0189 - Dämonen im Raketencamp
Feuer. Ein wirklich fantastisches Bild wurde unseren Augen geboten.
Noch würde es hell bleiben. Zudem war unsere Zeit ziemlich knapp eingeteilt. Wir würden erst mit Colonel Style sprechen und dann unser Hotelzimmer aufsuchen.
Cap Canaveral hatte einen eigenen Flughafen. So befanden wir uns direkt am Ziel.
Schon bald senkte die Beachcraft ihre Schnauze dem Erdboden entgegen. Unter uns lag bereits das Gelände des großen Weltraumbahnhofs. Ich konnte die großen Startrampen sehen, aber auch die zahlreichen Bunker und Gebäude sowie die Sicherheitsanlagen. Das war wirklich eine Stadt für sich. Riesig in der Anlage, gewaltig in ihren Dimensionen, die Amerikaner hatten hier wirklich etwas Tolles geschaffen.
Die Landebahn schien auf uns zuzurutschen. Etwas holpernd setzte die Maschine auf. Das graue Band der Landebahn raste unter uns hinweg. Rechts und links huschten die Markierungen vorbei. Auf dem Dach des Towers glitzerten die großen Antennen. Die Beachcraft wurde in eine weite Kurve gezogen und rollte auf das Abfertigungsgebäude zu, wo sie auch schließlich zum Stehen kam.
Jeder war froh, aussteigen zu können. Ich schaute durch die offene Tür, und der warme Wind blies in mein Gesicht Ein Jeep rollte an. Er stoppte dort, wo sich eine rote Markierung auf der Landebahn befand.
Einen Steinwurf entfernt fuhr ein Tankwagen vorbei.
Der Fahrer des Jeeps war abkommandiert worden, um uns in Empfang zu nehmen. Es war ein Corporal, der stramm grüßte und unsere Namen aufsagte.
Wir nickten.
»Darf ich Ihre Legitimationen sehen?« erkundigte er sich.
So stellte sich klein Will immer den Army-Soldaten vor. Groß, breitschultrig, kurzer Haarschnitt, ein offenes Gesicht. Er war genau der Soldat, den sich die Amerikaner so gern wünschten und doch nicht immer bekamen.
Suko und ich zeigten unsere Ausweise. Der Chinese zum erstenmal.
Ich mußte grinsen.
Der Corporal, er hieß Dublin, was wir auf einem Namensschild an der Brust lesen konnten, nickte. Dann bat er uns einzusteigen.
»Bringen Sie uns zu Colonel Style?« fragte ich.
»Ja und nein, Sir. Der Colonel hat in wenigen Minuten einen Fernsehauftritt. Ich fahre Sie zu den Studios. Anschließend können Sie mit Colonel Style reden.«
»Okay, und wo liegen die Studios?«
»Ganz in der Nähe. Sie sind wieder aktiver geworden, nachdem etwas mehr Geld für unsere Forschungen floß. Von diesen Studios aus sind damals die großen Starts übertragen worden. Sie erinnern sich, Sir?«
»Natürlich.« Auch ich hatte zu denen gehört, die sich 1969 die erste Mondlandung anschauten.
Die Studios waren in einem flachen Gebäude untergebracht, dessen Fassade weißgrau schimmerte. Wir fuhren um den ersten Bau herum und erreichten die Vorderseite.
Hier rollte der Jeep in eine Parktasche. Gläsern war die große Eingangstür. Sie schwang zurück, als wir einen Kontakt berührten.
Wieder mußten wir eine Kontrolle über uns ergehen lassen.
Dann durften wir durch einen langen Gang gehen und gelangten in einen Aufenthaltsraum, der mit bequemen Möbeln eingerichtet war und durch drei große Farbfernseher Studio-Atmosphäre besaß. Der Corporal erkundigte sich nach unseren Wünschen, und wir bestellten Fruchtsaft.
Er holte ihn selbst.
Noch flimmerte Werbung über die Bildschirme. Kaum aber hatten wir Platz genommen, als die Reklame dem lächelnden Gesicht eines Sprechers die Mattscheibe freigab.
Der Mann wußte, was er zu sagen hatte. Er machte es so spannend, daß die Zuschauer denken mußten, der Kaiser von China wäre zu einem Interview geholt worden.
»Wir schalten um ins Studio 5 der Florida Broadcast Corporation. Und FBC präsentiert das Interview des Monats!«
Fehlte nur noch der Beifall. Dafür wechselte das Bild. Zwei Männer saßen sich gegenüber. Lässig der Reporter und auch in Zivil. Colonel Style trug seine Uniform. Kein Stäubchen, kein Fältchen, da glänzten sogar die Knöpfe. Style war Soldat durch und durch. Er hatte weißes Haar und einen Oberlippenbart von der gleichen Farbe. Das Gesicht war sonnenbraun, es wirkte irgendwie hager, schon asketisch, und trotzdem gefiel mir da einiges nicht.
Meiner Ansicht nach schien auf dem Gesicht ein Schatten zu liegen.
Die Augen wirkten unruhig, wenn nicht sogar ängstlich, der Blick flackerte, und auch die Finger lagen nicht ruhig aufeinander, sondern zuckten.
Der Sicherheitschef war mir ein wenig zu nervös. Vielleicht dachte ich auch überspannt und gab ihm die Chance, das Interview zu führen.
Der Reporter
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