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0194 - Wenn alle Teufel tanzen

0194 - Wenn alle Teufel tanzen

Titel: 0194 - Wenn alle Teufel tanzen
Autoren: Wenn alle Teufel tanzen
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Mitte führte eine Holztreppe hinauf zu einer Art Obergeschoß. Das Geländer war auf der linken Seite zerbrochen.
    »Seltsam«, murmelte Horace, während er sein Feuerzeug dicht an das Geländer hielt.
    »Was denn?« fragte Gay.
    »Die Bruchstelle ist ganz frisch. Kann noch nicht einmal einen Tag alt sein. Ich will mal nachsehen, was es da oben gibt. Warten Sie hier, Robins!«
    »Ja, Lieutenant«, erwiderte Gay und blieb in der Finsternis zurück. Das kleine Licht des Feuerzeuges entfernte sich in Horaces Hand. Er verschwand oben hinter einer Tür, die nur angelehnt war.
    Gay Robins suchte in seinen Taschen nach Zigaretten. Er fand ein zusammengedrücktes Päckchen in der linken Hosentasche. Die Streichhölzer entdeckte er in der rechten Rocktasche.
    Er steckte sich eine Zigarette an und rauchte langsam. Durch die Ritzen in den Bretterwänden schimmerte das zuckende Licht des Feuers.
    Wäre er ein guter Beobachter gewesen, hätte ihm auffallen müssen, daß hinter den Säcken nicht der rote Schein des Feuers loderte, sondern schwärzeste Finsternis zu sehen war. Dort mußte sich also noch etwas anderes befinden, das stark genug war, den Lichtschein abzuhalten. Aber Gay rauchte seine Zigarette und dachte über Lac nach.
    Eigenartig war es schon, wie sich Leary benommen hatte. Aber Gay glaubte nicht, daß er der Mörder sein könnte. Learys treuer Blick, seine biedere Ehrlichkeit und nicht zuletzt seine Dummheit und Naivität paßten nicht zu einem raffinierten Mörder. Und hätte Leary tatsächlich den Alten in einem Wutanfall ermordet, so wäre er sicher nicht in der Nähe geblieben, bis jemand den Mord entdeckte.
    Während Robins so die Sache von allen Seiten her durchdachte, kam Horace zurück. »Da oben scheint er seine Wohnung zu haben«, sagte er. »Aber natürlich ist der Vogel ausgeflogen. Sie hätten ihn festhalten sollen, bis ich kam!«
    »Wie sollte ich das?« erwiderte Gay achselzuckend. »Ich bin kein Polizist. Ich kann keinen Menschen zwingen, irgendwo zu bleiben, wenn er Weggehen will. Sollen wir uns hier unten noch umsehen?«
    »Das will ich auf jeden Fall tun«, sagte Horace. »Obgleich ich jetzt schon weiß, daß es keinen Zweck haben wird. Wir finden Leary bestimmt nicht hier. Aber der Kerl soll sich verrechnet haben. Sobald in der Straße draußen wieder alles in Ordnung ist, wird er seinen Steckbrief von jeder Anschlagsäule leuchten sehen. Er kann uns nicht entwischen.«
    »Ich glaube nicht, daß er es war«, sagte Gay.
    »Sich darüber Gedanken zu machen, sollten Sie uns überlassen«, brummte Horace und sah sich nun auch noch unten in der Bude um.
    Allerdings beging selbst er als geilbter Kriminalist einen Fehler dabei. Er war schon vor der Suche davon überzeugt, daß er nichts finden würde. Also gab er sich keine sonderliche Mühe. Hinter die Säcke blickte er nicht.
    »Keinen Zweifel«, knurrte er nach einer Weile. »Hier steckt er nicht. Ihre Adresse habe ich mir aufgeschrieben. In ein paar Tagen werde ich Sie vorladen, damit wir ein Protokoll aufsetzen, wie Sie die Leiche gefunden haben.«
    »Ja, Sir«, nickte Gay ergeben.
    »Sonst brauche ich Sie nicht mehr«, meinte Horace, während sie zusammen den Schuppen wieder verließen. »Vielen Dank für Ihre Hilfe, Mr. Robins.«
    »Keine Ursache«, sagte Gay. Und er dachte: Die Polizisten können ganz vernünftige und ziemlich höfliche Burschen sein, wenn man nichts ausgefressen hat. Diese Erfahrung machte er zum erstenmal. Denn bisher hatte er immer nur mit der Polizei zu tun, weil man ihn wieder einmal bei einer kleinen Dieberei erwischt hatte.
    Nachdenklich geworden, folgte er Horace schnell durch die Einfahrt, in der eine brüllende Hitze von der Glut des Feuers herrschte. Als sie auf die Straße gelangten, krachte hinter ihnen das brennende Haus in sich zusammen. Erschrocken warfen sich die beiden Männer herum.
    In der Einfahrt lag jetzt ein brennender Trümmerhaufen. Ein paar Minuten später leckten die Flammen auch schon an dem Gebäude der Versicherungsgesellschaft empor.
    »Hallo, Sie da!« rief jemand.
    Gay drehte sich wieder um. Ein junger Polizeioffizier stand in der Nähe. Von Horace war nichts zu sehen. Gay ging zu dem Offizier und fragte, was er wünsche.
    Der blutjunge Lieutenant, dem die Uniform in Fetzen vom Körper hing, nahm sich die Schirmmütze ab, wischte sich das schweißnasse Gesicht trocken und setzte die Mütze wieder auf. »Wenn Sie nichts anderes zu tun haben«, keuchte er, »könnten Sie unseren Leuten helfen,
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