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0195 - Im Schloß der Bestien

0195 - Im Schloß der Bestien

Titel: 0195 - Im Schloß der Bestien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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etwas«, sagte er. »Etwas ist nicht so, wie es sein sollte.«
    Niemand antwortete ihm. In seinem Arbeitszimmer war Pjotr Lykow allein. Aber deutlich spürte er, daß etwas geschehen war, das seine Pläne empfindlich störte.
    »Das Dorf«, murmelte er. »Sie werden dreist.«
    Seine Finger mit den seltsam verdickten, scharfen Fingernägeln krümmten und spreizten sich leicht. Etwas entstand, als er beide Zeigefinger und Daumen gegeneinanderlegte, in dem gebildeten Oval. Lykows Augen funkelten, als sie etwas wahrnahmen, was menschlichen Sehorganen verborgen blieb.
    Pjotr Lykow löste das Bild wieder auf und erhob sich. Ein seltsamer Laut drang durch die Mauern des Schlosses und erreichte die Ohren, für die er bestimmt war.
    Augenblicke später befand sich Fedor Lykow im Arbeitszimmer.
    »Zwei Dinge«, sagte Pjotr laut. Er sah seinen elegant gekleideten Sohn an. »Zamorra ist noch nicht erschienen. Jemand soll nach Oxford fahren und feststellen, warum. Sie haben sich getrennt. Die Sekretärin ist den Dörflern aus einem Grund in die Hände gefallen, den ich nicht erkennen konnte. Das Haus des Ortsvorstehers. Tu, was du jetzt tun mußt.«
    »Ich nehme Tamara mit«, sagte Fedor. Doch Pjotr schüttelte den Kopf. »Schick Tamara nach Oxford und kümmere du dich selbst um die Sekretärin. Hol sie her. Dann werden wir entscheiden.«
    Fedor Lykow nickte, verneigte sich leicht vor seinem Vater und verließ das Arbeitszimmer, um seine Schwester von dem Auftrag zu informieren.
    Als er wieder allein war, drehte sich Pjotr auf dem linken Absatz und sah zu dem Ahnenporträt an der Wand.
    Die gelben Augen seines Ahnherrn glühten ihm förmlich entgegen.
    »Beides muß gelingen«, sagte das Bild an der Wand.
    ***
    Nicole Duval erwachte. Ihr Schädel brummte, und im ersten Moment wußte sie nicht, was geschehen war und wo sie sich befand. Dann aber kam ganz allmählich die Erinnerung zurück.
    Fenrir und sie … der Wagen war geschleudert und in den Graben gerast. Der Reifen war geplatzt. Dieser Kerl mit dem Gewehr mußte ihn zerschossen haben. Und jetzt?
    Nicole richtete sich auf, tastete ihre Stirn ab, die mit der Frontscheibe des Wagens Bekanntschaft geschlossen hatte. Aber der Aufprall war nicht stark genug gewesen, es gab nicht einmal eine Beule, sondern nur eine schmerzende Stelle.
    Sie war nicht mehr im Wagen. Vorsichtig sah sie sich um. Es war ein leergeräumter Kellerraum, in dem es nichts, aber auch gar nichts gab, außer ihr selbst und einer anderen Gestalt, wie sie im durch das schmale Fenster dringenden Dämmerlicht erkannte.
    Eine andere Gestalt, die sich nicht rührte! Ein Mann!
    Ein einziger Blick genügte Nicole, um zu erkennen, daß ein Toter neben ihr im Keller lag. Zusammen mit diesem mußte man sie hier eingesperrt haben.
    Sie stand auf, schwankte leicht, weil ihr für ein paar Sekunden vor den Augen schwarz wurde, aber die üblichen Symptome einer Gehirnerschütterung blieben erfreulicherweise aus. Nicole taumelte zur Kellertür. Aber wie sie schon erwartet hatte, war diese abgeschlossen, verriegelt und verrammelt, und die dicken Eichenbohlen, aus denen die Tür roh gezimmert war, sahen sehr massiv aus.
    Sie war eine Gefangene.
    Das Fenster war zwar gerade so groß, daß sie sich hätte hindurchzwängen können, aber da waren starke Eisenstäbe. Warum das Fenster dieses Kellers, der bestimmt nicht schon bei seiner Erbauung als Gefängnis geplant worden war, mit Gittern geschützt war, konnte sie nicht einmal ahnen. Aber es schien keine Fluchtmöglichkeit zu geben.
    Man hatte jedes Einrichtungsstück entfernt, das sie eventuell als Hilfsmittel zum Ausbrechen hätte verwenden können. Und dazu, die Taschen des nur mit einer Hose bekleideten Toten zu durchsuchen, mochte sie sich nicht überwinden. Sie wagte es nicht einmal, ihn anzusehen. Die Wunden waren wie die von einem Raubtier.
    Wolfsbisse …?
    Das mußte es sein! Jemand aus dem Dorf war von einem Wolf so häßlich zugerichtet worden, und als sie jetzt mit dem Wolf im Auto im Dorf erschien, glaubten die Bewohner, dies sei das verantwortliche Tier! Und weil sie Fenrir schützen wollte, war sie automatisch ebenfalls zum Feind geworden.
    Wer konnte alles so genau sagen? Vielleicht glaubte man hier in diesem abgelegenen Winkel sogar noch an Werwölfe!
    Und das nicht ganz zu Unrecht, überlegte Nicole. Sie wußte, daß es Werwölfe gab, aber selbst für ein solches Ungeheuer gehalten zu werden, gefiel ihr überhaupt nicht. Es gab schönere Vorstellungen!
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