0191 - Damons letzter Kampf
verlangen Sie Sir James Powell. Er wird Ihnen einige Andeutungen machen.«
Sir James geruhte nicht im Yard-Gebäude zu sein, was an sich kein Wunder war - zu später Nachtstunde. Aber man schaltete zu seiner Privatwohnung durch, und dann erfuhren staunende Münchner Polizisten in ihrer Polizeizentrale erstaunliche Dinge.
»Wir werden Deutschland so schnell wie möglich verlassen müssen, um den Fall, an dem ich arbeite, weiter zu verfolgen«, erklärte Kerr. »Selbstverständlich bleiben wir für Sie auch weiterhin erreichbar.«
Es blieb noch eine furchtbare Menge Papierkram zu erledigen. Protokolle mußten geschrieben werden, Erklärungen abgegeben und unterzeichnet werden, und als schließlich der Morgen anbrach, verließen vier ermüdete Menschen endlich das große Gebäude.
»Ich dachte, es wäre alles aus«, murmelte Nicole und lehnte sich an Zamorra, als sie die Wagentür öffneten und den Toten entdeckten. »Daß sie Raffael nicht trotz allem festgenommen haben, grenzt ja an ein Wunder. Es ist doch nicht zu beweisen, daß er nicht auf Stettner geschossen hat. Da werden noch böse Dinge folgen.«
»Vielleicht, vielleicht auch nicht«, murmelte Zamorra und entsann sich einer anderen Angelegenheit. Die Geschehnisse in Verbindung mit der Vampir-Lady Tanja Semjonowa fielen ihm ein. Damals wäre es ihm selbst um ein Haar wegen Hochverrats an den Kragen gegangen. Doch irgendwo bei einem der deutschen Sicherheitsdienste mußte eine einflußreiche Person sitzen, die unbekannterweise ihre schützende Hand über Zamorra gehalten hatte. Vielleicht hatte auch damals über Eckverbindungen Colonel Balder Odinsson seine Hand ins Spiel gebracht… Zamorra war sicher, daß diese »Schutzvorrichtung« auch im Fall Raffaels funktionieren würde, wenn es hart auf hart gehen sollte. Und es gab allein in Frankreich ein paar hundert Zeugen, die für Raffaels einwandfreien Charakter bürgen und aussagen würden, daß er einfach nicht fähig war, einen Mord zu begehen.
Raffael selbst machte sich auch keine sonderlich großen Sorgen. Er wußte sich unschuldig, und das stärkte ihn.
»Raffael«, sagte Zamorra. »Fahren Sie zum Schloß zurück und erwarten Sie dort unsere Ankunft in ein paar Tagen. Wir selbst fliegen mit der nächsterreichbaren Maschine nach London. An ein weiteres Attentat glaube ich nicht. Damon wird meine Kriegserklärung inzwischen erhalten haben und auf mich warten. Die Entscheidung wird in der direkten Auseinandersetzung fallen. Das heißt - nehmen Sie sich ein Hotelzimmer und schlafen Sie sich erst gründlich aus, ehe Sie heimfahren. Wir drei werden im Flugzeug schlafen können.«
Und so geschah es.
Zamorra hatte sich nicht geirrt. Die Jagd auf Kerr und ihn war bereits abgeblasen worden. Ein Unheimlicher, der nie gänzlich Mensch hatte sein können, harrte seiner, um ihn im Zweikampf zu bezwingen, wie er vor Wochen Asmodis bezwungen hatte.
***
»Du bist ein Versager!« bellte Damon. Der schwarzbepelzte Dämon vor ihm sank in die Knie. In seinen glühenden Augen flackerte die Angst, und auf seiner Stirn flammte der Drudenfuß, mit dem Zamorra ihn gestempelt hatte.
»Du denkst um zu viele Ecken«, hielt Damon ihm vor. »Ihr hättet keine komplizierte Aktion durchführen sollen, sondern Kerr sofort töten - und diesen Zamorra mit ihm!«
»Wir wollten sicher sein«, pfiff Master Grath entsetzt. »Der andere, der zur Hilfe kam… ich wollte wissen, wer und was er ist… ihn auch unschädlich machen…«
»Statt dessen wurde Salkor unschädlich gemacht!« fauchte Damon.
»Ihr wart Narren, beide. Wer hätte euch etwas anhaben können, wenn ihr sofort zugeschlagen hättet? Es wäre an dem Menschen hängengeblieben, Salkors Wirtskörper. Wer hätte diesem schon nachgetrauert?«
Tödliche, unmenschliche Kälte sprach aus dem Fürsten der Finsternis.
»Zamorra trug mir eine Botschaft auf«, winselte Master Grath und sprudelte seinen Text hervor, zu dem der Bann ihn zwang.
Damons Gesichtszüge erstarrten.
»Ein Dämon«, flüsterte er grimmig. »Ein Dämon läßt sich als Kurier für einen Sterblichen benutzen. Grath, du hast zum letzten Mal versagt!«
»Ich«, quiekte Master Grath und starb, als Damon seine Faust um ein Scheinbild des Gehörnten schloß, geschaffen vom Dhyarra-Kristall. Der Analog-Zauber wirkte sofort. Die Überreste des Schwarzen flammten kurz auf und vergingen in kaltem Feuer.
Damon starrte die Stelle an, an der Grath vergangen war.
»Zamorra«, flüsterte er. »Es wird, denke ich,
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