0188 - Horrortrip zur Schönheitsfarm
saßen im Fond. Paul Meurisse hatte neben dem Fahrer Platz genommen. Er drehte sich zu uns um und grinste.
»Tagsüber ist hier mehr los, jetzt in der Nacht kommt man noch gut durch.«
Ich hob die Schultern. Wenn er das sagte, musste es ja wohl stimmen.
Wir fuhren über den Boulevard St. Martin und gelangten an den Place de la Republique. Von vielen bekannten Pariser Plätzen zweigen die Straßen sternförmig ab. So auch hier. Breite Straßen führten in die verschiedensten Richtungen.
Wir fuhren in Richtung Süden und nahmen den Boulevard Du Temple, der später in den Boulevard Beaumarchais übergeht. Als ich durch die Fenster nach oben schaute, sah ich die Lichterketten über der Straße. Sie warfen ihren weißen Glanz nicht nur auf den Asphalt, sondern umflorten auch die zahlreichen Fahrzeuge, die sich auf den Place de la Bastille zu bewegten, wie auch wir, denn dort in der Nähe lag das Büro von Paul Meurisse.
Vor dem Platz stauten sich die Fahrzeuge. Um ihn herum gab es ein Wirrwarr von Einbahnstraßen. Überhaupt ist Paris mit Einbahnstraßen gesegnet. Leider sind die Fahrbahnen nicht im Schachbrettmuster angelegt wie in New York, so dass man sich als Fremder unweigerlich verfährt.
Der Fahrer kannte sich aus. Er schnitt zwei Wagen, als er mit jammernden Pneus in die Rue de la Bastille einbog, weg von dem Lichterglanz und dem Chaos, denn die schmale Straße schluckte uns fast wie ein Tunnel. Eng standen die Häuser beieinander. Wagen parkten Stoßstange an Stoßstange.
Ein paar Fußgänger waren noch unterwegs. Aber vor einem Haus war Platz, denn dort wurde das strikte Park und Halteverbot eingehalten.
Zudem sahen wir einen Flic, der auffällig unauffällig vor dem Haus auf und abschritt. Als der Wagen anrollte und beim Bremsen nachfederte, kam der Flic angelaufen. Er grüßte, während wir ausstiegen.
»Keine besonderen Vorkommnisse, Monsieur«, meldete er Meurisse.
Der nickte. Er steuerte mit großen Schritten einen Treppenaufgang an, der zu einem Haus mit stuck überladener Fassade gehörte. Die Fenster waren hoch, hinter einigen schimmerte Licht, und ich sah das dicke Doppelglas. Ich las auch das Schild an der Wand. Es wies auf eine Exportfirma hin.
Meurisse schloss auf. Ein typisches Pariser Treppenhaus. Weiträumig, noch in der alten Patrizierart mit Bögen unter der Decke und aus glatten Steinen bestehend. Hohe Türen zweigten ab. In der Mitte des Treppenhauses stand der Fahrstuhl, ein Gitterkorb.
Ich wurde an die französischen Krimis erinnert, die ich im Kino gesehen hatte. Dieses Treppenhaus sah so aus wie in den Filmen.
Die Glotzaugen von vier Fernsehkameras beobachteten uns. Menschen sahen wir nicht, dafür hörten wir ein gedämpftes Summen. Es hatte seinen Ursprung hinter den Türen. Hier wurde also auch nachts gearbeitet.
Meurisse war stehengeblieben. Scharf schaute er uns an.
»Am besten, Sie vergessen diese Adresse wieder«, sagte er.
»Halten Sie uns eigentlich für Kleinkinder?«
»Schon gut.«
Er ging auf den Käfig zu und öffnete die Tür. Wir stiegen ein. Meurisse druckte auf einen Knopf. Ich war überrascht, wie seidenweich sich der Käfig in die Höhe bewegte. Damit hätte ich nicht gerechnet.
In der ersten Etage nahm uns ein breiter Gang auf. Auch hier Kameras. Das Büro des Mannes lag auf der rechten Seite. Die Tür bestand aus dickem Holz. Ich nahm sogar an, dass es mit Stahl verstärkt war.
Meurisse ließ uns vorgehen. Elegant war sein Büro. Viele Bücher in den Regalen, ein großer Schreibtisch, aber auch Fernschreiber und Telefon. In bequemen Sesseln konnten wir Platz nehmen.
Meurisse drückte auf einen Knopf. Ein Teil der Stofftapete an der Wand bewegte sich lautlos nach oben. Dafür erschien eine weiße Fläche. Aber nicht für lange.
Wir sahen im nächsten Moment das Bild eines Stadtteils. Clichy, entzifferte ich.
»Das ist es«, sagte Meurisse.
»Und wo liegt die Schönheitsfarm?« fragte ich.
»Augenblick.«
Das Bild verschwand. Andere erschienen und verschwanden. Rasch hintereinander. Dann stoppte das vierte. Es zeigte einen Ausschnitt aus dem Straßennetz. Wir sahen auch einen großen Park. In der Mitte, matt schraffiert, war ein Gebäude eingezeichnet.
»Hier ist es«, erklärte Meurisse.
Während wir das Bild betrachteten, gab Meurisse per Telefon einige Anweisungen.
»Wie sieht es mit den Sicherheitsvorkehrungen aus?« erkundigte sich Suko.
»Vielleicht keine.«
»Eine genauere Karte haben Sie nicht?« Meurisse grinste.
»Nein, was
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