019 - Der Sarg des Vampirs
weinerlicher Stimme. »Sie haben
mich gezwungen. Sie wurden Zeuge des Gesprächs, das ich mit Ihnen und dem
Herzog führte. Sie wollten mich töten, wenn ich auch nur ein Wort sagen würde
und ...«
»Erspare dir die langen Geschichten! Sie kosten unnötigen Atem«, unterbrach
ihn der Zigeuner, der hinter ihm stand und schlug ihm die Pistole auf den
Hinterkopf. Señor Perez sackte zusammen, ohne einen weiteren Laut von sich zu
geben.
Der PSA-Agent wirbelte herum und packte den Mann, der ihm am nächsten
stand. Ehe dieser begriff was geschah, wandte Larry
den Aikido-Drehgriff an und schleuderte ihn auf die Seite. Ein kurzer
Karateschlag, und der Mann war für eine Weile außer Gefecht gesetzt. Der zweite
stürzte sich auf ihn und schoss seine rechte Faust ab. X-RAY-3 konnte den
Schlag abblocken. Auch hier kamen wieder die Aikido-Griffe zum Einsatz, und der
Mann lag neben seinem Sippenbruder.
Larry warf sich auf die Seite und riss die Smith & Wesson Laserwaffe
heraus. Sarkom und der Zigeuner, der Señor Perez niedergeschlagen hatte, waren
noch aktionsfähig.
Sarkom hatte die verworrene Lage genutzt und Estelle de Avilla an sich gezogen. Das Mädchen war bewusstlos. Er hielt es wie einen Schutzschild
vor seinen Körper, und sein Kopf befand sich in bedrohlicher Nähe ihres weißen
Halses. »Sie werden es nicht wagen, zu schießen, Brent«, stieß Sarkom hervor.
Die Narbe an seiner Schläfe zeichnete sich scharf ab. Die beiden überlangen
Eckzähne ragten wie Stacheln aus seinem Mund. »Und vergessen Sie meinen
Begleiter nicht! Er steht neben der Wand des anderen Zimmers und ist bewaffnet.
Ein Befehl von mir, und er wird schießen. Sie wollen doch das Leben der kleinen
Estelle nicht unnötig in Gefahr bringen, nicht wahr?« Seine Stimme war wie
Samt, nicht ein Mal hob er den Kopf und hielt seine
Zähne dicht an den Hals der Bewusstlosen.
Larry war erfahren genug, um zu wissen, dass er in eine Sackgasse geraten
war. Wortlos ließ er die Smith & Wesson fallen.
»Sie sind vernünftig, das ist gut! Damit haben Sie das Leben Ihres hübschen
Schützlings zumindest für die nächsten zwanzig Stunden erhalten! Ich hatte
ohnehin die Absicht, sie erst kommende Nacht in die Reihe der Opfer
aufzunehmen, die ihr würdig vorangingen! Bis dahin soll sie noch die Angst und
den Schrecken kennenlernen, den alle de Avilla durchgemacht haben!«
»Drehen Sie sich um!«, forderte der andere Zigeuner Larry Brent auf und
stieg durch die Wandöffnung.
»Und nicht den geringsten Trick, Brent«, warnte Sarkom noch einmal
ausdrücklich. »Es wäre schade, wenn ich doch noch wortbrüchig werden müsste.
Sie könnten zwar auch meinen dritten Begleiter ausschalten, aber gleichzeitig
würde Ihre kleine Freundin hier in meinen Armen sterben! Dies nur zur
Erinnerung!«
Larry fühlte noch, dass ihm ein Gegenstand auf den Kopf geschlagen wurde.
Dann wurde es schwarz vor seinen Augen.
●
Die Eindringlinge verließen das
Hotel wieder. Niemand von ihnen kümmerte sich um den bewusstlosen Nachtportier,
dem zwar eine hohe Summe versprochen worden war, der sich jedoch mit einem Hieb
über den Schädel hatte begnügen müssen.
Die Männer stiegen in das Auto, als ein unbeleuchteter Wagen in den
Garagenhof fuhr. Fathos war eingetroffen. Zufrieden
grinsend nahm er den gefesselten Brent zu sich in den Wagen. »Ich werde mich um
ihn kümmern«, sagte er heiser. »Ich habe ein persönliches Problem mit ihm zu
klären.«
Der Wagen mit Sarkom fuhr voran. Der Zigeunergraf saß auf dem Rücksitz.
Neben sich die bewusstlose Estelle de Avilla .
Sarkom war seinem Ziel wieder einen Schritt nähergekommen.
»Morgen holen wir uns die zweite Tochter«, sagte er heiser. »Unser Mann hat
uns alle Vorarbeit abgenommen. Anna-Maria de Avilla wird genauso wenig verschont werden wie Estelle! Der
Kreis schließt sich!«
●
Larry Brent kam zu sich, als der
Wagen über die schlechte Wegstrecke holperte.
Der Himmel war nicht mehr nachtschwarz. Die ersten Anzeichen der
beginnenden Dämmerung kündigten sich an.
Fathos trieb Larry aus dem Auto, als sie das Lager der Zigeuner erreichten.
Hilflos musste der PSA-Agent mit ansehen, wie die bewusstlose Estelle de Avilla zu einem Wohnwagen geschleppt
wurde, wo eine Greisin sie in Empfang nahm. Die Tür schloss sich.
Larry fiel auf, dass sich fast kein Zigeuner mehr in den Wagen aufhielt.
»Ein bisschen viel Umstände, die man sich meinetwegen macht. Mit dieser
Begrüßung hatte ich nicht gerechnet«,
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