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0189 - Am Schreckensfluß

0189 - Am Schreckensfluß

Titel: 0189 - Am Schreckensfluß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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ORTHOS in Treue ergeben. Er wußte, daß es nicht mehr lange währen konnte, bis er selbst im ORTHOS Einzug halten würde. Als Wisch, vielleicht gar Derwisch mit der Möglichkeit, später sogar selbst zum Damon zu werden…
    Doch er war weit davon entfernt, seine Chancen höher einzuschätzen, als sie es in Wirklichkeit waren. Schon zu viele waren durch eigene Fehleinschätzung schneller zu Fall gekommen, als sie die Rangleiter hinaufkletterten.
    Seine magischen Sinne verrieten dem Schamanen, daß der König von Grex sich im Thronsaal aufhielt und Audienzen gab. Im Vorsaal sah er eine Reihe von Bürgern und einigen Lords, die wegen irgendwelcher Wehwehchen beim König vorsprechen wollten. Gerade als der Schamane auftauchte, wurde die goldene, zweiflügelige Tür geöffnet, und ein Bürger trat aus dem Thronsaal. Auf halbem Weg in Saalmitte winkte der Mac hochherrschaftlich dem nächsten Audienzerbitter.
    »Du wartest!« sagte der Schamane. Er hatte nicht laut gesprochen, und dennoch verfehlten seine Worte ihre Wirkung nicht. Der weißhaarige Lord, der sich gerade erhoben hatte, um den Saal zu betreten, erstarrte förmlich. Seine Schultern hoben sich, er zog den Kopf ein. Dann drehte er sich langsam und furchtsam um.
    Auch der Mac, einer der höchsten weltlichen Ränge, erstarrte.
    Der Schamane schwebte weiter. Er machte eine leichte Bewegung mit der Hand. Wie von einer unsichtbaren Riesenfaust getroffen wurde der Lord zur Seite gedrückt. An ihm vorbei betrat der Schamane den Saal und näherte sich dem König.
    Fast lautlos schloß sich die Tür hinter ihm.
    Der Mac preßte die Zähne zusammen und starrte den Schamanen finster an. Er war einer der wenigen Menschen in Grex, die es offen wagten, eine abfällige Meinung über die Dämonendiener und den ORTHOS kundzutun. Noch hielt König Wilard seine feiste Hand über ihn.
    »Nicht mehr lange«, flüsterte der Schamane.
    »Warte es ab, Dämonenknecht«, preßte der Mac hervor. »Auch Temeplmauern schützen nicht vor Laserkanonen und Schiffsgeschützen. Werde nicht zu groß, Schamane!«
    Der spie vor dem Mac aus und blieb dann vor König Wilard stehen. Der Herrscher saß keuchend und schwitzend auf dem güldenen Thron, niedergedrückt vom Gewicht der Krone. Er war fett, kraftlos und unlustig, und er war in gewissem Sinne nur eine Marionette der Schamanen. Sie besaßen die eigentliche Macht und bestimmten die Politik. Wilard war ein Schattenkönig, eine Puppe in den Händen der eigentlichen Drahtzieher.
    »Dein Mac gefällt mir nicht, König«, stellte der Schamane fest und neigte viel zu knapp sein Haupt vor dem König. Diese kurze Andeutung des Grußes war schon eine Beleidigung, und eine Zornader auf der Stirn des Fetten schwoll an.
    »Er redet etwas zu oft wider die hehren Werte des Tempels«, ergänzte der Schäme. »Du solltest ihn entlassen.«
    Unwirsch fuhr Wilard mit einer Hand durch die Luft. Seine Stimme klang unangenehm hoch.
    »Das ist meine Sache, Schamane! Was willst du?«
    »Dir eine wichtige Nachricht überbringen«, sagte der Schamane. »Man erhielt sie direkt aus dem ORTHOS. Rhonacon ist gewarnt worden.«
    »Ein alter Hut«, fistelte König Wilard. »Deshalb haben wir ja den Angriffstag vorverlegt.«
    Der Schamane lächelte zynisch, aber die sein Gesicht überschattende Kapuze ließ seine Züge im Dunkeln, so daß Wilard nichts davon bemerkte.
    »Eben dieser vorverlegte Termin ist an Thonacon verraten worden. Man weiß jetzt, daß wir früher angreifen als ursprünglich beabsichtigt.«
    Wilard wurde bleich. »Das - das ist unfaßbar!«
    »Ich habe einen Vorschlag«, säuselte der Schamane, und Wilard wußte, daß es ein Befehl war, dem er nicht entgehen konnte. »Wir werden noch früher angreifen!«
    »Aber unsere Armee ist noch nicht so weit gerüstet, daß…«
    »Zweifelst du an der Macht des ORTHOS? Die Dämonen sind mit uns!« Des Schamanen Stimme klirrte wie Eis. »Allein deshalb werden wir siegen. Gib den Befehl, daß der Angriff abermals drei Tage früher erfolgt.«
    »Ich werde es tun«, keuchte König Wilard.
    Er hatte nicht zustimmen wollen. Aber da war etwas an dem Schamanen, das den König zwang, ihm zu Willen zu sein.
    Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, wandte der Schamane sich um und entschwebte. Dem Mac warf er noch einen unfreundlichen Blick zu.
    Im gleichen Moment, in dem der Oberste Schamane den Palst verlassen wollte, um in den Tempel zurückzukehren, fuhr er zusammen. Er spürte Gefahr, die blitzschnell riesig groß wurde.
    Im

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