0188 - Horrortrip zur Schönheitsfarm
eigentlich vorn aus?« wollte ich wissen.
»Die Polizei hat sich um die Gäste gekümmert. Einige sind im Krankenhaus. Das verdammte Gas.«
»Ja, das stimmt.«
Auch ich spürte die Nachwirkungen noch. Mein Schädel schien weiterhin Ähnlichkeit mit einem Ballon zu haben, wenn das dumpfe Gefühl auch mittlerweile nachgelassen hatte.
Ich stand auf. Diesmal klappte es. Auch Suko erhob sich. Mit etwas staksigen Schritten ging ich in Richtung Laufsteg. Leer lag er vor mir. Im Zuschauerraum sah ich einige Polizisten.
Die Tür stand weit offen. Frische Luft drang mir entgegen.
Niemand hatte aufgeräumt. Noch immer lagen die Tische und Stühle am Boden. Dazwischen die Flaschen und die zerbrochenen Gläser. Es war wirklich ein Chaos. Wenn ich daran dachte, wer alles hier gesessen hatte, mein Gott, das war schlimm!
Wir vermissten Jane, Sheila und Shao. Man hatte sie weggeschleppt, und ich ahnte Schlimmes. Diese Kliniken waren undurchschaubar. Da konnte man Menschen auf Nimmerwiedersehen verschwinden lassen. Ähnliches hatte ich schon erlebt, und die Sorgenfalten in meinem Gesicht vertieften sich.
Diesmal hatten uns die Gegner wirklich voll erwischt, indem sie alle drei Frauen entführten. Wie verloren stand ich auf dem Laufsteg, während unter mir die Polizisten noch einmal alles Durchsuchten und Spuren aufnahmen.
Die Überreste der Angie Hall wurden weggeschafft.
Sie lagen in einem Kunststoffsarg, den zwei Leute trugen.
Dann stand Suko hinter mir. Er fühlte ähnlich wie ich. Als ich mich umdrehte, wusste ich Bescheid. Hart hatte der Chinese die Lippen zusammengepresst.
»Wir werden sie finden, Suko«, sagte ich.
»Ganz bestimmt.«
»Ja, John.«
Es klang wie ein Schwur.
Paul Meurisse gesellte sich zu uns. »Hier können wir wohl nichts mehr machen, oder?«
Ich schüttelte den Kopf. »Nein.«
»Und jetzt?« Meurisse rieb über seine Nase.
Was ich brauchte, waren Informationen über die Schönheitsfarm. Darauf sprach ich Meurisse an.
»Das ist kein Problem«, erwiderte er, »die haben wir schnell.«
»Wie schnell?«
»Jetzt ist die Nachtschicht an der Reihe. Nur halbe Besetzung. Zwei Stunden?«
Fragend schaute er mich bei dieser Antwort an. Sie schien ihm wohl selbst nicht zu passen.
»Das ist zu lang.«
Er grinste schief.
»Wunder dauern bei uns eben etwas länger, Herr Kollege. Schließlich sind wir in Frankreich und nicht in irgendeinem Land der großen Hetze. Hier nimmt man sich noch Zeit.«
Ich wurde unwirsch. Auch Suko passte die Antwort nicht. Ich sah es seinem Gesicht an.
»Wir können den Fall auch direkt angehen«, sagte Paul Meurisse und grinste.
»Wollen Sie das Leben der Entführten unbedingt aufs Spiel setzen?«
»Nein, nein.«
»Dann bleiben wir bei meinem Vorschlag.«
Er schüttelte den Kopf. »Wissen Sie, Sinclair, mir gefällt das alles nicht.«
»Was?«
»Dass meine Abteilung praktisch aus dem Spiel ist. Normalerweise bin ich es, der die Anordnungen gibt. Hier scheint mir einiges verkehrt zu sein.«
»Nein, es läuft richtig. Sie sind draußen, Meurisse, aber wir nicht. Zudem haben wir den Fall von Beginn an miterlebt. Und dass wir keine Bluffer sind, müssten Sie wissen. Schließlich agieren wir nicht zum ersten Mal in Paris.«
»Das weiß ich, und deshalb lege ich Ihnen ja keine Steine in den Weg, Messieurs.«
»Aber Sie halten uns an der langen Leine.«
»Das vielleicht«, gab Meurisse zu. Er schaute auf seine Uhr. »Kommen Sie, fahren wir zu meiner Dienststelle. Wir dürfen keine Zeit mehr verlieren.«
Nein, das durften wir wirklich nicht. Jede Minute war wichtig. Für mich hing das Leben der drei Frauen an einem seidenen Faden.
Wir konnten in den Dienstwagen des französischen Kollegen einsteigen. Es war ein Citroën, vier Jahre alt.
Lautlos rollte er an. Der Fahrer, ein stiernackiger Typ, der mich an einen Mafioso erinnerte, musterte uns, als wolle er uns fressen. Besonders Suko nahm er in Augenschein.
Wahrscheinlich überlegte er, wer wohl der stärkere von beiden war. Die Fahrt durchs nächtliche Paris begann.
Wir fuhren dorthin, wo sich die Häuser, Plätze und Sehenswürdigkeiten drängten. Lichterglanz lag über der Stadt. Es war angenehm kühl. Eine wunderbare Herbstnacht. Die Autos sahen aus wie frisch gewachst. Unzählige Lichter spiegelten sich auf dem Lack.
Auf den breiten Boulevards fuhren die Wagen auf jeder Seite in Dreierreihen. Wer hier durchkommen wollte, musste wirklich ein Fahrkünstler sein. Und alles lief ohne Unfall ab.
Suko und ich
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