0192 - Hotel zur dritten Hölle
Geheimnis um ihren Film. Außerdem hatte ich kein richtiges Interesse daran.«
Will lächelte. »Kann ich mir vorstellen.«
»Und Sie haben sich das Hotel danach noch einmal angesehen?« fragte der Kommissar.
Gerd Parg verzog das Gesicht. »Hotel ist gut, Herr Kommissar. Sehen Sie sich die Bruchbude mal an. Da braucht nur mal ein richtiger Sturm zu kommen, und alles fliegt auseinander.«
»Man kann also nicht mehr darin wohnen?«
»Wo denken Sie hin? Das war vor zweihundert Jahren vielleicht der Fall. Da ist es zum erstenmal errichtet worden.«
»Weshalb eigentlich der Name Hotel zur dritten Hölle?«
»Kann ich Ihnen auch nicht sagen. Muß irgendwie mit dem letzten Jahrhundert zusammenhängen und den Nachwirkungen der Franzosenzeit hier. Angeblich sollen dort Feinde getötet und zu Geständnissen gezwungen worden sein. Deshalb wohl der Name.«
»Also nichts Übersinnliches«, meinte Will.
»Nein, wie kommen Sie denn darauf?«
Der Kommissar lächelte. »Hätte ja sein können, nicht?«
Der Förster lächelte. Er nahm einen Schluck Kaffee. »Dann haben Sie also auch von den Geschichten gehört, die man sich erzählt?«
»Nein. Welche Geschichten?«
»Daß dieses Hotel verflucht sein soll. Eben aus dieser Zeit. Das erzählen sich die Menschen in den naheliegenden Dörfern. Weil früher so schreckliche Dinge dort passiert sind, soll ein Fluch auf dem Hotel lasten.«
»Und wie äußert sich der?« erkundigte sich Will.
»Das weiß ich nicht. Ich habe jedenfalls noch nichts davon bemerkt.«
Der Förster lächelte. »Wäre ja auch ein Unding. Ich glaube jedenfalls nicht an diese Dinge.«
»Na ja.«
»Sie etwa, Herr Mallmann?«
Will trank seine Tasse leer. Er gab danach eine diplomatische Antwort.
»Auf jeden Fall gibt es Dinge im Leben eines Menschen, die man nicht so leicht erklären kann.«
»Das stimmt, Herr Kommissar. Aber lassen Sie die Wissenschaft mal dreißig Jahre weiter sein, dann sieht alles schon wieder anders aus. Wenn ich daran denke, was in der Tiefenpsychologie für Experimente gemacht werden, kann einem angst und bange werden.«
Der Kommissar nickte. Er hatte allerdings keine Zeit mehr, dieses Thema näher zu erörtern, und stand auf. »Wenn Sie mir noch den Weg erklären würden, Herr Parg, wäre ich Ihnen sehr dankbar.«
»Natürlich.«
Will sprach auch noch davon, daß ein Engländer im Laufe des Tages kommen würde und höchstwahrscheinlich in Begleitung eines Chinesen wäre.
»Wollen die auch zum Hotel?«
»Ja.«
Gerd Parg grinste. »Dann kann man es ja bald wiedereröffnen, wie ich das sehe.«
»Wohl kaum. Zu abgelegen.«
»Als Liebesnest nicht.«
Beide Männer lachten. Will stieg in seinen Wagen. Er konnte noch ein Stück in den Wald hineinfahren. Es gab da einen Weg, den auch die Holzfäller immer nahmen. Das Filmteam war die Strecke ebenfalls gefahren.
Der Weg war schmal. Will kurvte durch den herbstlichen Wald und über eine Schicht aus bunten Blättern, die von den Reifen des Manta zerdrückt wurden.
Der Opel schaukelte. Manchmal waren es Baumwurzeln, über die er rollte. Dann streifte der Kühler Büsche und Unterholz, bis Will Mallmann zu einem Platz kam, wo Baumstämme gestapelt am Boden lagen. Von hier mußte der Kommissar zu Fuß weitergehen.
Er schloß den Wagen sorgfältig ab, bevor er einen Hang hinaufstiefelte. So brauchte er nicht den normalen Pfad zu nehmen und kürzte ab, wie ihm der Förster versichert hatte.
Er traf hinterher auf den Pfad, der sich am Fuße eines Hügels entlang schlängelte. Hoch wuchsen die Bäume vor Will Mallmann Hier lagen Nadeln auf dem Boden. Sie bildeten einen weichen Teppich. Es war still im Wald. Die Vögel sangen auch nicht mehr. Sie waren längst verschwunden, in wärmere Regionen geflogen.
Nach einer Viertelstunde erreichte Will Mallmann endlich sein Ziel.
Das Hotel zur dritten Hölle!
Der Förster hatte recht gehabt. Von einem intakten Hotel oder Bauwerk konnte man da wirklich nicht sprechen. Das Haus selbst lag auf einer Lichtung. Es bestand aus Holz, mußte früher einmal große Fenster gehabt haben, doch jetzt waren nur noch die Rahmen vorhanden. Sie schimmerten bleich, ausgelaugt von Wind und Wetter. Neben dem Eingang befand sich ein Vorbau, eine Art Wintergarten oder Veranda.
Auch dort fehlten die Scheiben. Dafür hing ein Fliegengitter lose in der Verankerung und bewegte sich im Wind.
Das Hotel besaß noch ein Stockwerk. Auch hier waren keine Scheiben mehr vorhanden. Die Öffnungen der Fenster gähnten wie
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