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0194 - Wenn alle Teufel tanzen

0194 - Wenn alle Teufel tanzen

Titel: 0194 - Wenn alle Teufel tanzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wenn alle Teufel tanzen
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mit den Fingern nach dem Kettchen, an dem zwei kleine Schlüssel hingen. Als er sie gefunden hatte, war er zufrieden und erzählte weiter.
    »Als ich drüben in die Einfahrt rein wollte, kamen mir zwei Männer entgegen. Ich hatte sie noch nie vorher gesehen. Sie gingen auch an mir vorbei, ohne Notiz von mir zu nehmen. Aber nach drei Schritten drehten sie sich um und liefen mir nach. Ich hörte es natürlich und warf mich schnell herum. Aber da stach der eine schon zu. Ich bekam das Messer hier unten in die Brust.«
    Er zeigte auf eine Stelle an seiner linken Seite, wo schon die kurzen Rippen saßen. Natürlich erzählte er nicht sehr flüssig, sondern machte oft eine Pause, um neue Kräfte zu sammeln.
    »Sie rissen mir die Tasche aus der Hand«, fuhr er fort, »und verschwanden damit zur Straße hin. Ich schrie um Hilfe, sobald ich den ersten Schreck und Schmerz überwunden hatte. Aber es dauerte noch eine Weile, bis vorn auf der Straße ein paar Polizisten vorbeigingen. Ich rief sie an. Sie kamen in die Einfahrt herein. Sie brachten mich hier in diesen Hausflur und besorgten den Sanitäter.«
    »Sie sind sicher, daß Sie die beiden Männer nie vorher gesehen haben?«
    »Ganz sicher.«
    »Wer hat noch davon gewußt, daß Sie heute mit einer hübschen Summe Bargeld hier in die Gegend kommen würden?«
    »Der Chef meiner Bank und seine Sekretärin.«
    »Das sind doch bestimmt nicht alle? Mindestens ein Kassierer wird doch auch noch davon gewußt haben!« wandte Phil ein.
    Hector schüttelte den Kopf. »Nein, Mister. Der Kassierer zählte das Geld nur ab, aufgrund der Anweisung, die er vom Chef bekam. Wo ich es hinbringen sollte, wissen nur der Chef und seine Sekretärin.«
    Ich überlegte. Rein theoretisch gab es zunächst zwei Möglichkeiten. Entweder hatten die Gangster von dem Erscheinen des Bankboten vorher gewußt und auf ihn gewartet. In diesem Falle mußten sie es irgendwoher erfahren haben.
    Wenn der Bote die Wahrheit sprach, konnten sie es nur aus drei Quellen erfahren haben: vom Chef der Bank, von der Sekretärin oder von dem Boten selbst.
    Die zweite Möglichkeit bestand darin, daß sie nur zufällig auf den Bankboten gestoßen waren und die Gelegenheit ausgenutzt hatten.
    Aber woher sollten sie wissen, daß es ein Bankbote war? In New York rennen täglich Hunderttausende mit Aktentaschen herum.
    »Was für eine Kleidung trugen Sie?« fragte ich aus meinen Gedanken heraus. »Zivile Kleider oder eine Bankuniform?«
    »Eine Bankuniform. Dahinten muß mein Jackett irgendwo liegen, auch meine graue Mütze.«
    »Kann man an der Uniform erkennen, daß Sie für eine Bank arbeiten?«
    »Natürlich. Steht doch groß und breit auf dem Mützenband.«
    Damit gewann auch die zweite Möglichkeit an Wahrscheinlichkeit. Die beiden Gangster hatten im Vorbeigehen gelesen, daß der Mann mit der Aktentasche von einer Bank war. Die Vermutung, daß er in der Tasche Geld haben könnte, war immerhin naheliegend. Sie verständigten sich schnell, drehten sich um und nutzten die günstige Gelegenheit zu einem blitzschnellen Überfall aus.
    »Können Sie uns die beiden Männer beschreiben?« fragte Phil.
    »Nicht besonders. Es ging so schnell, daß ich sie mir nicht lange ansehen konnte. Aber ich will’s versuchen…«
    Er lieferte uns eine Beschreibung, mit der nicht allzu viel anzufangen war. So sehen in New York viele Männer aus. Irgend etwas besonders Auffälliges hatte er an ihnen nicht beobachtet, weder an der Kleidung noch im Gesicht, noch im ganzen Verhalten der Männer. Durchschnittsburschen…
    »Okay«, sagte ich und richtete mich wieder auf. »Wir wollen Sie jetzt nicht länger aufhalten. Man wird Sie sicher in ein Krankenhaus bringen wollen.«
    Der Sanitäter nickte zustimmend. Wir verabschiedeten uns und traten wieder auf die Straße, uns unterwegs eine Zigarette ansteckend.
    Draußen sagte Phil: »Was meinst du zu der Geschichte?«
    Ich zuckte die Achseln. »Da ist noch alles möglich. Er kann selber die Tasche irgendwo versteckt haben und sich dann das Messer einen oder zwei Zentimeter tief an einer nicht sehr gefährlichen Stelle in die Seite gestoßen haben. Für solche Menge Dollars haben andere Leute schon ganz andere Dinge auf sich genommen.«
    »Es kann auch sein, daß er wirklich überfallen wurde!« sagte Phil.
    »Selbstverständlich«, stimmte ich zu. »Nur eins scheint mir im Augenblick völlig unmöglich zu sein: die Täter zu finden. Nach seiner Beschreibung müßten wir so ziemlich jeden zehnten Mann

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