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0196 - Die Mörderklaue

0196 - Die Mörderklaue

Titel: 0196 - Die Mörderklaue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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es wirklich die schwarzen Vögel gewesen waren? Wenn ja, stand uns unter Umständen noch einiges bevor.
    Diese Gedanken behielt ich für mich.
    Es war schon ein seltsames Bild, das die Stadt bot. Sie lag zwar vor unseren Augen, war auch existent, aber trotzdem unwirklich. Über ihr schien ein Schleier zu liegen, ein Schemen, ein Hauch. Ihre Konturen flimmerten. Sie wischten um Säulen und Gebäude, und um hohe Bäume, die aus dem Nichts entstanden waren und mit ihren kahlen Ästen und Zweigen irgend etwas bedeckten. Was es war, konnten wir nicht genau erkennen.
    Wir sprachen kein Wort. Nur unsere Schritte waren zu hören. Ich fühlte auch die seltsame Kälte, die stetig zunahm, je mehr wir uns dieser geheimnisvollen Stadt näherten. Sie griff nach uns, wollte in unsere Körper schleichen, und auch ich fühlte, wie sie an mir hoch kroch, jedoch nur bis zu meinem Kreuz, da war für diese seltsam magische Kälte Endstation.
    Das Kruzifix absorbierte sie.
    Detlev Menningmann schritt neben Sarah Goldwyn her. Sein Gesicht war bleich. Er konnte den Mund nicht ruhig halten, und seine Lippen zuckten.
    In den Augen lag ein Ausdruck, der auch schlecht zu deuten war.
    Spannung und Angst zur gleichen Zeit.
    Einen Weg, der in die Stadt führte, gab es nicht. Wir schritten weiterhin über die weite Wiesenfläche, und die Zweige des niedrigen Buschwerks kratzten an unseren Hosenbeinen.
    Oft empfindet man eine unheimliche Atmosphäre nur bei Nacht. Hier war es anders. Trotz der Helligkeit merkte ich, daß wir dem alten Druidenzauber entgegen schritten. Er war fast körperlich zu spüren und greifbar.
    »Und?« fragte ich Suko.
    Der Chinese verstand mich. »Sieht nicht gut aus, John«, sagte er. »Ich habe ein dummes Gefühl.«
    Das konnte ich nur bestätigen.
    Von Iris, dem geheimnisvollen untoten Mädchen, sahen wir nichts mehr.
    Die unwirkliche Druidenstadt hatte sie verschlungen. Wahrscheinlich war sie in einem der großen Gebäude verschwunden, wenn nicht sogar in dem größten, einem gewaltigen Säulenbau, der auf uns einen dunklen und drohenden Eindruck machte.
    Meiner Ansicht nach mußte sich dort das magische Zentrum dieser Druidenstadt befinden.
    Links davon standen die hohen Bäume. Und jetzt erst sahen wir, was sie bedeckten.
    Es war ein Friedhof!
    Und zwar der Friedhof.
    Da wuchsen keine verwilderten Büsche aus den Gräbern, sondern prächtige, bunte Blumen. Sie standen trotz der winterlichen Zeit in voller Blüte, und es waren auch Blumen, wie ich sie eigentlich noch nie gesehen hatte.
    Es lag einige Zeit zurück, da hatte ich das Abenteuer mit den Mörderblumen erlebt. [3]
    Diese Blumen hier waren anders. Mir völlig unbekannte Gewächse.
    »Sehen wir uns den Friedhof an?« fragte Suko.
    Ich war dafür.
    Wir lenkten unsere Schritte nach links. Suko und ich gingen vor, die beiden anderen hielten sich dicht hinter mir.
    Ich hörte, wie Detlev Menningmann von einer seltsamen Luft sprach, die uns umgab.
    »Ich kann Ihnen auch nichts sagen«, erwiderte Lady Sarah. »Aber Sie dürfen nicht vergessen, daß Sie es hier mit Schwarzer Magie zu tun haben. Da ist vieles anders.«
    »Mir kommt es vor, als bewegten wir uns unter einer Glocke«, faßte Detlev seine Eindrücke zusammen.
    »Ja, da könnten Sie recht haben.«
    Am Rand dieses seltsamen Friedhofs blieben wir stehen. Suko stieß mich an und flüsterte: »Wirf mal einen Blick nach oben.«
    Das tat ich. Allerdings nicht ruckartig, sondern vorsichtig, denn seine Stimme hatte mich gewarnt.
    Auf den Zweigen und Ästen der Bäume hockten sie nebeneinander. Ich konnte die schwarzen Vögel überhaupt nicht zählen, so stark waren sie vertreten.
    Wenn ich ehrlich war, dann mußte ich zugeben, daß ich mich nicht gerade wohl bei diesem Anblick fühlte. Ich dachte wieder an die toten Männer und mußte hart schlucken.
    Wenn die Vögel sich auch auf uns stürzten, hatten wir keine Chance.
    »Sieht übel aus, wie?«
    Ich gab Suko recht.
    Zuerst einmal wollten wir uns den Friedhof genauer anschauen. Sarah Goldwyn und Detlev Menningmann wies ich an, zurückzubleiben. Es war besser für sie.
    Sie zeigten sich auch einverstanden.
    Suko und ich betraten den seltsamen Friedhof. Flach waren die Gräber, und sie lagen dicht aneinander. Fünf lange Reihen bildeten sie. Fünf mal zehn, das waren fünfzig Gräber.
    Und aus jedem Grab schaute eine Blume hervor.
    Manche zeigten eine satte gelbe Farbe, andere wiederum waren geöffnet wie große Kelche und schienen in einem dunklen Rot zu glühen.

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