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0189 - Im Schatten der Ratte

0189 - Im Schatten der Ratte

Titel: 0189 - Im Schatten der Ratte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Im Schatten der Ratte (1 of 2)
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Gangster längst wieder New York erreicht hatten, teilten, veranlassten wir den Chef der Pennsylvania-Polizei nicht, seine Straßensperren zurückzuziehen. Noch war der dritte Wagen nicht gefunden worden, und damit bestand immer noch eine Wahrscheinlichkeit, dass die Dillinger-Gang einen Schlupfwinkel in der weiteren Umgebung Watergaps aufgesucht hatte und sich dort versteckt hielt.
    Die Zeitungen am anderen Morgen hätten Sie lesen müssen!
    Dillinger schlägt zu!
    Dillinger überfällt Bank!
    Dillinger tötet erneut Polizisten!
    Dillinger erbeutet achtzigtausend Dollar!
    Hin und wieder war einer der Journalisten korrekt genug, wenigstens zu schreiben Dillinger Nr. 2, aber das blieb das einzige Zugeständnis, das an den Unterschied zwischen einem toten Staatsfeind Nr. 1 und einem lebendigen Mörder und Bankräuber gemacht wurde.
    Bei kühler Rechnung sah es nicht sehr rosig für uns aus. Der Gangster und seine Bande waren auf getaucht wie aus der Hölle geschossen, und sie waren verschwunden, als wären sie von der gleichen Hölle wieder verschluckt worden. Zurück blieben erschossene und verwundete Menschen, ein ausgeraubtes Waffenarsenal, eine geplünderte Bank, ein halbes hundert Kugelhülsen und die ungenaue Beschreibung von Männern, deren Gesichter niemand gesehen hatte.
    Phil und ich stellten aus den Zeugenaussagen die Steckbriefe zusammen. Ich glaube, wir haben noch nie undeutlichere Steckbriefe verfasst. Nur von Hüten, Mänteln, Schuhen war die Rede, von Dingen also, die man wechseln konnte. Die einzige etwas konkretere Angabe war die Größe der Täter, aber auch sie war von den Augenzeugen nur geschätzt worden.
    »Drei Tage kann die Bande neben diesem Steckbrief stehen«, schimpfte Phil, »ohne dass jemand sie verhaften wird.«
    »Ich glaube auch nicht, dass wir Dillinger aufgrund dieses Steckbriefes fassen werden«, antwortete ich, »aber wir werden ihn auf anderen Wegen bekommen. Sechzehntausend Dollar jucken jeden Gangster. Er muss sie ausgeben, und wenn er die Dollars über eine Bartheke rollt, werden wir ihn dabei fassen.«
    Es waren prophetische Worte. Aber als ich sie aussprach, hatte ich keine Ahnung, dass es keine Bartheke, sondern ein ganz gewöhnlicher Wirtshaustisch sein würde, und dass nicht eine großartige Orgie, gefeiert in einem Nachtklub und angefeuchtet mit einem Strom von Sekt, uns auf die erste und entscheidende Fährte der Dillinger-Gang bringen würde, sondern ein simples Glas Gin.
    ***
    Wer eine große Fahndungsaktion leitet, kommt weniger von seinem Schreibtisch los als jemand, der einen kleinen Taschendieb sucht. Mich jedenfalls nagelte die staatenweite Suchaktion nach John Dillinger Nr. 2 am Schreibtisch fest. Telefonisch, telegrafisch und selbst mit gewöhnlicher Briefpost flatterten die Meldungen in mein Büro. In allen Ecken war irgendwer gesehen oder sogar festgenommen worden, auf den die Beschreibung auf den Steckbrief passte. Es ist ein altes Lied: Je undeutlicher ein Steckbrief ist, auf desto mehr Leute trifffrer zu. Dennoch mussten wir jeder Meldung nachgehen. Phil und Allan Clear waren ständig unterwegs, und sobald sie von der Nachprüfung einer Meldung mit verneinendem Kopf schütteln das Büro betraten, jagte ich sie hinter einer neuen Meldung her.
    Drei Tage nach dem Überfall in Watergap saß ich gegen neun Uhr morgens an meinem Schreibtisch. Vier Telefongespräche mit Nachrichten über das Auftauchen eines der Gangster hatte ich schon geführt, Phil und Allan waren schon unterwegs, um pro Nase zwei Nachrichten zu prüfen. Ich studierte gerade einen mit der gewöhnlichen Post gekommenen Schrieb, der mit dem Satz anfing: »Sehr geehrtes FBI«, und in dem der Schreiber, ein Mann aus einer Kleinstadt nördlich von New York, seinen Nachbarn verdächtigte, an deh Verbrechen beteiligt zu sein, weil er sich schon wieder einen neuen Wagen zugelegt hatte, ohne dass man wusste, woher er das Geld habe. Groß-Fahndungsaktionen verführen häufig kleine Leute, irgendwelche Bekannten, mit denen sie Streit haben, bei der Polizei zu denunzieren.
    Ich überlegte noch, ob es Sinn hatte, dem albernen Gewäsch überhaupt nachzugehen, als das Telefon zum fünften Mal an diesem Morgen klingelte. Ich nahm ab und meldete mich.
    Eine flüsternde Stimme drang an mein Ohr: »Er ist da!«
    Im ersten Augenblick schaltete ich nicht.
    »Wer sind Sie?«
    »Christian Glass, der Wirt in der 48th Street, Sir«, flüsterte die Stimme. »Der Mann, der mit Cornwall telefoniert hat, ist wieder in

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