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0194 - Wenn alle Teufel tanzen

0194 - Wenn alle Teufel tanzen

Titel: 0194 - Wenn alle Teufel tanzen
Autoren: Wenn alle Teufel tanzen
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die beiden Häuser da zu evakuieren. Ich habe noch nie so viele Löschzüge auf einem Haufen gesehen, und trotzdem breitet sich das Feuer in alle Himmelsrichtungen aus.«
    »Ja«, sagte Gay. »Es liegt am Wind. Oben über den Dächern hat er vielleicht eine klare Richtung. Aber hier unten wird er von den Häusern immer wieder abgelenkt. Hier pfeift er aus allen möglichen Richtungen.«
    »Da haben Sie recht«, sagte der Lieutenant. »Haben Sie vielleicht eine Zigarette, Sir? Dieser Esel von Gastwirt rannte noch mal in seine Kneipe, als oben gerade der Dachstuhl zusammenbrach. Ich bin ihm nachgelaufen und habe ihn wieder rausgeholt. Um ein Haar hätte es uns beide erwischt. Die Decke kam runter, als wir gerade zur Tür rauswollten. Ich bekam einen brennenden Balken ins Kreuz. Sie sehen ja, wie meine Uniform aussieht. Zwei Kameraden haben den Wirt und mich unter dem Balken weggezogen. Meine Zigaretten sind nur noch Krümel…«
    Gay musterte den jungen Lieutenant erstaunt. Der Mann konnte höchstens 24 Jahre alt sein. Wenn er trotzdem schon Lieutenant war, mußte er eine gute Schulbildung haben. Bisher hatte Gay die Polizisten immer als eine Art Feinde angesehen, mit denen sich durch die häufigen Begegnungen ein gewisses vertrauliches Verhältnis ergeben hatte.
    Aber trotzdem blieben sie seine Feinde. In dieser Nacht sah er die Polizisten plötzlich von einer ganz anderen Seite. Er sah, wie sie ihr Leben einsetzten, um Menschen zu retten, die sie vielleicht nie vorher gesehen hatten.
    »Da«, sagte er und schüttelte eine Zigarette aus seinem recht zerknautschten Päckchen. »Da, Sir! Und hier ist Feuer.«
    Der junge Lieutenant nickte dankbar. Als er den ersten Rauch ausblies, sagte er: »Ich heiße Bill. Sie sind sehr freundlich.«
    »Ich heiße Gay«, erwiderte der Dieb. Und irgend etwas in seinem Herzen freute sich, als ihm der junge Lieutenant die Hand gab. Gay stammte aus den Slums im finstersten Winkel der Bronx. Einen wahren Freund hatte er zeit seines Lebens nicht gehabt. Seinen Vater kannte er nicht. Die Mutter war gestorben, als er 17 war.
    Er erinnerte sich ihrer nur verschwommen. Denn die meiste Zeit hatte er mit sich allein zugebracht. Seine Mutter hatte vor ihrem Tode und seit er denken konnte, als Kellnerin in einer billigen Kneipe gearbeitet. Von morgens zehn bis nachts drei oder vier. Wann hatte er sie anders als müde, wortkarg und mürrisch gesehen?
    »Gibt’s nicht was zu tun, was ein bißchen… hm… ein bißchen aufregender ist?« fragte er plötzlich den Lieutenant. »Die Leute da aus den Häusern herausholen, die noch nicht brennen, das können doch auch andere machen.«
    »Sie sind verheiratet, Gay?« fragte der junge Polizeioffizier.
    »Nein. Ich habe keinen Menschen, der sich um mich den Kopf zerbricht.«
    »Dann könnten Sie - natürlich nur, wenn Sie wollen, die Geschichte ist heikel - mir bei etwas helfen, Gay.«
    »Gern, Bill«, sagte Gay Robins. »Was ist es denn?«
    Der Lieutenant sah sich um, ob niemand in der Nähe sei, der sie belauschen könnte. Dann beugte er sich vor. Sein vom Feuer rotzuckend beleuchtetes Gesicht wirkte auf einmal viel älter. »Gleich um die Ecke ist das Sprengstofflager der Pennsylvania Mining Company«, sagte er halblaut. »Wir müssen noch ungefähr zehn Minuten warten, bis die Feuerwehr den Zugang freigelegt hat. Danach muß das Dynamit und was sonst dort liegt, auf einen Lastwagen geladen und abtransportiert werden. Ich habe bis jetzt drei Freiwillige dafür. Aber je mehr wir sind, um so schneller ist die Sache erledigt. Aber ich sag’s Ihnen gleich, Gay, die Geschichte kann schiefgehen!«
    Gay blickte auf seine Fußspitzen. Als er den Kopf hob, sagte er: »Mehr als einmal sterben kann man nicht - oder?« Der Lieutenant grinste leicht. »Nein«, sagte er. »Das kann man wirklich nicht. Gay, was haben Sie auf einmal? Kennen Sie jemand von den Leuten?«
    Gay Robins starrte wie gebannt auf den Hauseingang eines der Häuser, die wegen der Feuergefahr evakuiert wurden. Eine Traube Menschen quoll heraus. Unter ihnen befand sich eine Frau, die eine prall gefüllte Einkaufstasche trug. Sie fiel damit nicht auf, denn alle Hausbewohner schleppten Gepäckstücke mit sich.
    »Nichts weiter«, murmelte Gay. »Da ist nur eine Frau, die ich heute früh zufällig in einem Warenhaus sah. Nichts von Bedeutung…«
    ***
    »He, he«, knurrte ich, als mir bewußt wurde, daß jemand mein Gesicht tätschelte. Ich schlug die Augen auf und sah Phil.
    Er grinste. »Na, Gott sei
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