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0189 - Am Schreckensfluß

0189 - Am Schreckensfluß

Titel: 0189 - Am Schreckensfluß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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damit. Wahrscheinlich war die Zerstörung des Tempels beabsichtigt. Wir sahen keine andere Möglichkeit, als den Kristall zur Explosion zu bringen. Der Schatten ist alles, was von der Agentin übrigblieb.«
    Der Oberste furchte die Stirn. »Eine Göttin?« keuchte er.
    »Wir nahmen keine göttlichen Impulse wahr. Sie muß aber knapp vor der Umwandlung gestanden haben. Die Vernichtung geschah rechtzeitig, bevor ihre Energien freigegeben werden konnten.«
    Der Schamane ballte die Hände.
    »Es ist gut«, sagte er heiser. »Laßt hier aufräumen und findet heraus, wer für das Eindringen verantwortlich ist. Dann überlaßt ihn mir.«
    Er tobte nicht, aber gerade sein stiller Zorn machte ihn noch gefährlicher. Daß die Tempeldienerin Ayna spurlos verschwunden war, wagte man ihm daher erst gar nicht zu erzählen. Die Namen der Dienerinnen interessierten ihn ohnehin nie, da sie nach vier Wochen starben und neuem Blut Platz machten.
    Man würde also einfach auf dem Sklavenmarkt neue Dienerinnen kaufen. Die Fänger schafften ständig neue Menschen herbei, und kaum etwas war so preiswert wie ein Sklave oder eine Sklavin…
    ***
    Der Dhyarra explodierte! durchfuhr es Zamorra, und reflexartig versuchte er, seinen Geist vor dem kommenden Inferno zu verschließen. Wie gefährlich die Explosion sein konnte, hatte er erlebt, als der Oberste Schamane von Aronyx ihn zu töten versucht hatte und den Kristall des toten Weißen Adepten, den Zamorra an sich genommen hatte, aus der Ferne zerstörte. Daß Zamorra noch lebte, erschien ihm selbst unglaublich. Er war förmlich entmaterialisiert worden, und nur ein magisch Begabter aus einer zufällig des Weges ziehenden Karawane hatte ihn ins Sein zurückgeholt. Aber seitdem hatte Zamorra zwei Schatten besessen, deren einer zum Verräter geworden war und die Schwarzen des ORTHOS auf seine Spur lockte.
    Aber diesen zweiten Schatten besaß er jetzt nicht mehr, wie man ihm im OLYMPOS auch den Sklavenring um seinen Hals entfernt hatte. Es war ein erhebendes Gefühl gewesen, dieses äußerliche Zeichen der Unfreiheit nicht mehr zu spüren.
    Und jetzt zuckte eine erneute Dhyarra-Explosion in ihm auf… aber im letzten Moment begriff er, daß er sich doch nicht verschließen durfte. Denn im gleichen Moment, in dem die Explosion erfolgte, strömte die ihm zugedachte Lebensenergie unkontrolliert irgendwohin.
    Sollte das Opfer, das ein Unbekannter Zamorra brachte, umsonst sein? Sollten die Kräfte ins Nichts verströmen?
    Wie im Traum griff er danach, bekam Kontakt. Gleichzeitig kam der entzerrende Schmerz der Auflösung, aber es gelang ihm, einen Teil der ihm zufließenden Kräfte zur Abwehr zu verwenden.
    Der Schmerz und die Auflösungserscheinungen ließen nach, und Zamorra sog die Energien in sich auf.
    Etwas schwang in ihnen mit, was ihn an die eigenartige Katze erinnerte, der er auf dem Weg zum Sklavenmarkt begegnet war und die über telepathische Fähigkeiten verfügte. Sie hatte ihm Nicoles Aufenthaltsort genannt…
    Und dann ließ der Strom nach, und Zamorra wußte, daß in Aronyx jemand gestorben war. Und er besaß jetzt die Kraft jenes Wesens. Wer war es gewesen, und welchen Zweck hatte es damit verfolgt? Denn der Kraftstrom war ursprünglich direkt auf Zamorra gerichtet gewesen und erst bei der Kristallexplosion zerfasert.
    Der Meister des Übersinnlichen fragte sich, ob er nicht trotz allem nicht mehr als eine Schachfigur war, die nach dem Belieben anderer auf dem großen Spielfeld hin und her geschoben wurde.
    Aber er hatte eine Chance bekommen. Er fühlte sich wieder erfrischt und gestärkt.
    Der fliegende Teppich erhob sich, raste erneut in Richtung des Krokodilflusses.
    Vielleicht war es doch noch nicht zu spät…
    ***
    Ayna sah, wie ihre Umgebung verschwand, sich einfach auflöste und einem verwischenden, wesenlosen Grau Platz machte. Eine unsichtbare Hand griff nach ihr, war überall zugleich und bewegte sie. Sie fühlte die Bewegung, nicht aber die Richtung, und sie glaubte dabei das Schnurren einer Katze zu hören.
    Der Rundpfoter!
    Unwillkürlich erschauerte die Khysalerin. Wenn es wirklich die Katze war, die dieses Geschehen auslöste, mußte sie starke magische Kräfte besitzen und… war vielleicht gar keine Katze, kein Tier!
    Das Grau wich einer grünen Landschaft. Bäume, Büsche, ein plätschernder Bach in der Nähe… Vögel, die zwitscherten, und Wind, der in den Zweigen sang. Helles Sonnenlicht schien auf sie herab.
    Sie befand sich im Freien, irgendwo weit außerhalb

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