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0191 - Fenris, der Götterwolf

0191 - Fenris, der Götterwolf

Titel: 0191 - Fenris, der Götterwolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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war.
    Nur gab sie jetzt etwas acht, damit sie die Milch nicht auskippte.
    Zweimal war ihr das bisher passiert, und jedesmal hatte es Stubenarrest gegeben. Da waren ihre Eltern unerbittlich.
    Im Haus sitzen wollte sie nicht, denn gerade im Herbst konnte man so wunderbar Geist spielen. Wenn die Nebel auf den abgeernteten Feldern lagen und die Herbstfeuer glühten, dann war es die richtige Zeit, um sich vor dem Winter auszutoben.
    Auch jetzt war die Sonne bereits verschwunden. Es war kühler geworden. Die Feuchtigkeit breitete sich sehr schnell aus. Blitzschnell bildete sich über den Feldern ein feiner weißer Schleier, der sich sehr rasch zu einem grauen Nebelstreifen verdichtete und immer größer wurde.
    Rose Kiddlar hatte es nicht eilig. Oft schielte sie auf die Kanne, die sie in der rechten Hand trug. Dabei überlegte sie, ob sie es wirklich wagen sollte. Es gab da ein herrliches Spiel. Man konnte die Kanne waagerecht halten und mußte sich dabei nur drehen, dann floß kein Tropfen Milch heraus. Allerdings mußte das sehr schnell gehen. Mit Wasser hatte Rose es schon probiert, das klappte, also mußte es auch mit Milch zu machen sein.
    Sie ging so weit, daß sie vom Haus des Bauern nicht mehr gesehen werden konnte, blieb dann mitten auf dem Weg stehen, nahm den hölzernen Griff fest in die Hand und begann sich zu drehen.
    Erst langsam, dann immer schneller, der rechte Arm wurde hochgeschleudert, mit ihm die Kanne, und sie lag plötzlich waagerecht.
    Kein Tropfen Milch ging verloren, das Mädchen hatte es geschafft.
    Rose freute sich so sehr, daß sie laut auflachte.
    Jäh endete das Lachen!
    Vor Schreck ließ das Mädchen die Kanne los, die noch weitergeschleudert wurde und nahe dem Wegrand in den Graben fiel, wobei die Milch herausfloß.
    Rose Kiddlar hatte etwas entdeckt.
    Vor ihr stand ein grauer Wolf!
    Plötzlich zitterte die Kleine vor Angst. Sie starrte den Wolf an, der ihren Blick erwiderte. Allerdings besaß er keine gelben Raubtieraugen, sondern Pupillen, die in einem kalten, gnadenlosen Rot leuchteten. Wie ein Denkmal stand der graue Jäger dort und ließ das Kind keine Sekunde aus den Augen.
    Rosa zitterte. Langsam ging sie zurück. Schritt für Schritt bewegte sie sich nach hinten, denn vorn war der Weg versperrt. Vielleicht konnte sie noch zum Bauernhaus laufen und dort Schutz finden, so dachte sie instinktiv richtig.
    Bis sie das Knurren in ihrem Rücken hörte.
    Sie stoppte und drehte sich auf der Stelle.
    Ein zweiter Wolf starrte sie an. Er stand sogar noch näher als der erste und hatte ebenso rote Augen wie sein Artgenosse. Nur war sein Fell braun und nicht grau.
    Rose bekam es mit der Angst zu tun. Sie fing an zu weinen, denn die Angst vor diesen Tieren steigerte sich von Sekunde zu Sekunde.
    Das waren keine Hunde, nein, sondern gefräßige Raubtiere, wie sie hier gelebt hatten. Rose wußte das sehr genau. Sie hatte oft zugehört, wenn sich die Erwachsenen über die Wölfe unterhielten. Daher wußte sie, daß die Tiere die Wälder unsicher gemacht hatten.
    Und jetzt waren sie da.
    Was sollte sie tun?
    Rose Kiddlar war mit Hunden groß geworden. Von klein auf hatte man sie an die Tiere gewöhnt, das machte sich nun bemerkbar.
    Obwohl sie Angst hatte, schritt sie doch mutig auf das vor ihr lauernde Tier zu. Sie ging sehr langsam und versuchte, mit dem Wolf zu sprechen.
    »Nicht«, sagte sie. »Du darfst mir nichts tun. Wir sind doch Freunde, Wolf, ich tu dir auch nichts.«
    Es schien, als würde das Tier die Worte verstehen, denn es stellte die Ohren aufrecht, um zu horchen.
    Das Mädchen schluckte. Jetzt befand es sich nur noch drei Schritte von dem grauen Wolf entfernt.
    Da öffnete er den Rachen.
    Rose Kiddlar schien zu Stein zu werden. Groß wurden ihre Augen. Zum erstenmal sah sie die Zähne des grauen Räubers, die lang und spitz waren, und dabei gelblich schimmerten.
    »Nein!« flüsterte das Mädchen. »Bitte nicht.«
    Da ging der Wolf vor. Geschmeidig bewegte er sich und überbrückte sehr schnell die Distanz zu dem Kind.
    Die Neunjährige wagte nicht, sich zu rühren. Der Wolf war fast so groß wie sie, und er hatte seinen Rachen nicht geschlossen. Die Schnauze fuhr an der Hüfte und der Schulter des Mädchens entlang, wobei Rose fest damit rechnete, gebissen zu werden.
    Eine Zunge glitt aus dem Maul. Weich und feucht drängte sie sich gegen den Arm der Neunjährigen. Sie glitt sogar bis unter die Achselhöhle, und erst bei dieser Berührung zuckte Rose zusammen.
    Sie ging nicht mehr

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