0189 - Am Schreckensfluß
Zamorra sah helles, langes Haar.
Nicole?
Plötzlich war er sicher, daß sie es war. Es war nicht einmal Magie, mit der er es erkannte, sondern einfach jenes unsichtbare Band, das es zwischen Liebenden gibt und das sie mit untrüglicher Sicherheit immer wieder zusammenführt.
Nicole!
Der fliegende Teppich setzte zur Landung an. Er verschwand zwischen den riesigen Bäumen.
Zamorra überlegte. Es mochte kommen, wie es wollte: er würde ungedeckt kämpfen müssen, um Nicole zu retten. Ob er sich durch den Wald pirschte oder einen offenen Luftangriff wagte, blieb dabei gleich. Er hatte es mit vier Kriegern zu tun und fünf Dämonendienern, die Magie beherrschten.
Er entschied sich für den direkten Angriff. Vielleicht rechneten sie nicht damit, daß er völlig offen kam. Das gab ihm den Überraschungsvorteil.
Seine Hand umklammerte den Griff des Langschwerts. Dann gab er den Befehl an seinen fliegenden Teppich. Er hob sich etwas und glitt dicht über den obersten Zweigen dahin, dem Landeort des anderen entgegen.
Zamorra machte sich bereit, wie ein Habicht hinabzustoßen und Nicole zu sich zu reißen. Es mußte alles blitzschnell gehen.
***
Kerr und Byanca fuhren in die Nacht. Die Stelle, an der sich Dämons Burg befand, war nicht sonderlich weit von Carmarthen entfernt, was besonders Byanca ärgerte. So nah war sie Damon gewesen und hatte ihn so weit entfernt gesucht! Dabei hatte er seine Festung praktisch direkt vor ihrer Nase errichtet.
Kerr fuhr langsam. Bis Allt-Walis konnten sie eine gut ausgebaute Landstraße benutzen, danach mußten sie sich über schmale Feldwege quälen. Kerr begann sich zu ärgern, daß er den Vauxhall genommen hatte. Ein Geländewagen wäre wesentlich geeigneter gewesen, aber jetzt wollte er nicht wieder umkehren. Die Macht der Gewohnheit, ein sehr vertrautes Fahrzeug zu benutzen, hatte ihn in den Vauxhall steigen lassen. Aber im Gelände kam er nur langsam vorwärts. Wo er mit einem Range Rover querfeldein hätte preschen können, mußte er sich mit dem Vauxhall an halbwegs feste Wege halten, die zuweilen weit in die Irre führten. Es ging bergauf und bergab, und mehr als einmal befürchtete er einen Achsenbruch oder ein Festfahren in lockerem Boden.
Byanca hüllte sich fast die ganze Strecke über in Schweigen. Kerr hatte einmal kurz das Gefühl, daß sie mit ihren Para-Kräften versuchte, seine Gedanken zu sondieren, aber als er es bemerkte, verschwand das Gefühl sofort wieder.
Die Dunkelheit brach herein.
»Es hat keinen Sinn«, brach Byanca plötzlich ihr Schweigen. »Laß den Wagen hier stehen. Mit ihm kommen wir nicht weiter. Wir gehen zu Fuß den Rest des Weges.«
Kerr grinste. »Das sind aber noch etliche Meilen.«
»Wir werden ohnehin nicht ganz bis zur Burg kommen«, sagte Byanca. Sie zog an der Handbremse, und da Kerr langsam fuhr, gelang es ihr, den Wagen fast anzuhalten. Gleichzeitig öffnete sie die Tür.
Kerr stoppte endgültig ab und stieg ebenfalls aus. Er verriegelte den Wagen sorgfältig. In dieser Gegend gab es zwar keine Autodiebe, aber man konnte nie wissen…
Nebeneinander schritten sie dann durch die Dunkelheit. Vor ihnen begann der Clothi zu rauschen.
Ihn mußten sie überqueren, um zu Dämons Dämonenfestung zu gelangen.
***
In Caerdamon trafen die Dämonen ihre letzten Vorbereitungen. Es gab einige wenige, die sich der Revolte nicht anschlossen, aber Sarkana war sich ihrer Loyalität sicher. Sie würden keinen Verrat üben. Sie hatten sich selbst schon bei den Planungen zurückgezogen. Was sie nicht wußten, konnten sie auch nicht weitergeben.
Sarkana, der Vampir, hatte Asmodis in die Burg gebracht. Der Ex-Fürst der Finsternis sah sich im Kreise derer um, die beschlossen hatten, gegen Damon vorzugehen.
Sie hatten sich in dem gleichen Kellerraum eingefunden, in dem Sarkana seinen Plan erstmals vorgetragen hatte, unter der geistigen Abschirmung durch die anderen. Dämons Kristall an sich zu bringen. Hier wurden jetzt die letzten Anweisungen erteilt, die letzten Eventualitäten abgesprochen. Alle waren sich darin einig, daß Damon hinweggefegt werden mußte.
Es waren etwa dreißig Dämonen, die ihn angreifen und niederringen wollten.
Während Sarkana noch sprach, öffnete sich hinter ihm die Tür. Asmodis fuhr auf. Lauernd starrte er die Gestalt an, die den Kellerraum zögernd betrat. Jetzt wurden auch die anderen Dämonen aufmerksam.
»Doree«, stieß Starane, das Skelett-Mädchen, hervor.
Doree war eine der beiden Damon verbliebenen
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