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0195 - Im Schloß der Bestien

0195 - Im Schloß der Bestien

Titel: 0195 - Im Schloß der Bestien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Aktivitäten entfesseln konnte, aber wie dies geschah und aus welchem Grund, blieb ungeklärt.
    Zwischen seinen Fingern konnte er fühlen, wie sich ein Teil der geheimnisvollen Kraft aufbaute, die ihm schon mehrfach das Leben gerettet hatte oder bestimmte Wunderdinge auszuführen in der Lage war.
    »Fenrir«, murmelte er. »Was ist geschehen?«
    Und plötzlich konnte er die Gedanken des Wolfes erkennen. Als Bilder nur, verwaschen und nicht immer exakt auszuloten, aber dazu reichte das Training des Wolfes nicht aus. Fenrir war darin geschult worden, Gedanken zu lesen, nicht sie auszusenden, und die Gedankenstruktur des Tieres unterschied sich stark von der des Menschen, so daß Zamorra etwas Mühe hatte, die Eindrücke entsprechend umzusetzen.
    Er sah das Dorf, sah ein Wesen, das in Fenrirs Erinnerung als sanft, fröhlich und weich auftauchte, in einem Haus verschwinden. Es mußte Nicole gewesen sein. Das Haus ähnelte einem kleinen Drugstore oder Pub. Dann kam ein hartes, feindliches Wesen, und in seiner Hand in der Wolfserinnerung überdeutlich ausgeprägt ein Gewehr.
    Ein kurzer Kampf. Nicoles Auftauchen. Flucht. Der Unfall. Fenrir war aus dem Wagen gesprungen und geflohen. Irgendwie hatte er Nicoles rufende Gedanken aufgenommen. Sie war in Gefahr. Und die Gefahr hatte etwas mit dem Dorf zu tun, mit ihm und seinen Bewohnern.
    Zamorra löste sich aus seiner Halbtrance, in der er in der Wolfserinnerung gelesen hatte. »Nicole ist also noch im Dorf?« vergewisserte er sich noch einmal. Fenrir nickte.
    Zamorra verschloß das Hemd über dem Amulett wieder, dessen Aktivität abgeklungen war. Der Parapsychologe verfügte selbst über schwache telepathische Fähigkeiten, aber sie hätten nie ausgereicht, in der Erinnerung eines völlig artfremden Wesens zu graben, wenn er nicht das Amulett als Verstärker und die vorangegangene Schulung des Wolfes gehabt hätte. Denn nicht einmal bei allen Menschen klappte es.
    Es war fast dunkel geworden. In der Ferne glommen zwei dicht beieinanderliegende rötliche Punkte. Tamaras Landrover? Hatte die dort, weit von ihm entfernt, endlich angehalten und wartete darauf, daß er aufschloß?
    »Den Teufel werde ich tun«, murmelte er. »Nicole ist wichtiger, und wenn die liebe Miss Lykow etwas von mir will, soll sie gefälligst herkommen, verflixt!« Mit einem schnellen Handgriff schaltete er die Warnblinkanlage ein.
    Jetzt endlich regte sich etwas. Die roten Punkte wurden größer. Der Landrover setzte mit hoher Geschwindigkeit die ganze Strecke zurück und stoppte kurz vor dem Ford. Das schwarzhaarige Mädchen im gelben Hosenanzug sprang aus dem Wagen.
    »Haben Sie eine Panne? Steigen Sie zu mir ein!« verlangte sie.
    Fenrir knurrte drohend. Tamara sah ihn überrascht an. »Fedor?« entfuhr es ihr, dann aber zuckte sie zurück.
    »Sie kennen meinen grauen Freund?« fragte Zamorra.
    »Nein.«
    »Aber Sie riefen ihn doch gerade an«, lächelte der Parapsychologe.
    »Sie müssen sich geirrt haben«, sagte sie. »Halten Sie bloß das Viech fest. Der kann aber nicht ins Schloß!«
    »Ich habe auch augenblicklich nicht die Absicht, das Schloß aufzusuchen«, sagte er lächelnd. »Ich erfuhr soeben, daß meine Sekretärin sich im Dorf befindet. Wie komme ich dorthin?«
    Sie richtete sich auf.
    »Hundert Meter geradeaus, dann links ab und über eine kleine Holzbrücke, vorausgesetzt, der Wagen schafft es. Der Weg ist etwas holperig.«
    »Können Sie nicht vorausfahren?«
    »Tut mir leid, Professor. Ich muß zu einer bestimmten Zeit wieder zurück sein. Aber im Dorf führt die Hauptstraße direkt zu Lykows Schloß hinauf. Nicht zu verfehlen. Tun Sie, was Sie tun müssen.«
    »Das werde ich«, sagte Zamorra und begann die Fensterscheibe langsam wieder hochzukurbeln.
    »Moment noch«, verlangte sie. Er hielt in der Bewegung inne.
    »Woher haben Sie das mit Ihrer Sekretärin eigentlich erfahren?« fragte sie.
    Er kurbelte gleichgültig weiter. »Auf dem gleichen Weg, auf dem auch Sie über meinen Standort in Oxford unterrichtet sind«, sagte er und drehte mit der anderen Hand am Zündschlüssel. Als sich die Scheibe mit einem dumpfen Blub schloß, sprang der Motor an. Zamorra setzte an dem Landrover vorbei, ließ das Fernlicht aufspringen und folgte der Wegbeschreibung der Schwarzhaarigen.
    Im Rückspiegel sah er, wie sie reglos stand und ihm nachsah.
    Sie hat vor dem Wolf keine Angst gezeigt, sondern nur Aggression , überlegte er. Das Verhalten war untypisch.
    »Wer sind die Lykows?« fragte er

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