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0188 - 7 Uhr - die Stunde des Todes

0188 - 7 Uhr - die Stunde des Todes

Titel: 0188 - 7 Uhr - die Stunde des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: die Stunde des Todes
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konnten wir sehen, daß es Vorwürfe waren, die sie uns zuriefen.
    Vielleicht hatten sie recht.
    Ein Polizist sollte Hellseher, Gedankenleser und Zauberer in einer Person sein.
    Was hilft es ihm, daß er es nicht ist?
    Die Selbstvorwürfe, die er sich macht, obwohl er nicht anders handeln konnte, belasten schwerer als die des Außenstehenden.
    Wir verschafften uns Zugang zu dem eingekeilten Wagen.
    Nur im langsamstem Schrittempo konnten wir die ersten 100 Meter fahren.
    Dann war die Straße weniger dicht belagert. Als wir ins Revier stürmten, kam mir der alte Sergeant entgegen.
    »Gott sei Dank, daß Sie endlich da sind, Sir! Wir sind völlig ratlos! Bis jetzt haben schon neun Eltern angerufen, daß ihre Kinder verschwunden sind!«
    Ich schluckte. Dann schloß ich die Augen.
    Unsinn! hämmerte etwas in meinem Schädel. Unsinn!
    Selbst der satanischste Mörder bringt nicht neun Kinder auf einmal um!
    Glatter Unsinn! Reiß dich zusammen! Zum Teufel, willst du auch noch die Nerven verlieren?
    Ich öffnete die Augen wieder. »Telefon!« schrie ich den Alten an. »Die Nummern der neun Eltern!«
    »Jawohl, Sir! Hier, bitte!«
    Er rückte mir einen Stuhl zurecht vor aufgeregter Geschäftigkeit. Ich hängte mich an die Strippe. Ich führte Telefongespräche. Ich beruhigte fünf weinende Mütter und vier aufgebrachte Väter.
    »Rufen Sie der Reihe nach alle Freunde an!« sagte ich jedesmal in den Hörer. »Halten Sie Ihre anderen Kinder im Hause fest! Melden Sie sich wieder, sobald Sie alle Anrufe erledigt haben!«
    Um 6.10 Uhr hatte der tüchtige Sergeant alle verfügbaren Leute zusammengetrommelt.
    Sie standen im Hof des Reviergebäudes, denn alle Räume zusammen hätten diese Menge Männer nicht aufnehmen können.
    Es waren 46 Polizisten des 64. Reviers.
    Dazu kamen ungefähr 50 von den Nachbarrevieren.
    Und 80 G-men.
    Und laufend trafen aus der ganzen Stadt weitere Wagen mit Leuten ein.
    Das Hauptquartier der City Police war alarmiert.
    Unser Distriktchef war mit einer weiteren Gruppe von G-men bereits unterwegs.
    Die State Police hatte versprochen, jeden verfügbaren Mann zu schicken.
    Phil kletterte an der Fassade hoch und hielt sich an der Dachrinne fest, so daß ihn alle sehen konnten.
    Er sagte ihnen, was sie zu tun hätten.
    Ich hörte seine Stimme durch das Fenster bis in Hornes Office gellen, wo ich am Telefon saß und Bereitschaften alarmierte, Streifenwagen anforderte, die Motorradbrigade aufscheuchte und innerhalb von zehn Minuten ein Heer von Polizisten auf die Beine brachte.
    Zuerst ging es darum, alle Kinder von den Straßen zu entfernen. Sie mußten unter Bedeckung nach Hause gebracht werden. Das mußte innerhalb von 20 Minuten erreicht sein. Danach hatten wir eine Übersicht, welche Kinder noch immer fehlten.
    So jedenfalls hatten wir uns das gedacht.
    Aber es kam wieder einmal anders.
    Als alle unsere Leute bereits nach genau festgelegtem Plan durch die Straßen des Reviergebiets streiften, erreichte mich plötzlich ein Anruf, der vorn in der Wachstube einging, aber auf Hornes Apparat gelegt wurde.
    Der Sergeant, der die Verbindung herstellte, unterbrach einfach mein Gespräch mit dem Leiter der New Yorkr Abteilung der State Police.
    »Achtung, Sir! Hören Sie!« schrie er nur, und dann hatte ich statt der ruhigen, besonnenen Stimme des Obersten der State Police die keuchende, aufgeregte Stimme von Pokergesicht Johnson im Hörer. »Hallo, Cotton? Sind denn — verdammt noch mal, hallo, Cotton! Jerry!«
    »Ja, Johnson. Was ist denn los?«
    »Zieh den Kopf ein! Jerry, hör zu! Hier sind 100 erregte Leute. Sie haben einen Gefangenen! Sie wollen ihn am Fahnenmast im ersten Stock lynchen! Los, Jerry…«
    Ich hörte nur noch ein berstendes Krachen, dann war die Leitung tot.
    Ich legte den Hörer auf, stützte die Hände auf die Schreibtischplatte und zwang mich, dreimal ruhig zu atmen.
    Es war Johnson gewesen. Er hätte dienstfrei gehabt bis heute abend acht Uhr. Er hatte nicht gesagt, von wo aus er an rief.
    Aber er sagte etwas von der Fahnenstange im ersten Stock.
    Wo war eine Fahnenstange im ersten Stock?
    Konzentriertes Nachdenken ist immer besser als fünf Minuten überstürzte Eile.
    Ich wußte auf einmal, wo die Fahnenstange im ersten Stock war.
    Das Hotel, das das FBI für die Sonderkommission gemietet hatte, besaß eine solche Fahnenstange. Eigentlich hat jedes Hotel in New York so ein Ding ungefähr in Höhe des ersten Stockwerks.
    Ich stürzte nach vorn in die Wachstube und brüllte den Sergeant

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