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0193 - Ich heulte mit den Wölfen

0193 - Ich heulte mit den Wölfen

Titel: 0193 - Ich heulte mit den Wölfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ich heulte mit den Wölfen
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sich dabei den Halswirbel gebrochen haben. Anders war dieser schnelle Tod nicht zu erklären. Unter uns im ersten Stock ging die Tür auf, und eine Frau ersuchte keifend um Ruhe. Über uns war es still.
    »Bleib einen Augenblick hier«, sagte ich und rannte hinauf.
    Kein Mensch war zu sehen, die Tür war zu. Ich hielt den Daumen auf die Klingel, aber niemand meldete sich. Die Glasscheibe des Eingangs war zerschlagen. Ich griff hindurch und drückte die Klinke von innen herunter.
    »Hallo«, rief ich. Da flog eine Zimmertür auf, und ein Bulle von einem Mann mit stoppelbärtigem Gesicht und offenem Hemd trat heraus.
    Hinter ihm konnte ich die Umrisse einer mäßig dicken Frau erkennen.
    »Da ist ja schon wieder einer, der rausfliegen will«, grinste er und kam mit wiegenden Schritten auf mich los.
    Ich hatte keine Lust, mich mit dem Kerl zu prügeln. Er war sehr erstaunt, als er in den Lauf meiner Smith & Wesson blickte. Das stoppte ihn.
    »Was wollen Sie?«, fragte er und schien auf den Augenblick zu warten, in dem ich nicht aufpassen würde.
    »Bundespolizei«, sagte ich. »Ich verhafte Sie unter dringendem Mordverdacht. Die Frau, die Sie soeben die Treppe hinuntergeworfen haben, ist tot.«
    Er wich einen Schritt zurück und trotz der schlechten Beleuchtung sah ich, wie er blass wurde.
    »Glaub ihm nicht, Alf. Schmeiß ihn raus«, plärrte die Dicke hinter ihm, aber er hütete sich, eine Bewegung zu machen.
    »Tot…?«, stieß er hervor. »Das habe ich nicht gewollt.«
    Ich sah, wie er zusammensackte. Seine Angriffslust war wie weggewischt.
    »Hallo, Jerry! Brauchst du mich?«, rief Phil hinauf. »Wenn nicht, telefoniere ich nach den Cops.«
    »Tu das! Ich werde hier allein fertig.«
    Dann dirigierte ich das Ehepaar zurück in das Zimmer und folgte, ohne die Waffe zu senken.
    »Setzen Sie sich und legen Sie die Hände auf den Tisch«, befahl ich. Das war jedenfalls sicherer.
    Ich wollte nicht riskieren, dass er oder sie auf den Gedanken kamen, den alten Trick mit dem Tisch zu machen. Wenn man den unter der Kante fasst und dem Gegenüber ins Gesicht warf, kann man mit neunundneunzigprozentiger Sicherheit damit rechnen, dass der erste Schuss in die Decke geht und dass man zu einem zweiten keine Zeit mehr hat.
    Zuerst holte ich meinen Ausweis heraus und schob ihn hinüber. Der Mann warf nur einen Blick auf die Karte in der Zellophanhülle. Er schien dergleichen schon öfter gesehen zu haben.
    »Kannten Sie die Frau, die Sie die Treppe hinuntergeworfen haben, schon vorher?«
    Er schüttelte den Kopf. Seine Frau öffnete den Mund, und da fuhr er sie an.
    »Shut up!«
    »Wer ist diese Familie Miller, die bei Ihnen gewohnt hat, und wie lange waren die Leute hier?«, fragte ich.
    »Der Mann wohnte schon etwas über eine Woche bei uns. Er mietete ein Doppelzimmer und sagte, seine Frau und sein kleiner Junge würden nachkommen. In der vorigen Nacht brachte er sie dann auch mit. Heute Vormittag erhielt er ein Telegramm und sagte, er müsse sofort abreisen. Da das Zimmer noch für zwei Tage vorausbezahlt war, hatte ich nichts dagegen.«
    »Beschreiben Sie mir mal dieses Ehepaar Miller.«
    Bevor er antworten konnte, kam Phil in Begleitung eines Sergeanten der Stadtpolizei.
    »Der Unfallwagen ist schon bestellt«, sagte er. »Ich lasse die Tote zuerst zur Stadtpolizei bringen, damit der Arzt sich mit ihr beschäftigen kann. Was machen wir mit diesem edlen Paar?«
    »Einsperren natürlich«, schlug ich vor und erntete ein wildes Protestgeheul von Seiten der Frau.
    Der Mann war klüger. Er hielt den Mund und schickte sich in das Unvermeidliche.
    »Soll ich den Gefangenenwagen bestellen?«, fragte der Sergeant.
    »Tun Sie das, aber erst will ich mich hier noch etwas unterhalten.«
    Phil setzte sich neben mich, und ich nahm das Ehepaar in die Zange. Die Beschreibung des angeblichen Mr. Miller passte auf niemanden, den ich kannte. Er war groß, schlank, rothaarig und ungefähr 35 Jahre alt. Auf den Händen hatte er große Sommersprossen und auf der rechten Wangen eine Narbe, die von einem Messerschnitt herrühren konnte. Ich nahm mir vor, dem Burschen die Bilder sämtlicher rothaariger Gangster vorlegen zu lassen. Damit würde er sich einige Zeit amüsieren können.
    Mrs. Miller hatte man kaum zu Gesicht bekommen, ebenso wenig wie ihr Kind. Die vage Beschreibung, die ich erhielt, schien auf Doris Fink zuzutreffen, und außerdem hatte der Mann sie Doris gerufen. Jetzt erinnerte sich der Besitzer der Pension SPLENDID plötzlich daran,

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