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0195 - Im Schloß der Bestien

0195 - Im Schloß der Bestien

Titel: 0195 - Im Schloß der Bestien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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hartem, russischen Akzent. »Lykow«, klang es aus der Muschel.
    »Pjotr Lykow persönlich? Hier ist Professor Zamorra!«
    Ein paar rasche russische Worte kamen, dann: »Ja, ich bin Pjotr. Von wo aus rufen Sie an, Professor? Wir hatten uns schon Sorgen gemacht. Vor einer Stunde habe ich meine Tochter nach Oxford geschickt, um nach Ihrem Verbleib zu forschen.«
    Zamorra sah durch die Verglasung nach draußen und fand tatsächlich ein Straßenschild, das er durchgab. »Haben Sie eine Möglichkeit, mit Ihrer Tochter in Verbindung zu kommen und sie zu unterrichten, Mister Lykow?«
    »Ja«, sagte der Schloßherr. »Sie wird Sie finden und herlotsen. Sie haben Ihre Sekretärin mitgebracht?«
    »Ist sie nicht bei Ihnen?« fragte Zamorra bestürzt. »Sie wollte vorfahren!«
    »Hier nicht eingetroffen, Zamorra«, kam die knappe Antwort. »Vielleicht hat sie sich verirrt. Es gibt mehrere Wege, die zu Lykows Schloß führen.«
    »Das begreife ich nicht«, murmelte Zamorra, aber dann knackte es in der Leitung. Nichts kam mehr durch. Zu den höflichen Menschen schien Lykow nicht zu gehören.
    Nicole war also auch nicht im Schloß! Also mußte ihr etwas zugestoßen sein.
    Langsam verließ Zamorra die Telefonzelle und ging auf den grünen Universitätsford zu. Was war mit Nicole geschehen? Hatte sie einen Unfall? Möglich war alles, und Zamorra spielte schon mit dem Gedanken, bei Polizei und Krankenhäusern anzurufen, als er einen Geländewagen heranrollen und anhalten sah. Eine junge Frau im gelben Hosenanzug sprang aus dem Landrover. »Monsieur Zamorra?«
    Der Parapsychologe sah die Schwarzhaarige an. »Bin ich«, sagte er.
    »Tamara Lykow«, stellte sie sich vor. »Mein Vater teilte mir mit, wo ich Sie finden konnte. Sie haben einen Wagen?« Fragend sah sie den Ford an.
    Zamorra nickte. »Ein Fahrzeug der Hochschule. Das ging aber schnell mit Ihnen.«
    Sie lächelte knapp. »Wenn Sie dann bitte hinter mir her fahren wollen?«
    »Selbstverständlich«, sagte er. Sie verschwand wieder im Wagen. Zamorra verfolgte ihre geschmeidigen Bewegungen, die wie die eines Raubtiers wirkten. Dann stieg er selbst ein, startete und ließ sich von dem Landrover aus der Stadt lotsen.
    Während die Dämmerung einsetzte, überlegte er, was ihm unterbewußt aufgefallen war. Eine kleine Unstimmigkeit nur.
    Und dann hatte er es.
    Lykow hatte behauptet, er besäße eine Möglichkeit, mit seiner Tochter in Verbindung zu kommen, und sie hatte auch gesagt, von ihm unterrichtet worden zu sein. Aber auf welchem Wege?
    Der Landrover besaß keine Antenne. Weder für ein Radio noch für Funk oder Telefon.
    Es gab keine Möglichkeit zur Kommunikation.
    ***
    Nicole sah den Schatten am Fenster. Sie fuhr herum und starrte das Gesicht an, das sich ihr kurz zeigte. Ein schwarzhaariger Mann hatte nach drinnen geblickt. Jetzt tauchten Fäuste auf. Fäuste mit behaarten Handrücken. Sie schlossen sich um die Eisenstäbe.
    Nicole sprang auf. Wer war der Mann? Was beabsichtigte er? Sie zu befreien?
    Es gab keine andere Möglichkeit. Aber wer war er? Ein Mensch aus dem Dorf? Oder jemand, der von Zamorra geschickt worden war?
    »Wer sind Sie?« fragte sie leise, während sie ans Fenster trat.
    Das Kellerfenster schloß mit der ebenen Erde ab, und auf der hockte der Mann, dessen Fäuste die beiden inneren Gitterstäbe umfaßte. Nicole sah, wie sich die Muskeln unter dem dunklen Overall spannten. Aber der Fremde keuchte nicht einmal.
    Die Eisenstäbe saßen fest.
    Er wollte sie aus ihrer Verankerung reißen!
    Nicole hatte selbst einmal kurz daran gerüttelt und wußte, daß es unmöglich war, sie herauszureißen. Es bedurfte schon außerordentlicher Kräfte, wie sie kein Mensch besaß, den sie kannte.
    Schweigend riß der Mann an den Eisenstäben. Sie begannen sich leicht zu biegen.
    Und dann knirschte und knackte es im Mauerwerk. Krachend flogen die beiden Stäbe nach draußen. Der Fremde kippte, raffte sich aber sofort wieder auf. Nicole maß die Lücke ab, die entstanden war. Aber es klappte noch nicht. Die beiden äußeren Stäbe mußten auch noch verschwinden.
    Mit denen machte sich der Fremde weniger Arbeit, benutzte einen der herausgebrochenen Stäbe als Hebel und lockerte die Eisenstangen, bis er sie bequem aus dem Fenster nehmen konnte.
    Nicole pfiff leise durch die Zähne. Die Kraft des Fremden war unheimlich. Aber jetzt galt es, die Chance zu nutzen. Sie griff zu, zog sich mit einem Klimmzug empor und schob sich durch das Kellerfenster nach draußen. Der Fremde

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