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0192 - Vorm Sterben einen Drink

0192 - Vorm Sterben einen Drink

Titel: 0192 - Vorm Sterben einen Drink Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vorm Sterben einen Drink
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Kokain wird fast immer in zusammengefalteten Papierbogen weitergegeben, die man allgemein Briefchen nennt.
    »Ich verstehe nicht, daß der Boß nicht längst da ist!« warf ein anderer ein. »Ohne ihn können wir reden, was wir wollen, entscheiden muß er doch selber.«
    »Sicher wird er wieder in dieser blöden Arena unten in der Downtown aufgehalten«, sagte die Baßstimme. »Ich habe ihm schon hundertmal gesagt, er soll doch diese idiotische Volksbelustigung aufgeben. Was verdient er schon dabei? Das große Geschäft macht er doch durch uns.« Zustimmende Rufe wurden laut, aber eine dünne, nasale Stimme rief dazwischen: »Seid nur nicht so eingebildet! In der Hahnenkampf höhle sind die Umsätze fast so hoch, wie ihr sie alle zusammen mit Mühe aufweisen könnt.«
    Betroffenes Schweigen folgte. Die Baßstimme fragte verdattert: »Verkauft der Boß denn seine Briefchen da unten auch?«
    »Na, was denn sonst? Die Hahnenkämpfe sind nur so eine Beigabe. Letzte Woche sind in der Kampfhöhle 60 Briefchen umgesetzt worden! Ist das vielleicht nichts?«
    Eine Zeitlang redeten alle Männer hinter den zugezogenen Vorhängen durcheinander, so daß Phil nichts verstehen konnte. Schließlich aber setzte sich die Baßstimme wieder durch. Und sie sagte etwas, das Phil sehr erschrecken ließ…
    ***
    »… wir haben beide eine entsicherte 38er in der Hand«, sagte die Stimme in meinem Rücken.
    Ich richtete mich langsam auf und drehte mich um.
    Wie zufällig hielt ich die Lampe dabei so, daß ihr Lichtschein die beiden Männer streifte.
    Mit den Pistolen hatten sie zweifellos recht. Jeder von ihnen hielt eine matt schimmernde 38er in der rechten Hand.
    »Laß die Lampe fallen!« rief einer der beiden Halunken böse.
    Ich tat ihm den Gefallen und ließ sie zu Boden fallen. Aber ich verließ mich darauf, daß der grelle Lichtschein ihm doch für einen Augenblick geblendet haben müßte. Meine Faust hatte sehr genau gezielt. Denn in der Dunkelheit um mich spürte ich, wie sie hart gegen das Kinn des Burschen krachte, der links gestanden hatte. Der Schlag ging mir selbst durch Mark und Bein.
    »Verdammt!« fluchte der andere, »Joe, wo bist du?«
    Leider hatten sich auch meine Augen noch nicht wieder richtig an die Dunkelheit gewöhnt. Ich streckte die Arme dahin aus, wo der zweite eben noch gestanden hatte.
    Aber entweder tauschte ich mich in der Richtung, oder der Bursche hatte seine Stellung inzwischen verändert. Ich griff ins Leere. Dafür bekam ich auf einmal einen Schlag gegen das linke Schulterblatt. Eine siedendheiße Schmerzwelle zuckte von der getroffenen Stelle aus blitzartig durch meinen ganzen Körper und machte sich im Gehirn durch ein paar rote Nebel bemerkbar.
    Ächzend warf ich mich herum und stolperte über irgend etwas.
    »Idiot!« keuchte der andere und schlug noch einmal zu. Bevor ich ihm auch nur die Haut kitzeln konnte, krachte seine Pistole genau auf meine Stirn.
    Ein unbeschreibliches Brummen, Summen, Donnern und Zittern schien sich langsam durch meine Gehirnwindungen zu schieben. Ich fühlte, wie es irgendeiner wichtigen Stelle in meinem Kopf unaufhaltsam näherkam.
    Um mich herum war auf einmal alles rot und violett. Ich wunderte mich noch, wie langsam mein Bewußtsein einschlief, dann war es vorbei. Jedenfalls war ich ausgezählt, und zwar nicht nur bis neun.
    Das Wieder-zu-sich-Kommen nach so einem Schlag gegen den Schädel ist ein Vergnügen besonderer Art. Es gibt da verschiedene Stadien, die man manchmal langsamer, manchmal rascher zu durchlaufen hat, bis man da angelangt ist, wo man sich vor dem Schlag befand, nämlich bei einem funktionierenden Bewußtsein.
    Ich schlug mich mit all diesen Erscheinungen herum, und es mag vielleicht eine ganze Viertelstunde gedauert haben, bis ich begriff, warum ich meinen Wunsch, mir die schmerzende Stirn zu streicheln, nicht erfüllen konnte. Ich war nämlich gefesselt.
    Von dieser Entdeckung bis zur nächsten war es kein langer Schritt mehr. Irgendwo weit oben in der undurchdringlichen Finsternis rings um mich herum gab es einen viereckigen Fleck, der heller war als die Dunkelheit sonst. Es mußte ein Fenster sein.
    Ich versuchte meine Beine zu bewegen, aber auch sie waren gefesselt. Außerdem mußte man sie an einem Pfahl, einem Pfeiler oder an etwas Ähnlichem festgebunden haben. Ich hatte einen bitteren Geschmack im Mund.
    Wo mochten sie mich hingebracht haben? Wahrscheinlich war es ein Keller, weil das Fenster so hoch lag. Da hinten schien es auch Mäuse oder

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