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0196 - Die Mörderklaue

0196 - Die Mörderklaue

Titel: 0196 - Die Mörderklaue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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weiter erhalten«, sangen die Büsche.
    Iris brachte die Magie mit. Sie konzentrierte sie auf diesen Flecken Erde.
    Mit jedem Yard, den sie zurücklegte, wurde der magische Bann stärker.
    Er verdichtete sich, und aus dem Geist wurde Materie.
    Die Luft schien auf einmal schwer zu sein, und das untote Mädchen mit der grünen Klaue und dem blutenden Hals hatte es schwerer, hindurchzugehen.
    Doch sie ließ sich nicht davon abbringen und folgte der Spur der Totenvögel, die hoch über ihr schwebten und als schwarze Wächter auf sie achteten.
    »Sie hat die Druidenklaue, das Erbe ist erfüllt. Endlich ist unsere Königin da. Es hat lange gedauert…« So sang die Natur um sie herum, während Iris weiterschritt.
    »Deine Schwester wartet voller Sehnsucht auf dich, kleine Iris. Sie hat schon immer gewartet. Bald bist du bei ihr…«
    Iris hörte die Stimmen, aber sie reagierte nicht. Ihr Weg war vorgezeichnet, hinein in die geheimnisvolle Stadt, die plötzlich vor ihr lag.
    Unwillkürlich blieb sie stehen, und ihre Augen, sonst stumpf blickend, begannen zu glänzen.
    Da sah sie die dunklen Mauern, die Türme, die Gebäude, die Wege und den Friedhof.
    Alles war da.
    Alles…
    Auch ihr Haus, in dem sie gewohnt hatte. Früher, in ihrem ersten Leben.
    Zusammen mit Elena, ihrer dunkelhaarigen Schwester, die eingegangen war in das Reich der Geister und kaum wiederkehrte. Aber jetzt wartete sie auf Iris.
    Die Untote zögerte. Sie hob den Kopf und sah wieder die Raben. Sie hatten sich ihre Plätze ausgesucht und hockten auf den kahlen Ästen der Bäume sowie auf den Fensterbänken und Vorsprüngen an den Häusern.
    Sie beobachteten das Mädchen, und Iris hob den rechten Arm mit der grünen Klaue, um sie zu grüßen. Dann drehte sie sich und wandte sich nach rechts, um ihr Haus zu betreten.
    Es war etwas Besonderes, nicht gebaut wie ein normales Haus, sondern anders.
    Das Haus bestand nur aus Säulen und Gängen. Die Säulen zeigten dabei einen grünlichen Schimmer, und die Decke befand sich so hoch über dem Boden, daß sie überhaupt nicht zu sehen war, sondern irgendwo in der Dunkelheit verschwamm.
    Iris schritt auf dieses geheimnisvolle Haus zu. Das hatte sie getan, auch wenn sie in den Ferien hergekommen war. Dieses Haus hatte auf sie gewartet.
    Der Eingang war ein gewaltiges Tor. Weit auseinandergezogen mit einem Rundbogen, der von Säule zu Säule reichte und ebenfalls einen etwas morbiden Eindruck machte, wie überhaupt das gesamte Gebäude.
    Man sah ihm an, daß es nicht neu war, aber es hatte seine Geschichte und seine Geheimnisse.
    Iris betrat den Bau.
    Ihre Schritte tappten über den blanken Boden. Er bestand aus glatten, grauen Steinen, die fugenlos nebeneinandergesetzt waren. Ein breiter Gang nahm das Mädchen auf. Rechts und links von ihm wuchsen Säulen in die Höhe. Gewaltige Bauträger, die bereits Risse zeigten, denn sie hatten in die Außenhaut ein regelrechtes Muster gezeichnet. Es wirkte doch alles sehr baufällig.
    Iris ging in die Stille. Niemand war zu sehen, und doch, das wußte Iris genau, steckte dieses Haus voller Leben. Es war ein geheimnisvolles Leben, irgendwo verborgen in der Decke, dem Boden oder den hohen Säulen.
    Und Iris wollte es locken.
    Ihre Schwester wollte sie wiedersehen. Endlich. Sie wollte mit ihr reden, denn sicherlich wartete sie schon. Außerdem mußte sie vom Tod der Mutter wissen, das alles wollte Iris ihr sagen.
    Ihre rechte Klaue bewegte sich. Die Finger begannen zu zucken, und die langen Nägel schimmerten.
    Wo befand sich Elena?
    Iris blieb stehen.
    Sie rief den Namen ihrer Schwester. »E-l-e-n-a!« Das Wort hallte durch das weite Gebäude. Hallende Echos kamen zurück und schienen eine höhnische Antwort zu geben.
    Iris verzog das Gesicht. Für einen Moment hatte sie Furcht, daß Elena gar nicht da sein könnte, doch dann vernahm sie einen Ruf. Weit entfernt klang er auf.
    »Iris?«
    »Ja, ich bin hier, Elena.«
    »Warte auf mich.«
    »Natürlich, kleine Schwester, ich warte gern.« Iris kicherte und schaute auf ihre rechte Hand, die sie leicht gekrümmt hatte. »Ich warte sogar sehr gern«, fügte sie flüsternd hinzu…
    ***
    »Eine Stadt, tatsächlich!« flüsterte Suko und schüttelte den Kopf. Wie Mrs. Goldwyn, Detlev Menningmann und ich, war auch er überrascht worden.
    Wir schauten uns an.
    Eine Weile sprach niemand ein Wort, bis ich schließlich das Schweigen durchbrach. »Ist sie echt oder nur eine Einbildung?« Diese Frage ging an den jungen Maler.
    Detlev verzog das

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