0191 - Sing-Sing ist kein Erholungsheim
gab sich Mühe, den gleichen burschikosen Ton zu treffen, in dem er sonst immer sprach. »Was ist los? Der Junge schon da?« Poove schüttelte seufzend den Kopf. »Immer noch nicht. Der Arzt sagt, ich brauchte mir überhaupt keine Sorgen zu machen. Es gäbe keinerlei Anzeichen dafür, daß es Komplikationen geben könnte. Und die kleine Verzögerung -klein, stell dir das vor! 26 Stunden nennt der Mann eine kleine Verzögerung!«
»Vielleicht ist der mehr daran gewöhnt als du«, stellte Valley fest. Er stieß Poove an und deutete mit einer Kopfbewegung hinauf zu der roten Glühbirne über der Tür, die gerade aufflammte. »Los, Mock! Es ist soweit!«
Schnell überprüften die beiden Männer noch einmal im Spiegel den Sitz ihrer hellgrauen Uniform, bevor sie zusammen den Aufenthaltsraum verließen und durch den Flur in das Office des MC gingen, des Managers in Charge, des diensttuenden Chefs. Der MC saß gewichtig hinter seinem Schreibtisch. Seine mächtige, breite Stirn hatte er über die Papiere geneigt, die er gerade durchblätterte. Als Poove und Valley eintraten, sah er auf.
»Ach so, ihr seid’s«, sagte er. »Ihr wißt, daß diese Fuhre heute eine besonders wertvolle Sache ist?«
»Snorry sagte es uns«, entgegnete Poove.
»Gut. Hier sind eure Pistolen,«
Der MC legte die beiden schweren Pistolentaschen auf den Schreibtisch. »Überzeugt euch, daß sie geladen sind und funktionieren!«
Schweigend machten sich die beiden Männer an die Arbeit. Sie holten die Waffen aus den Taschen heraus, ließen die Patrone aus dem Lauf herausrutschen, nahmen die Magazine heraus, drehten sich um und schossen zweimal leer in die Zimmerecke. Deutlich hörte man das Kläcken des Abzugs, als sie abdrückten.
»Prima in Form, die Dinger«, sagte Valley. »Wie immer.«
Sie schnallten sich die Taschen an ihre Gürtel. Der MC zog die mittlere Schublade auf und legte zwei kleine Trommelrevolver auf die Tischplatte.
»Versteckt diese Dinger irgendwo! Vielleicht am besten in euren Mützen. Solltet ihr angehalten werden, müßtet ihr ja doch die Hände hochheben, und dann habt ihr die Waffen in Reichweite.«
Valley grinste, als er sich das kleine, aber gefährliche Spielzeug in die Mütze legte. »Wir gehen heute los wie Schlachtschiffe, was Roger? Chef, kriegen wir nicht noch ein paar Atombomben für den Hausgebrauch?«
Der MC lachte. Er stand auf, drückte den beiden die Hand und klopfte Poove auf die Schulter: »Ich rufe jede Stunde einmal in der Klinik an, Poove. Wenn Ihre Frau irgend etwas braucht, wird sie es in kürzester Zeit bekommen, dafür sorge ich.«
»Vielen Dank, Chef!«'
»Keine Ursache! Und gute Fahrt, Jungens!«
Der MC ging zurück in sein Office, überlegte einen Augenblick und griff zum Telefon. Er drehte die Wählscheibe und lauschte.
»Eileen Forthydes«, sagte eine tiefe, verführerische Stimme.
»Hallo, Liebling«, erwiderte der MC, »Wollen wir heute abend ausgehen? Ich habe die härteste Arbeit des Tages hinter mir und möchte noch von etwas Schönem träumen können, bevor Feierabend ist.«
»Das ist lieb, daß du anrufst«, erwiderte die dunkle Frauenstimme. »Hast du deinen großen Truppentransport auf die Reise geschickt, ja?«
Die Stirn des MC krauste sich. »Ich fürchte, du nimmst mich nicht ernst«, sagte er. »Was du so ironisch einen großen Truppentransport nennst, das ist ein Lastzug, der 10 000 Barren Gold von der Federaj Reserve Bank in Manhattan nach Washington in die Tresore des Schatzministeriums bringen muß. 10 000 Kilogramm Gold, kannst du dir überhaupt vorstellen, wieviel das wert ist? Und so was nennst du einen großen Truppentransport! Die Vorbereitungen für diesen Transport haben mich mehr Nerven gekostet als drei Jahre Arbeit in diesem Job. Es sind genau 10 000 Barren zu je einem Kilogramm. Genau zehn Tonnen also…« er wischte sich über die Stirn, die sich mit Schweiß bedeckt hatte, »zehn Tonnen! Natürlich ist alles gut gesichert, aber ich werde doch froh sein, wenn Poove und Valley mich aus Washington anrufen und mir melden, daß der Kram ordnungsgemäß abgeliefert wurde. Eher werde ich wohl keine Ruhe finden… Zum Henker, immerhin handelt es sich um Gold für zwölfeinhalb Millionen Dollar!«
***
Der Wagen, allein hatte ein kleines Vermögen gekostet. Der ganze Kasten hinten war aus doppelten Stahlplatten, die man mit Sperrholz verkleidet hatte. Auf dem Sperrholz stand in großen Lettern Mallys Möbel sind die feinsten! Dabei hatte in diesem Wagen noch nie
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