0195 - Im Schloß der Bestien
Zündschlüssel und startete. Mit kreischenden Reifen schleuderte der Senator herum. Hugh hetzte auf den Niedergestreckten zu, neben dessen Hand das Gewehr lag.
Nicole hatte den Wagen jetzt gedreht, ein Wunder auf der schmalen Dorfstraße. Sie wollte zurück nach Oxford um zuerst mit Zamorra über die Angelegenheit sprechen. Sie trat das Gaspedal voll durch und sah im Rückspiegel, wie Hugh das Gewehr an sich riß, niederkniete und zielte.
Verdammt, der schießt auf mich! durchfuhr es sie, während der Wagen mit hoher Geschwindigkeit aus dem Dorf jagte.
Dann sah sie das Aufblitzen. Den Schuß hörte sie nicht, aber ein entsetzlicher Schlag ging durch den Wagen.
Reifen. schrien Nicoles Gedanken. Der Kerl hat mir einen Reifen zerschossen!
Im nächsten Augenblick kam mit Tempo achtzig der Straßengraben auf sie zu, und es gab keine Chance mehr, den schleudernden Wagen abzufangen. Aus! dachte sie entsetzt.
***
Hugh Caidry ließ das Gewehr wieder sinken. »Verschwendung«, murmelte er, weil er sicher war, daß Stan Brickley Silberkugeln geladen hatte. Und mit einer Silberkugel hatte er den Wagen gestoppt, indem er den Reifen zerschossen hatte.
So etwas klappte normalerweise nur im Film. Aber das Kaliber der Waffe mochte ebenso dazu beigetragen haben wie der Reifen selbst, der nach langer und teilweise forscher Fahrt erhitzt war, dadurch einen höheren Druck besaß und mit um so verheerender Wucht zerplatzte. Und es war auch viel Glück dabei im Spiel gewesen. Caidry hatte selbst nicht damit gerechnet, daß er treffen würde. Aber er hatte nichts unversucht lassen wollen.
Die Frau gehörte zum Schloß. Coral Brickley hatte es behauptet, und alle Anzeichen sprachen dafür. Da war der Wolf, der dem Befehl dieser jungen Frau gehorcht hatte …
Caidry, der gekniet hatte, um besser zielen zu können, erhob sich jetzt langsam. Der Wagen lag mit der Schnauze im Graben, und nichts rührte sich mehr. Caidry war nicht gerade einer der Mutigsten, und deshalb näherte er sich dem Wagen nur ganz langsam und vorsichtig.
Das Gewehr hielt er schußbereit …
Hinter ihm war Coral jetzt endgültig aus dem Haus gekommen und versuchte Stan wieder zu sich zu bringen. Caidry kam dem Wagen näher, Schritt für Schitt.
Plötzlich huschte ein grauer Schatten durch das Wagenfenster ins Freie. Der Wolf! Caidry riß das Gewehr hoch, zielte und drückte ab. Der Schuß krachte. Doch diesmal traf er nicht. Der Wolf hetzte in weiten Sprüngen davon.
Noch einmal riß Hugh Caidry den Stecher durch. Doch die Waffe war leergeschossen. Mit einem Fluch blieb Caidry stehen. Ohne weitere Munition wagte er sich nicht mehr an den Wagen heran.
Doch jetzt taumelte Stan Brickley heran und rieb sich den schmerzenden Nacken. Wortlos nahm er Caidry das Gewehr aus der Hand, klappte es auf und legte neue Patronen ein. Er mußte die ganze Hosentasche voll haben. An den Spitzen der Patronen schimmerten die Silberkugeln.
»Der Wolf«, murmelte Caidry. »Der verdammte Wolf muß irgendwo dort vorn sein.«
Stan Brickley hustete trocken. »Los, wir machen den Wagen jetzt auf!«
Zögernd folgte Caidry ihm. Der Ortsvorsteher sicherte ständig nach allen Seiten, um nicht von dem Wolf überrascht zu werden. Nach ein paar Schritten erreichten sie den Wagen. Die junge Frau lag zusammengesunken auf dem Fahrersitz auf der linken Seite, was die beiden Männer erst jetzt registrierten. »Ausländer?« murmelte Brickley verblüfft.
Die junge Frau mußte bei dem Grabenrutsch, nicht angeschnallt in der Hektik ihrer Flucht, mit dem Kopf leicht gegen die Frontscheibe geschlagen sein und war besinnungslos.
»Pack sie an«, befahl Brickley. »Wir schließen sie erst einmal in meinen Keller ein.«
Caidry erschauerte bei dem Gedanken, die Werwölfin berühren zu müssen. Aber schlimmer noch war die Vorstellung, daß sie weiterhin frei herumlaufen und in der Nacht wieder auf Raubzug gehen würde.
So zerrte er sie mit sich zum Dorf zurück.
Als die Gefangene im Keller eingeschlossen und die Tür sorgfältig verrammelt und verriegelt worden war, entstand in Stan Brickleys Gesicht ein leichtes Lächeln. Zumindest Hugh Caidry hatte er jetzt dazu gebracht, etwas zu tun, und wenn er erst einen Mann auf seiner Seite hatte, würde er über kurz oder lang auch die anderen überzeugen können.
Der erste Schritt war getan.
Das Dorf begann sich gegen den Terror der Werwölfe aus dem Schloß zu wehren!
***
Bedächtig hob der hochgewachsene Mann im dunklen Anzug den Kopf. »Da ist
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