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0194 - Wenn alle Teufel tanzen

0194 - Wenn alle Teufel tanzen

Titel: 0194 - Wenn alle Teufel tanzen
Autoren: Wenn alle Teufel tanzen
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vorn an der Straße lag. Von ihm bis zur Bude mochten es 15 Schritte sein. Ich richtete mich auf, nahm den Smith and Wesson fester in die Hand und wollte losjagen.
    »Sie sollten sich was schämen, Sie Lümmel!« sagte auf einmal jemand hinter mir.
    Ich war so verdattert, daß ich mich wirklich umdrehte.
    Hinter mir stand ein alter Mann, der sich von einem Skelett nicht mehr stark unterschied. Die Kleider schlotterten an ihm wie an den Stangen einer Vogelscheuche. Aber immerhin war dieser Alte rüstig genug, mit einem Schritt bei mir zu sein, mir mit der linken Hand auf die Finger zu klopfen, die meinen 38er hielten, und mich gleichzeitig mit der rechten Hand am Mantelrevers zu packen.
    Er streckte mir seine Habichtsnase so weit entgegen, daß unsere beiden Nasenspitzen höchstens noch ein paar Millimeter voneinander entfernt waren. Seine Augen funkelten zornig.
    »Werfen Sie das Schießeisen weg!« kreischte er. »Schämen Sie sich! Ein junger Mann wie Sie und mit einem Schießeisen den wilden Räuber spielen! Wenn ich nur meinen Spazierstock bei mir hätte, dann würde ich Ihnen schon zeigen, was Sie verdient haben!«
    »Aber, Sir, ich…« brachte ich mühsam heraus.
    Aber er schnitt mir das Wort ab. Und er tat es mit beachtlicher Energie. »Halten Sie den Mund! Sie sollten sich schämen! Sehen Sie denn nicht, was in dieser Straße vor sich geht? Und Sie unverschämter Patron haben sich wohl eingebildet, das wäre die beste Gelegenheit für einen Raubzug in einer Tankstelle, was? Mund halten! Jetzt rede ich! Werfen Sie endlich das Ding da weg! Los, wird’s bald!«
    Diesmal wurde auch er unterbrochen, und zwar von etwas, das stark genug dazu war. Irgendwo gab es plötzlich eine Explosion, vielleicht 100, vielleicht nur 30 Meter von unserem Standort entfernt. Wir rissen die Köpfe hoch und sahen eine häuserhohe Feuersäule brodelnd in den Himmel schießen. Glühende Wrackteile flogen wie lustige Funken auseinander.
    In dem Augenblick, als uns die Druckwelle traf, wollte ich etwas schreien, aber es ging so unglaublich schnell, daß ich keinen Ton mehr herausbrachte. Ich sah mit vor Entsetzen weit aufgerissenen Augen etwas rötlichweiß Glühendes durch die Luft auf uns zustürzen, wobei es mehr und mehr in rasender Geschwindigkeit an Größe gewann und schließlich mit ungeheurem Getöse direkt auf die Tankstelle stürzte.
    Wie in Großaufnahme und in Zeitlupe hob sich der Erdboden. Eine ungeheure Feuerlohe schoß so hoch empor, daß kein Ende abzusehen war. Und dann fegte mich eine ungeheure Faust hinweg. Auf einmal krachte ich gegen irgend etwas und dann war’s auch schon vorbei.
    ***
    Sam Horace und Gay Robins waren nur noch wenige Schritte von dem Schuppen entfernt, als sie in ihrem Rücken die Explosion hörten. Erschrocken drehten sie sich um. Aus weit aufgerissenen Augen sahen sie die Feuersäule, die in den Himmel schoß. Sie kam aus der Mitte des brennenden Hauses, das sie erst vor ein paar Minuten verlassen hatten.
    Trümmer wirbelten umher und prasselten auf die Erde zurück. Wie durch ein Wunder entgingen sie einem scharfkantigen, rotglühenden Metallteil, das dicht neben ihnen niederstürzte und sich kreischend ein Stück in den Boden grub.
    »Glück gehabt«, sagte Lieutenant Horace. Seine Stimme klang heiser. Er wischte sich den Schweiß von der Stirn und starrte auf das glühende Metall, dessen helles Rot allmählich dunkler wurde.
    Gays Mund stand offen. Ein paar Sekunden waren sie beide wie gelähmt. In ihren Pupillen spiegelte sich unendlich klein der Brand wider, der dicht neben ihnen wütete.
    »Na, kommen Sie!« sagte Horace. »Wollen mal sehen, auf welchem Wege dieser Leary getürmt ist.«
    »Ja, Sir«, sagte Gay ergeben und ging hinter dem Lieutenant her.
    Der Brand des Eckhauses an der Einfahrt beleuchtete die Szene jetzt auf eine gespenstische Art. Ohne daß sie es bemerkt hatten, war die Dämmerung des Spätnachmittags unter dem Einfluß des dichtverhangenen Himmels so weit vorangeschritten, daß es schon fast dunkel war. Um so greller züngelten, zuckten und flackerten die Flammen.
    Horace stieß die kleine Tür auf, die in das große Tor eingefügt war. Er stand einen Augenblick still, holte dann sein Feuerzeug heraus und schnipste. Das kleine Flämmchen beleuchtete nur spärlich die Düsternis in der Bude.
    Gay schob sich folgsam hinter dem Lieutenant her in das Innere des Schuppens. Links hinten schien die Wand Löcher zu haben, die man mit Säcken verhängt hatte. Ungefähr in der
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