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0192 - Vorm Sterben einen Drink

0192 - Vorm Sterben einen Drink

Titel: 0192 - Vorm Sterben einen Drink Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vorm Sterben einen Drink
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Ratten oder anderes Viehzeug zu geben, denn ich vernahm ein leises Scharren. Oder sollte das etwa?
    Ich lauschte gespannt. Ein paar Minuten blieb alles still. Dann erklang wieder ein leises Scharren. Aber es hörte sich eher wie das Scharren eines Riegels an, der ganz langsam bewegt wird.
    Meine Ahnung bestätigte sich. Plötzlich bemerkte ich einen schmalen Schein von Mondlicht, der sich für eine Sekunde enorm verbreiterte und gleich darauf wieder verschwand.
    »Jerry!« rief eine leise Stimme.
    »Na, Gott sei Dank«, brummte ich. »So schnell hatte ich mit deinem Erscheinen nicht gerechnet. Phil. Ich liege hier. Gefesselt. Vielleicht kannst du mal nachsehen?«
    »Ich komme. Gibt es hier drin Fenster?«
    »Nur ziemlich weit oben ein ganz kleines.«
    »Dann kann ich es vielleicht wagen und meine Taschenlampe benutzen.«
    »Wenn du sie immer nach unten richtets, müßte es gehen, ohne daß man oben den Lichtschein sieht.«
    Ein leises, metallisches Geräusch klang auf, als Phil seine Taschenlampe zog und einschaltete. Gleich darauf hatte er mich entdeckt. Ein paar Sekunden später waren auch schon meine Hände frei, die sie mir mit meiner eigenen Krawatte zusammengeschnürt hatten.
    Das teure Ding war völlig zerknittert, so eng und straff hatten sie die Knoten geknüpft.
    Mit meinen Füßen dauerte es länger, denn mangels eines anderen Materials hatten sie eine Rolle Draht verwendet und ihn in unzähligen Schlingen und Windungen um Füße und Pfeiler gerollt.
    Ich merkte erst jetzt im schwachen Licht von Phils Lampe, daß ich mich nicht in einem Keller, sondern in einer Art Gartenlaube befand, deren Dach in der Mitte von einem hohen und starken Pfeiler getragen wurde.
    »Wie kamst du auf den Gedanken, mich hier zu suchen?« fragte ich, während Phil geduldig den Draht abwickelte.
    »Ich konnte ein Gespräch belauschen, das im Innern des Hauses geführt wurde«, erwiderte er leise. »Sie sprachen davon, wer wohl der neugierige Bursche sein könnte, den sie hinten am Fluß niedergeschlagen und einstweilen in die Gartenlaube gesperrt hätten. Na, ich dachte mir gleich, daß eigentlich nur du in Frage kämst, und suchte die Laube. Es war schwierig, denn in der Nähe der kleinen Bucht strolchten zwei von den Burschen herum und suchten mit Fernrohren den Fluß ab. Anscheinend warteten sie auf die Rückkehr des Bootes, das vor langer Zeit schon hinausgerudert ist.«
    Die letzte Schlinge um meine Füße fiel, und ich spürte auf einmal das ameisenhafte Kribbeln in beiden Beinen, das auftritt, wenn die Blutzufuhr einige Zeit eingeengt war. Ich mußte mich zusammennehmen, um nicht zu brüllen, so stark kribbelte und zwickte es in meinen Beinen. Aber es ließ zum Glück verhältnismäßig schnell nach, so daß ich bald allein wieder auf den Füßen stehen konnte.
    »Und was machen wir jetzt?« fragte Phil.
    Ich rieb meine Hände.
    »Jetzt treffen wir alle nötigen Vorbereitungen, um dieses Verbrechernest auszuheben«, sagte ich grimmig. »Und es sollte mich doch wundern, wenn der Chef uns nicht mit allen Leuten unterstützt, die überhaupt zur Verfügung stehen. Ich bin es leid, wie eine Katze um den heißen Brei herumzuschleichen. Komm. Zuerst müssen wir hier verschwinden, damit wir vom Jaguar aus die nötigen Verstärkungen anfordern können.«
    ***
    Phil hielt den Hörer so, daß ich mithören konnte, nachdem er dem Chef alles erzählt hatte, was er beim Belauschen der Gangster erfahren hatte.
    »Geht in Ordnung«, sagte Mr. High, dessen Stimme trotz der Tatsache, daß wir ihn aus dem Schlaf geklingelt hatten, frisch und kraftvoll klang wie immer. »Ich sehe auch nicht ein, warum wir nicht zugreifen sollen, wenn wir die ganze Clique schon zusammen haben. Wieviel Mann brauchen Sie?«
    »20 werden es schon sein müssen«, meinte Phil. »Das Haus ist ziemlich geräumig, und wir müssen es umstellen.«
    »Bleiben Sie am Funksprechgerät!« sagte unser Distriktschef. »Ich werde nur schnell mit dem Einsatzleiter der Nachtbereitschaften sprechen, um zu hören, wie viele Leute eingesetzt werden können. Ich gebe Ihnen gleich Bescheid.«
    Phil steckte sich eine Zigarette an. »Notfalls muß der Chef sehen, daß er ein paar zusätzliche Leute von der Bereitschaft der City Police bekommt«, sagte ich. »Diese Gelegenheit heute nacht dürfen wir nicht verpassen.«
    »Der Meinung bin ich auch«, sagte Phil. »Wir wissen jetzt, daß Meelson ganz groß im Kokaingeschäft drinsteckt. Jeden Tag, den wir ihm länger Zeit lassen, bedeutet,

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