum Schluß der Vorstellung aus. Gott sei Dank dauerte es nicht mehr lange. Um halb zwölf stand ich auf der Straße und ging hinüber zum Parkplatz um mir meinen Jaguar zu holen.
    ***
    Die 44. Straße liegt inmitten des Theaterdistrikts und ist bei Nacht fast heller beleuchtet, als in der Mittagssonne. Unzählige Theater, Kinos, Music Halls, Bars und Nachtklubs wetteifern mit strahlenden Lichtreklamen. Von den Wolkenkratzern leuchten die Empfehlungen für Kaugummi, Bier, Zigaretten, Kinoprogramme, Revuen, kurz: für alles, was ein Nachtbummler haben möchte und gebrauchen könnte.
    Es ist so hell, daß das grelle Licht den Augen wehtut. Ein dichter Strom von Fahrzeugen und Wagen schiebt sich durch die Straßen. Jeder sucht Zerstreuung, Vergnügen oder das, was der Großstädter Entspannung nennt, und was doch nur die ermüdeten Nerven erneut aufpeitscht.
    Der Parkplatz befand sich an der Ecke der Eight Avenue und 43. Straße. Gerade sprang die Fußgängerampel auf Rot. Eingekeilt in der Menge wartete ich.
    Jemand schob sich rücksichtslos an mir vorbei, und dann starrte mich ein Gespenst an, vor dessen Wildheit ich unwillkürlich zurückschreckte. Ich brauchte eine Sekunde, bis ich es erkannte. Das hellblonde Haar hing wirr über der Stirn, und die dunkelblauen Augen funkelten vor Haß.
    Ich sah den wie zum Schlag erhobenen Arm und machte eine ungeschickte Abwehrbewegung. Ich konnte mich kaum rühren, so sehr war ich zwischen den Wartenden eingequetscht. Es gelang mir, Barbaras Handgelenk zu packen und scharf nach innen zu drehen. Sie stieß einen Schrei aus. Etwas klirrte neben mir zu Boden. Im nächsten Moment hatte sie sich losgerissen und bahnte sich schlagend und tretend einen Weg zum Bordstein.
    Ein Mann wollte sie zurückhalten. Sie schlug ihm ins Gesicht. Wie blind schoß sie über die Straße — genau vor die Räder eines gewaltigen Omnibusses.
    Ein vielstimmiger Schrei, quietschende Bremsen, der blecherne Klang, der entsteht, wenn ein Wagen auf den anderen auffährt, dann wurde es totenstill.
    Nur aus der Bar gegenüber jaulte unentwegt eine Music Box.
    Ich hatte das Messer aufgehoben und beeilte mich nicht sonderlich. Ich wußte genau, was ich vorfinden würde. Die Vorderräder des Busses waren ihr über die Brust gegangen.
    Gerade neben mir warf eine Frau einen Blick auf das, was einmal ein hübsches Mädchen gewesen war und sackte — kalkweiß ich Gesicht — ohnmächtig zusammen. Der Busfahrer war aus seinem Führerhaus gesprungen und beteuerte aufgeregt ganz überflüssigerweise seine

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