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0195 - Im Schloß der Bestien

0195 - Im Schloß der Bestien

Titel: 0195 - Im Schloß der Bestien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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faßte zu und half mit. Nicole blieb in geduckter Stellung und sah sich um. Der Fremde, der bis jetzt geschwiegen hatte und immer noch kein Wort sagte, winkte ihr, zu folgen.
    Nicole fragte auch nicht lange. Sie war erst einmal draußen, das zählte. Über alles andere konnte sie sich später Gedanken machen, wenn sie beide außerhalb der Sichtweite der Häuser waren.
    Der Mann im Overall brach durch die Hecke, die das Grundstück direkt um das Haus umschloß, und hielt die Öffnung für Nicole geweitet. Sie huschte hindurch.
    Er lief wieder vor, und sie folgte ihm. Die Dämmerung setzte langsam ein. Als glühender Feuerball senkte die Sonne sich im Westen hinter den Wäldern und walisischen Bergen nieder.
    Nach fünf Minuten schnellem Trab geriet sie außer Atem und hielt an. Sie waren jetzt auch weit genug vom Dorf entfernt. »Wer sind Sie? Was ist mit dem Wagen? Hat Zamorra Sie geschickt?« fragte sie.
    Der Fremde im Overall war ebenfalls stehengeblieben und drehte sich jetzt langsam zu ihr um.
    In der Dämmerung leuchteten seine Augen seltsam hell. Wie die von Fenrir! durchfuhr es Nicole.
    »Fenrir?«
    Da handelte der Mann. War schneller, als Nicole erwartet hatte. Sie sah die Faust nicht einmal mehr heranfliegen, die sie betäubte und wie ein nasser Sack in seinen Armen zusammenbrechen ließ. Mit schnellem Ruck warf er sie sich über die Schulter und trabte los.
    In ihm wurde die Kraft, die bereits bei hellem Abendlicht ausgereicht hatte, die massiven Eisenstäbe aus ihrer Verankerung zu reißen, immer größer, je dunkler es wurde.
    Fedor Lykow lief mit seiner Last, die er kaum spürte, dem Schloß entgegen, wie er es in der Nacht zuvor getan hatte.
    ***
    Tamara Lykow, wie sie sich vorgestellt hatte, legte ein forsches Tempo vor. Zamorra als Ortsfremder hatte Mühe, ihr zu folgen, und als er einmal wagte, mit der Karte zu vergleichen, hatte er den Verdacht, daß sie einen anderen Weg einschlug als den, den er allein ausprobiert hätte. Aber die allgemeine Richtung stimmte, und vielleicht war ihr Schleichpfad der bessere.
    Die Dämmerung fuhr hinter ihnen her.
    Plötzlich sah Zamorra etwas über die Felder jagen. Eine graue Gestalt, in der Dämmerung fast schwarz. Ein Wesen, das unheimlich schnell und mit weiten Sprüngen lief, schräg auf die beiden Wagen zu, aber es war bereits jetzt zu erkennen, daß es sie nicht erreichen würde.
    Ein großer Hund?
    Ein Wolf!
    Aber Wölfe gab es in England doch nicht, wenn man von einer frisch durch den Zoll geschmuggelten Ausnahme absah!
    »Fenrir!« murmelte Zamorra überrascht. »Wie kommt der denn hierher?«
    Er blendete ein paarmal mit der Lichthupe auf, um der Frau im Landrover Zeichen zu geben, und trat auf die Bremse. Ein ungutes Gefühl hatte ihn erfaßt. Irgend etwas stimmte nicht!
    Er wurde langsamer, hupte noch einmal kräftig, aber Tamara Lykow schien nicht darauf zu achten oder wollte ihn zwingen, das Tempo mitzuhalten, das sie vorgab. Nach der Unhöflichkeit, mit der ihr Vater den Hörer des Telefons aufgelegt hatte, traute Zamorra ihr dies ohne weiteres zu.
    Er ließ den dunkelgrünen Ford Cortina ausrollen.
    Über die Felder kam der Wolf heran, verfiel in einen Trott und näherte sich dem Wagen. Zamorra beugte sich nach links lind stieß die Beifahrertür auf. Mit einem Satz sprang Fenrir auf den Sitz, während die Tür zufiel, und japste ein paarmal. Anscheinend war er ausgepumpt.
    Der Landrover verschwand als Punkt in der Ferne.
    Zamorra schickte der Fahrerin eine Verwünschung nach. Dann widmete er seine Aufmerksamkeit dem Wolf. »Sag mal, wo kommst du denn her? Du warst doch bei Nicole!«
    Der Telepath schüttelte langsam den Kopf und schniefte.
    »Was ist passiert? Ist Nicole etwas zugestoßen?«
    Der Wolf nickte.
    »Verdammt«, murmelte Zamorra. »Wenn es wenigstens eine bessere Möglichkeit der Verständigung gäbe!«
    Vielleicht konnte er es über sein Amulett versuchen. Entschlossen riß er das Hemd auf und legte die Silberscheibe frei. Fenrirs Augen glommen interessiert auf. Zamorra versuchte sich zu konzentrieren und das Amulett zu aktivieren.
    Noch längst waren nicht alle Geheimnisse des handtellergroßen Gegenstandes ausgelotet, den Merlin erst aus der Kraft einer entarteten Sonne geschaffen hatte. Immerhin war diese Kraft zuweilen erderschütternd, unterlag aber Gesetzmäßigkeiten, die Zamorra immer noch nicht ganz durchblickte. Er wußte zwar, daß der durch das Verschieben einiger der Hieroglyphen im Silberband bestimmte magische

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