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0191 - Fenris, der Götterwolf

0191 - Fenris, der Götterwolf

Titel: 0191 - Fenris, der Götterwolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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rollte, wallte und schien mit tausend Armen nach dem Wagen greifen zu wollen.
    Die Stoßdämpfer hatten wirklich einiges auszuhalten. Der gute alte Bentley wurde geschüttelt. Er ächzte und quietschte, erholte sich wieder, und die Reifen wühlten wie mit dicken Fingern den feuchten Boden auf, so daß breite Grasbüschel davonflogen.
    Manchmal geriet ich hart an den Rand des schmalen Weges, und nur mit viel Glück waren wir bisher nicht im Graben gelandet. War mir auf der Hinreise der Weg schon lang vorgekommen, so schien die Zeit jetzt nur noch zu schleichen. Ich hatte das Gefühl, daß jede Sekunde doppelt so lang zählte.
    »Vorsicht jetzt«, warnte die Äbtissin. »Die Rechtskurve ist sehr gefährlich.«
    Das war sie auch. Zum Glück hatte ich den Fuß vom Gaspedal genommen. Trotzdem schleuderte der Bentley, geriet mit dem linken Hinterreifen vom Weg ab, rutschte in den Graben und wühlte dort die nasse Erde auf.
    Gas!
    Wir kamen frei.
    »Jetzt geht es besser«, sagte neben mir die Klostervorsteherin.
    Und sie hatte recht. An der Breite des Weges erkannte ich, daß wir nicht mehr weit von unserem Ziel entfernt waren. Allerdings sah ich kein Licht, nicht den schwächsten hellen Schein, der Nebel deckte einfach alles zu.
    Die ersten Gebäude erschienen als Schatten zu beiden Seiten des Weges. Häuser, Scheunen.
    »Fahren Sie links. Dann kommen wir auf die Hauptstraße!«
    Ich bremste ab. Soeben schaffte ich es noch, in eine Gasse einzubiegen, die bergab führte und in die Hauptstraße mündete. Das Kopfsteinpflaster war feucht. Kurz vor der Einmündung begann noch eine Kurve. Ich nahm sie und fuhr haarscharf an einer vorstehenden Hausecke vorbei.
    Die Hauptstraße. »Wieder rechts!«
    Die Äbtissin war ein guter Führer. Ich kurbelte am Lenkrad und bog in die Straße ein.
    Endlich konnte ich besser fahren. Auch war der Belag glatter. Die Reifen rutschten nicht mehr über das rauhe Kopfsteinpflaster.
    Wo lauerten die Wölfe?
    Ich hatte den Gedanken noch nicht ganz ausformuliert, als sie von Suko entdeckt wurden.
    »John, da vorne!«
    Der Chinese hatte recht. Da befanden sich die Wölfe. Aber nicht nur die normalen Tiere, sondern auch ein übergroßes.
    Fenris war da!
    Ich wollte noch näher heran, gab Gas und bremste dann hart.
    Der Bentley stand.
    »Bleiben Sie im Wagen!« rief ich der Äbtissin zu, löste den Gurt und stieg aus.
    Suko kroch ebenfalls aus dem Fond.
    Und beide hörten wir die angsterfüllten Schreie!
    ***
    Der Pfarrer zuckte zurück. Er blieb auch nicht länger in seiner hockenden Stellung, sondern stellte sich auf.
    Old Nick tat zuerst gar nichts. Steif stand er vor Schreck und bewegte sich dann sehr langsam rückwärts, um dorthin zu gelangen, wo seine Armeepistole lag.
    Der Wolf stand in der Tür. Er wurde sowohl von dem Pfarrer, als auch von Nick beobachtet.
    Es war ein prächtiges Tier, das mußte man ohne weiteres zugeben. Rotbraun das Fell. Es glänzte wie Seide. Die Augen blickten klar und scharf, wobei die Pupillen eine grüne Farbe zeigten.
    Der Kopf des Wolfes war schmal, seine Schnauze halb geöffnet, die Zähne schimmerten hell.
    Ruhig stand er da und schaute die Männer an.
    Father Stone geriet ins Schwitzen. Er wagte nicht einmal, die Hand zu heben und sein Kreuz zu umfassen, aus Angst, der Wolf könnte die Bewegung mißverstehen.
    Was tun?
    Old Nick hatte sich soweit zurückbewegt, daß die Finger seines ausgestreckten Arms die Pistole fanden. Er fühlte das kühle Metall, und irgendwie beruhigte es ihn. Wenn es ihm jetzt noch gelang, die Waffe an sich zu reißen, dann…
    Er hätte hinschauen sollen. So aber behielt er den Wolf im Auge und nicht die Pistole. Unglücklich stieß er sie an, die Waffe rutschte über den Thekenrand und fiel zu Boden.
    Der Laut des Aufpralls ließ beide Männer zusammenzucken.
    Aber auch der Wolf reagierte. Er ging langsam vor, steuerte den Verletzten an, blieb neben ihm stehen, fuhr mit der langen Zunge über seinen Körper und drängte sich an dem Pfarrer vorbei, um dorthin zu verschwinden, wo sich das Hinterzimmer befand.
    Mit der Schnauze stieß er die Tür auf, schaute in den Raum und blieb dabei auf der Schwelle stehen.
    Dann drehte er sich um. Ebenso langsam kam er zurück, blickte die Männer an und verschwand so lautlos, wie er zuvor auch gekommen war.
    Der Pfarrer und Old Nick atmeten auf. Ihre Blicke trafen sich.
    »Verstehen Sie das, Hochwürden?« fragte der Wirt flüsternd.
    »Nein, Old Nick, das verstehe ich nicht. Das versteht

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