0188 - Horrortrip zur Schönheitsfarm
versickerte irgendwo im Teppich. Ein süßlicher Geruch traf meine Nase. Es war das letzte, was ich bemerkte. Der zweiten Ohnmacht konnte ich mich nicht mehr entgegenstemmen…
***
Die Männer arbeiteten schnell und gezielt. Insgesamt zwölf Frauen schafften sie weg, und sie wurden bei ihrer Arbeit nicht gestört. Wohl überwacht. Tokata und Vampiro-del-mar standen bereit. Sollte einer aus der Reihe tanzen, würden sie rücksichtslos durchgreifen.
Nicht nur Shao und Sheila befanden sich unter den jungen Frauen, sondern auch Jane Collins. Sie hob man als letzte hoch. Einer der Männer wuchtete sich die Detektivin über die Schulter, als wäre sie ein eingerollter Teppich.
Suko hätte gern eingegriffen, aber er schaffte es nicht. Der Chinese lag am Boden und fühlte sich nicht in der Lage, eine seiner Waffen zu ziehen. Und die drei Mannequins behielten ihn im Auge. Sie würden es auf keinen Fall zulassen, dass Suko irgendeine Reaktion zeigte oder gar angriff.
Den Chinesen wollten sie unter Kontrolle haben. Dass er gefährlich war, hatte er schließlich bewiesen, als er Angie Hall, eine von ihnen, tötete.
Die letzte Frau war hinausgeschafft worden. Suko rechnete damit, dass man auch ihn packen würde, aber das geschah nicht. Stattdessen trat ein anderes Ereignis ein. Der Chinese hörte Schritte. Nicht vor ihm, sondern über ihm, wo sich der Laufsteg befand. Dort ging jemand.
Sukos Lage war schlecht, er konnte sich zwar umdrehen, aber nicht in die Höhe schauen.
Und doch musste es dort jemanden geben, der die Aufmerksamkeit der drei Mannequins erregte, denn sie hatten die Köpfe gewandt. Die drei konnte Suko erkennen. Und er sah auch den Schleim auf dem Gesicht der Karin Bergmann, wobei Suko, der Fachmann, sofort wusste, dass er es hier mit einem weiblichen Ghoul zu tun hatte.
Überraschung zeichnete die Züge der Mannequins. Und dann sagte Violetta Valeri einen Satz. »Bist du es, Pamela?«
»Ja«, vernahm Suko die Stimme der Lady X. »Ich bin es wirklich, meine Lieben.«
»Aber du bist ja du bist…«
»Ihr habt schon richtig gesehen, ich bin zu einem Vampir geworden. Zu einem Blutsauger.«
Suko hörte das Lachen. So tragisch schien sie es nicht zu finden, aber der Chinese war wirklich überrascht. Lady X ein Vampir! Das war doch ein Ding der Unmöglichkeit. Das konnte es nicht geben, das durfte nicht wahr sein, das war ein Hammer, wirklich…
Und doch war es wahr!
»Wie ist es geschehen?« wollte Corinna Camacho wissen.
»Wer hat dich zu einem Vampir gemacht?«
»Ich weiß es nicht.« Lady X sprang vom Laufsteg.
»Ich will weg«, sagte sie. »Sofort!«
Jetzt kam auch Vampiro-del-mar näher. Was ihm im Weg stand, schleuderte er zur Seite. Dicht vor Lady X blieb er stehen. Die beiden schauten sich an.
»Nein!« keuchte Vampiro-del-mar. »Nein, das kann es doch nicht geben! Du ein Vampir?«
»Ja.«
»Und ich wollte immer dein Blut!« knirschte er. »Ich durfte es nicht. Schon auf der Insel, als man mich weckte, da wollte ich dich leer saugen, und jetzt ist es vorbei. Ein anderer hat dich erwischt. Wer hat es getan, wer, zum Teufel?«
»Vielleicht der Ansager. Vielleicht…«
»Und Sinclair?«
»Er liegt noch da.«
»Dann töte ihn. Oder ich…«
Der Vampir sprach nicht mehr weiter, denn plötzlich heulte eine Sirene. Alarm! Irgendetwas musste schief gelaufen sein.
Davon aber hatte kein Dämon etwas geahnt. Ihren Auftrag jedoch hatten sie erfüllt, jetzt mussten sie verschwinden.
Suko vernahm noch die hastigen Schritte und hörte auch das Kreischen der Mannequins. Dann wurde es still. Ein Spuk war gekommen, ein Spuk war vorbei, zurück blieben die grässliche Erinnerung, das Grauen und die Angst…
***
Kenner waren der Meinung, dass der Herbst in Clichy wohl zu dem Schönsten gehörte, was man überhaupt erleben konnte. Wenn die Strahlen der Oktobersonne den verträumten Ort trafen und das bunte Laub der Bäume noch einmal auf Hochglanz polierten, dann hielt die Menschen nichts mehr in den kleinen Häusern.
Dann wollten sie hinaus in die Natur, um zu genießen oder einfach nur zu schauen. Man konnte annehmen, irgendwo in der Provinz zu sein und nicht am Stadtrand von Groß Paris.
Clichy war eine Enklave, ein Ort der Ruhe, der Erholung. Hier tankten Manager Kräfte, und wer viel Geld hatte, kaufte sich hier ein Landhaus und wurde eins mit der Natur.
Bäche, Wälder, Wiesen, ein großer Baumbestand, das alles verzauberte irgendwie. Nicht umsonst wurde Clichy auch von Künstlern, Malern und
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