0190 - Ein schwarzer Tag in meinem Leben
Raum. Sie war gleichzeitig Maskenbildnerin, eine ältere Frau, die sich auch von hysterischen Filmstars nicht aus der Ruhe bringen ließ.
»Ist bei Ihnen alles klar, Miss Berger?« erkundigte sie sich.
»Ja, danke.«
»Keine Probleme mit der Kosmetik?«
»Nein.«
Die Frau lächelte. »Ich werde trotzdem in Ihrer Nähe sein, Miss Berger.«
»Vielen Dank, das ist nett.«
Nadine rauchte ihre Zigarette zu Ende. Sie wartete auf das Startzeichen. Wegen ihr hätten sie schon längst beginnen können.
Sie mußte in dieser Szene eine Frau spielen, die im Bett liegt und erwürgt wird. Das war dann der vergessene Mord. Obwohl Nadine im Film tot war, lebte sie als ihre Zwillingsschwester und Rächerin weiter. Sie machte sich dann auf die Suche nach dem Täter. Eine ganz einfache Rachegeschichte, aber der Regisseur wollte mehr daraus machen.
Ihm erging es da ebenso wie vielen Schriftstellern, die alles mögliche aus ihren Büchern herauslasen und hineininterpretierten, nur die Geschichte, die fand man nicht.
»Nadine!«
Das war Serge Wilder, der gerufen hatte. »Nadine, bitte.« Er bemühte sich selbst und öffnete die Tür. »Warum kommst du denn nicht?«
»Wieso? Ich habe nichts gehört.«
»Aber ich hatte dich rufen lassen. Durch den Lautsprecher.«
»Sorry, da war nichts.«
Der Regisseur duckte sich, drehte den Kopf und schielte in die Höhe. Der Lautsprecher hing über der Tür und dem Garderobenspiegel. Ob er defekt war, konnte man mit bloßem Auge nicht erkennen, allerdings sah Wilder keinen Grund, Nadine nicht zu glauben.
Er nahm sie an der Hand und führte sie aus der Garderobe.
»Nachher gehst du mir noch verloren«, sagte er und lachte.
Nadine lächelte auch. Sie war überrascht worden von der Größe dieser Filmhalle. Da konnte man wirklich gewaltige Action-Spektakel drehen, und für einen Film, wie Serge Wilder ihn drehte, war die Halle viel zu groß. Das alles störte nicht, sie brauchten ja wirklich nur einen kleinen Flecken, zudem war es für Wilder interessant, diese großen Bauten zu sehen, falls er mal einen ähnlichen Film drehen wollte, der sich mit den Bond-Projekten vergleichen ließ.
Zwei Kameras waren aufgebaut, und für Nahaufnahmen nahmen sie kein Tele, sondern die Handkamera. Sie schleppte der Regieassistent. Er hieß Max, den Nachnamen kannte kaum einer von ihnen, dafür seinen langen Haarschopf, der im Nacken zu einem Zopf zusammengeflochten war. Max konnte etwas in seinem Job. Er und Serge arbeiteten gern zusammen.
Das Bett war bereits aufgebaut, ebenso die beiden Zimmerwände.
Die Tapeten schimmerten violett. Zwei Bilder hingen über dem Kopfende, und das gefilterte Licht eines Scheinwerfers schuf eine heimelige Schlafzimmeratmosphäre.
»Du weißt Bescheid, Nadine?« fragte Serge.
Die Schauspielerin nickte.
»Dann los.«
Nadine Berger setzte sich auf das Bett. Die Matratzen, sie bestanden nur aus Schaumstoff, waren nahezu widerlich weich.
Nadine verzog das Gesicht.
Serge, der auf einem Klappstuhl saß, bemerkte die Regung.
»Stimmt etwas nicht?«
»Doch, alles in Ordnung.« Sie legte sich hin. Das weiße Nachthemd reichte bis zu den Knöcheln. Es bedeckte den Körper der Frau wie ein großer Schleier. Nadine ordnete ihre Haare, damit sie ihr nicht zu sehr ins Gesicht fielen, und winkelte den linken Arm an.
Zwei Tontechniker schoben die beiden Mikrophone heran. Sie hingen an einer langen Stange, denn Serge wollte die Atemzüge der Frau aufnehmen.
Ihr Mörder lauerte bereits hinter den dürftigen Kulissen. Nur war es kein Mensch, sondern ein Monster…
***
Logan Costello hatte tatsächlich geholfen, als sich die beiden ehemaligen Mannequins mit ihm in Verbindung setzten. Zwar mußte er zuerst Rückfrage halten, erhielt jedoch von Solo Morasso die Bestätigung, daß den beiden Frauen jede Unterstützung gewährt werden sollte.
Logan Costello war wohl der einzige, der wußte, wie er sich mit Dr. Tod in Verbindung setzen konnte. Das geschah durch ein kleines Gerät, das aussah wie ein Taschenrechner. Costello mußte einen bestimmten Zahlenrhythmus eintippen, abwarten, dann wurde er angerufen. So war es auch jetzt gewesen.
»Töte Nadine Berger!«
Der Befehl war klar und deutlich gesprochen worden, und Logan Costello hielt sich daran. Er war Dr. Tods rechte Hand hier in London, denn er wollte die Aktivitäten eines John Sinclair überwachen, um Morasso Bericht zu erstatten.
Dr. Tod und seine Mordliga hatten sich erst einmal zurückgezogen. Sie mußten alte Wunden
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