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019 - Woelfe in der Stadt

019 - Woelfe in der Stadt

Titel: 019 - Woelfe in der Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Davenport
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und rasierte sich dabei. Er hielt nichts von elektrischen Rasierapparaten, sondern rasierte sich mit einem altmodischen Messer, das er jeden Abend gewissenhaft schliff.
    Seit fünf Jahren war seine Frau tot, und die große Villa am Calument Park war ihm fast zu groß geworden. Er wohnte allein mit seiner Haushälterin, einer Farbigen namens Betty.
    Beim Rasieren überlegte er mal wieder, ob er die Villa nicht doch verkaufen sollte. Er hörte nur mit halbem Ohr den Nachrichten zu. Es war ja fast täglich das gleiche: Vietnam, Arbeitslosigkeit und irgendwo ein Erdbeben oder eine Zugkatastrophe. Der Sprecher ging gerade auf die Vorkommnisse des vergangenen Tages ein und sprach von den Wölfen, die so plötzlich aufgetaucht und so plötzlich, wie sie gekommen waren, wieder verschwunden waren.
    Virgil Martin schüttelte den Kopf, griff nach einem Handtuch, wischte Sich das Gesicht trocken, schüttete etwas Rasierlotion in die rechte Handfläche und massierte sich die scharfe Flüssigkeit ins Gesicht.
    Um Punkt acht Uhr trat er in das Zimmer, in dem er seit Jahren sein Frühstück einnahm. Er setzte sich und schenkte sich eine Tasse Kaffee ein. Dabei fiel sein Blick auf den Expressbrief, der neben dem Toast lag. Er sah ihn flüchtig an und drehte den Umschlag um. Es stand kein Absender darauf. Er beschloss, den Brief erst nach dem Frühstück zu öffnen.
    Virgil Martin aß mit gutem Appetit ein weiches Ei, bestrich dann eine Scheibe Toast mit Butter und legte eine dicke Scheibe Schinken darauf. Anschließend trank er noch eine Tasse Kaffee, zündete sich eine Zigarre an und riss den Briefumschlag auf.
    Ein Foto und ein Brief fielen ihm entgegen.
    Zuerst sah er das Foto an. Sein Magen begann zu rebellieren, er wurde bleich, und seine Hand zitterte.
    Auf dem Foto sah man einen Mann, dem der Kopf, die Hände und die Füße abgetrennt worden waren.
    Virgil Martin steckte das Foto unter das Tablett.
    »Scheußlich!« sagte er. »Einfach scheußlich!«
    Zögernd nahm er sich den Brief vor, und während des Lesens wurde er noch bleicher.
     
    Sehr geehrter Herr, begann das Schreiben. Das beiliegende Foto wird sicherlich Ihre Aufmerksamkeit finden. Wenn Sie nicht so wie der Mann auf dem Foto enden wollen, dann halten Sie hunderttausend Dollar bereit. Wir werden Sie nach neun Uhr anrufen und Ihnen mitteilen, was Sie mit dem Geld zu tun haben. Sollten Sie nicht bereit sein, zu zahlen, dann sehen Sie sich noch einmal das Foto an.
     
    Eine Unterschrift stand keine auf dem Brief.
    Virgil Martin las das Schreiben nochmals durch. Er war kein ängstlicher Mensch, daher kam ihm gar nicht der Gedanke, auf die Wünsche des Briefschreibers einzugehen.
    Er stand auf, setzte sich ans Telefon, wählte die Nummer der Polizei und ließ sich mit dem Polizeipräsidenten verbinden, den er seit vielen Jahren kannte.
    »Hallo, Greg«, sagte er, als sich Gregson L. Baker meldete. »Hier spricht Virgil.«
    »Schon lange nichts mehr von dir gehört«, sagte Baker. »Wie geht’s? Was kann ich für dich tun?«
    »Ja«, sagte Virgil Martin und kratzte sich am Kinn, »ich habe einen merkwürdigen Brief bekommen. Man fordert von mir hunderttausend Dollar.«
    Gregson Baker seufzte. »Du bist der achte, der heute diesen Brief bekommen hat. Es lag bestimmt auch ein Foto dabei, das einen Mann zeigte, der …«
    »Genau«, sagte Martin. »Ich bin der achte? Was soll ich tun? Der Schreiber muss ein Wahnsinniger sein. Das ist …«
    »So einfach ist das nicht, Virgil«, sagte Baker brummend. »Dahinter steckt viel mehr.«
    »Wie soll ich das verstehen?«
    »Es hängt mit den vier rätselhaften Mordtaten zusammen und mit dem gestrigen Auf tauchen der Wölfe.«
    »Und was soll ich jetzt tun?«
    »Ich schicke dir zwei Beamte«, sagte Baker. »Aber ich kann dir nicht versprechen, dass dir das etwas helfen wird.«
    »Was soll ich dann tun?« brüllte Martin ungehalten. »Soll ich vielleicht die hunderttausend Dollar zahlen?«
    Baker seufzte.
    »Wenn ich an deiner Stelle wäre«, sagte er leise, »würde ich zahlen.«
    »Das ist doch unglaublich!« tobte Martin. »Ich wende mich an die Polizei, weil ich einen Erpresserbrief bekommen habe, und was empfiehlt man mir: zu zahlen.«
    »Ich weiß, dass das ungewöhnlich ist«, gab Baker zu, »aber die Wölfe, die gestern auftauchten, sind unverwundbar. Ich kann dir nur den Rat geben, zu zahlen oder dich in Sicherheit zu bringen. Fahre fort oder verlasse das Haus nicht! Ich schicke dir zwei Polizisten.«
    »Das wird ein

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