0194 - Wenn alle Teufel tanzen
erwiderte Horace.
»Mit einem Messer?« wiederholte ich. »Sonderbar. Der Bankbote ist auch mit einem Messer angefallen worden.«
»Donnerwetter, ja!« murmelte Horace. »Ob es da Zusammenhänge gibt?«
Ich zuckte die Achseln. »Das weiß der Himmel. Aber möglich wäre das schon. Hören Sie mal, Horace, wir sind nur zwei Mann und Sie nur einer. Mehr Leute können wir jetzt nicht kriegen, denn die anderen haben alle Hände voll zu tun. Wollen wir drei uns nicht zusammentun? Wenn die Fälle vielleicht doch zusammengehören, ist es auch das beste, wenn wir Zusammenarbeiten. Stellt sich heraus, daß das eine nichts mit dem anderen zu tun hat, so können wir uns immer noch trennen.«
»Einverstanden«, sagte Horace, ohne eine Sekunde zu zögern. »Ich frage mich nur, was wir überhaupt tun können. In diesem Durcheinander hat doch kein Mensch Zeit, um Ihnen auch nur drei Fragen zu beantworten.«
»Das ist leider wahr«, gab ich zu. »Aber ich habe mir folgendes überlegt: Nehmen wir einmal an, daß alle Verbrechen, die jetzt hier in den letzten Stunden geschehen sind, von einer Bande ausgeführt wurden, die in dem allgemeinen Chaos ihre Chance sieht. Dann müssen es doch immer dieselben Leute sein, die aktiv werden. Nehmen wir weiter an, daß auch die angezeigten Diebstähle auf das Konto der Bande gehen, so wäre es denkbar, daß die Gangster unter dem Vorwand, sie helfen beim Retten und Bergen persönlicher Besitztümer, ihre Diebstähle ausführen. Wollen wir uns nicht mal bei den Leuten, die bestohlen worden sind, umhören, wer alles geholfen hat, ihre Sachen angeblich vor dem Feuer zu retten? Könnte doch sein…«
Horace begriff sofort, denn er unterbrach mich mit den Worten: »Könnte sein, daß wir überall dieselben Leute am Werke finden, was? Das ist ein guter Gedanke, Cotton! Kommen Sie! Ich weiß, wo der Juwelier jetzt steckt, dem zwei Kästen mit Schmuck entwendet worden sind.«
Wir liefen Horace nach, der es auf einmal sehr eilig hatte. Über straff gefüllte Feuerwehrschläuche sprangen wir hinweg hinter dem Lieutenant her, der die Straße hinablief bis zu einem großen Block, der in den unteren Etagen Büros zu enthalten schien, während weiter oben anscheinend Wohnungen waren. Horace betrat die große Halle dieses Hauses und sah sich suchend um.
Eine Menge Leute hockten in der Halle. Es waren zum größten Teil Familien, die durch das Feuer obdachlos geworden waren. Kinder schliefen auf Koffern und Kartons, dürftig mit Decken zugedeckt. Frauen weinten leise vor sich hin. Ein paar Männer saßen unrasiert, müde und rauchend herum. Andere diskutierten lebhaft miteinander.
Horace stieg über Koffer, Kästen und Kartons hinweg und suchte. Schließlich winkte er uns. Ziemlich weit hinten in der Halle hatte er den Juwelier gefunden. Das war ein schmächtiges Männchen mit Scheitelglatze im Alter von ungefähr 50 Jahren. Nachdem Horace uns miteinander bekannt gemacht hatte, stellten wir unsere Fragen.
Der Juwelier berichtete, daß ihm außer zwei Feuerwehrleuten und seinen beiden Gehilfen noch zwei unbekannte Männer beim Ausräumen seines Geschäfts geholfen hätten. Natürlich habe er ihre Hilfe begrüßt, denn das Feuer wütete bereits in den Nachbarräumen des Geschäfts, und jeden Augenblick war der Einbruch der Flammen auch in sein Revier zu befürchten. Nachdem sie jedoch das Geschäft bis auf das Mobiliar hatten ausräumen können, seien die beiden fremden Männer auf einmal verschwunden gewesen. Erst ungefähr eine halbe Stunde später habe er entdeckt, daß auch zwei große Kästen fehlten, in die er kurzerhand die Schaufensterauslagen geworfen habe.
»Was schätzen Sie, wie hoch der Wert dieser beiden Kästen war, oder besser: des Inhalts der beiden Kästen?«
Er breitete die Arme aus und seufzte: »Das ist sehr schwer zu sagen. Es mögen vielleicht für insgesamt 40 000 Dollar Goldwaren, Steine in den verschiedensten Fassungen, goldene und zum Teil mit Juwelen besetzte Uhren und ähnliche Schmuckwaren gewesen sein.«
Phil stieß einen leisen Pfiff aus. Das war ein hoher Betrag. Aber selbst wenn der Mann sehr übertrieben hatte und man nur die Hälfte als wirklichen Wert annahm, blieb es immer noch ein kleines Vermögen.
»Können Sie uns die beiden Männer beschreiben?« fragte ich.
Der Juwelier gab sich alle Mühe. Phil und ich stellten ab und zu eine Zwischenfrage, wodurch wir noch die eine oder andere Kleinigkeit erfuhren. Schon nach kurzer Zeit warf mir Phil einen bezeichnenden
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