0194 - Die heimliche Invasion
Isit sich ab.
„Das wäre das", murmelte er, ohne Len dabei anzusehen. „Die Springer sind also echt, wie?"
„Soweit ich es beurteilen kann, jawohl, Sir", antwortete Len.
Isit setzte sich wieder. Ein paar Sekunden lang hatte sein Jagdeifer seiner Vernunft ein Schnippchen geschlagen. Jetzt jedoch hatte er sich wieder völlig in der Gewalt.
„In Ordnung", beendete er die Besprechung. „Jasper, Sie sehen zu, daß die Springer während der Periode des Aufwachens die gehörige Pflege bekommen. Es gibt keinen Grund mehr, sie als Feinde zu betrachten. Wir starten nach Plophos, sobald das Molkex umgeladen ist. Die Springer kommen mit uns'."
Diese Entscheidung brachte Kelso Jasper in Gewissensnöte.
Kelso war nämlich keineswegs davon überzeugt, daß die Gefangenen reine Westen hatten. Es gab da etwas, was ihn gleich zu Anfang stutzig gemacht hatte. Nur war er bislang noch nicht in der Lage, seinen Verdacht klar darzustellen. Deswegen und weil er einer jener Typen war, die sich gern durch vollendete Leistungen Ansehen verschafften, anstatt jeden einzelnen ihrer Schritte in der Öffentlichkeit zu diskutieren, hatte er Isit Huran gegenüber geschwiegen.
Jetzt, nach Isits Entschluß, die Gefangenen so rasch wie möglich nach Plophos zu bringen und ihnen angemessene Pflege angedeihen zu lassen, heulten für Kelso die Alarmsirenen. Er mußte schnell handeln. Es galt, wenigstens einen Springer nochmals zu verhören. Kelso konnte nicht warten, bis die Wirkung der Droge vorbei war. Er mußte sofort handeln. Zwei Verhöre in so dichter Reihenfolge bargen ein gewisses Risiko in sich. Das Gehirn des Befragten konnte unter der Belastung zusammenbrechen und in dauernder Umnachtung versinken. Kelso war jedoch sicher, daß er sein Ziel erreichen könne, wenn er nur ein paar Minuten lang verhörte. Auch seines Erfolges wurde er um so sicherer, je länger er über die Frage nachdachte. War aber sein Verdacht erst einmal bewiesen, dann würde es Isit Huran keinen Deut mehr kümmern, ob einer der Gefangenen zu Schaden gekommen war oder nicht.
Das waren Kelsos Überlegungen. Er kehrte zum medizinischen Labor zurück und begann sofort, seinen Plan in die Wirklichkeit umzusetzen. Zwei der Laborwachen erhielten den Auftrag, das Mädchen Malita aus dem Ruheraum zu bringen. Kelso' machte kein Hehl daraus, daß er sie ein zweites Mal verhören wollte. Er verließ sich darauf, daß die beiden Wachen keine Gelegenheit bekämen, vor der Zeit mit einem der verantwortlichen Offiziere zu sprechen. Er selbst überwachte den Transport der bewußtlosen Gefangenen, und auf eine Frage eines der beiden Wärter gab er zu, Isit habe die Springer für unverdächtig befunden und werde sie nach Plophos bringen lassen. Seine eigene Ansicht zu dieser Frage verschwieg er.
Malita wurde zum Verhör bereitgemacht, danach entließ Kelso die beiden Wachen. Er wollte allein sein, wenn er seinen Versuch anstellte. Ungeduldig verfolgte er die Anzeigen der Instrumente, bis das Mädchen sich zu regen begann und die' Augen öffnete. Ihr Blick war leer und starr zur Decke hinauf gerichtet. Sie stand noch fast unvermindert unter dem Einfluß der Droge. Mit Erleichterung sah Kelso, daß er keine Schwierigkeiten haben würde.
Er begann mit einfachen Fragen nach Geburtsort und Geburtsdatum der Gefangenen und verfolgte, während die Antworten flüssig gegeben wurden, aufmerksam die Aufzeichnungen der automatischen Schreiber. Die Registriergeräte waren auf der Basis der alten Lügendetektoren entwickelt, ihre Funktionen und Fähigkeiten gegenüber denen der Geräte aus der Frühzeit der Psychophysik ungeheuer erweitert. Was Kelso in diesem Augenblick am meisten interessierte, war die Erinnerungs- Kennlinie, ein Gehirnstrom, der die sogenannte Eindringtiefe einer Erinnerung anzeigte - also darüber Auskunft gab, wie frisch oder nachhaltig eine gewisse Erinnerung war.
Die ersten Fragen brachten als Reaktion steile Spitzen der Kennlinie. Name und Geburtsdatum waren üblicherweise die zutiefst liegenden kräftigsten Erinnerungen eines jeden Gehirns.
Kelso stellte danach noch einige belanglose Fragen, die die Erinnerung an eigene Erlebnisse des Mädchens testen sollten.
Dann wechselte er die Taktik. Er fragte nach Erinnerungen an Daten und Ereignisse, die Malita nicht aus eigener Erfahrung besaß. Im Gegensatz zu den Urerinnerungen, die er zuerst abgefragt hatte, erkundigte er sich jetzt nach Nacherinnerungen - solchen Berichten also, die das Mädchen aus zweiter Hand
Weitere Kostenlose Bücher