019 - Das Sklavenspiel
schaukelte mit dem Oberkörper vor und zurück. Er stand unter Schock.
Trotz des erbarmungswürdigen Anblicks kannte Grath kein Mitleid. »Hoch mit euch«, befahl er den beiden Überlebenden. »Wir sind noch nicht am Waldrand angekommen.«
»Aber…wir können hier nicht weiter«, stammelte Azu. »Das ist zu gefährlich!«
»Nicht für mich«, konterte der Anführer zynisch, bevor er drohte: »Wenn du nicht sofort aufstehst, steche ich dich ab.«
Azu stemmte sich zitternd in die Höhe, doch Grath ging es nicht schnell genug. Wie ein stählerner Blitz zuckte seine Säbelklinge vor und bohrte sich zwischen die Rippen des Jägers. Die Spitze drang zwar nur eine Daumenbreite weit ins Fleisch, doch es genügte, um Azu mit einem Schmerzensschrei in die Höhe zu treiben.
Rozak wurde ebenfalls mit Einstichen malträtiert, bis er sich in die Höhe quälte. Azu musste ihn stützten, sonst wäre er wieder umgefallen.
»Bei Wudan, helft ihm doch oder er verblutet.«
Grath ignorierte das Gejammer. Die beiden Kerlen hatten sowieso nur noch wenige Augenblicke zu leben. Hastig zerrte er unter den Unbewaffneten einen Ersatz für Sulang heran und stellte ihn den zitternden Jägern an die Seite. Unter den anderen Selbstmordkandidaten ertönte ein großes Wehklagen, als sie merkten, dass ihnen früher oder später ein ähnliches Schicksal bevorstand. Aber gegen die Übermacht der Schwertträger waren sie machtlos.
Die Bewaffneten standen wie ein Mann hinter Grath. Sei es, weil sie sein herzloses Vorgehen befürworteten oder weil sie nur Angst hatten, selbst in den Tod geschickt zu werden.
»Weiter geht’s«, brüllte Grath den Mi- nensuchern zu, »das ist eure einzige Chance zu überleben.«
Klingen zuckten vor. Den Unglücklichen blieb nichts übrig, als weiter zu marschieren. Geklammert an seine Leidensgenossen hüpfte Rozak nebenher. Zehn Schritte lang sah es so aus, als würde er jeden Moment umfallen. Beim elften hatten die Qualen für ihn ein Ende.
KLACK.
BOOMMM.
Die Sprengwirkung der Personenmine war so ausgerichtet, dass sie in einer eng umgrenzten Säule in die Höhe schoss. Azu musste mit ansehen, wie sein Freund neben ihm in der Luft zerrissen wurde. Danach hielt er den Schrecken nicht mehr aus. Er musste hier weg. Sofort.
Schreiend rannte Azu über die Lichtung davon, bevor ihn jemand weiter treiben konnte. Ohne Speere oder andere Wurfwaffen war seine Flucht nicht zu stoppen. Aber darüber dachte Azu nicht nach.
Er dachte gar nicht. Er rannte einfach. Und kam sogar zwanzig Meter weit.
KLACK.
BOOMMM.
Gelächter und anschließender Applaus drangen ins Tal hinab.
Außer Grath standen alle Sklaven wie angewurzelt da. Bei Orguudoo, wo waren sie hier nur hinein geraten?
Für den Hünen lief alles nach Plan. Es waren nur noch zwei Speerwürfe bis zum Ende der Lichtung. Mit etwas Glück reichten die Todeskandidaten - und wenn nicht, würde er weitere bestimmen. Dem grobschlächtigen Kerl war das Leben der anderen Sklaven völlig egal. Hauptsache er selbst kam unversehrt aus diesem Tal heraus. Mit hartem Griff packte er zwei Unbewaffnete und stieß sie an die Seite des Überlebenden.
»Los, weiter!«, befahl er.
Die zitternden Beine der verängstigten Männer bewegten sich keinen Fußbreit vorwärts. Mit tränenerstickter Stimme bettelten sie um ihr Leben, wohl wissend, dass es keine Hoffnung für sie gab.
Nerk und einige andere stürzten mit blanker Klinge vor, um das Trio mit Schwertstichen anzutreiben. Jene, die zu den Bewaffneten gehörten, waren von ihrer Macht so berauscht, dass sie sich darum drängelten, den Minensuchern einheizen zu dürfen.
Grath betrachtete zufrieden, wie sich die neue Kolonne auf den Weg machte. In sicherer Entfernung folgte er mit seinen Getreuen, bis eine neue Explosion die Stille zerriss. Grath lächelte zufrieden. Die Männer waren ein gutes Stück voran gekommen; noch drei oder vier Tote, dann hatten sie den Wald sicher erreicht.
Ihm standen noch fast zwanzig Mann zur Verfügung. Mehr als genug, um auf alles vorbereitet zu sein.
***
Matt war in den Wipfel eines knapp fünf Meter hohen Baums geklettert, um die Vorgänge auf der Lichtung zu beobachten. Was er zu sehen bekam, ließ das Blut in seinen Adern brodeln. Doch Azus gescheiterte Flucht machte ihm deutlich, dass er keine Möglichkeit hatte, Graths teuflisches Treiben zu stoppen. Der Weg zu den Unglücklichen, die über die Sprengsätze gejagt wurden, führte selbst über vermintes Gelände.
Hilflos musste Matt
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