0196 - Gangsterschlacht in Norfolk Street
Zeit weg gewesen sein, denn als ich aufwachte, lag ich im Fond auf den Polstern des Wagens. Ich glaubte, ich läge zu Hause im Bett, drehte mich auf die andere Seite und schlief.«
»Du schläfst, während alles deinetwegen in Aufruhr ist«, schimpfte ich. »Es geht nichts über ein ruhiges Gewissen.«
»Auf alle Fälle war es so, und als mich die Cops vor zehn Minuten weckten, wurde ich furchtbar böse.«
»Auch das noch. Zuerst lässt du ein paar notirische Gangster laufen, anstatt sie auf Nummer sicher abzuliefern, und dann bist du auch noch böse.«
Wahrscheinlich hätten wir uns noch länger gestritten, wenn ich nicht auf den Einfall gekommen wäre, im Office anzurufen, damit die Suchaktion abgeblasen wurde. Dort war man natürlich erfreut und erleichtert. Ich beauftragte einen der Cops, meinen Wagen zurück -34 zufahren und setzte mich ans Steuer des Jaguar.
Ich traute Jerry das Fahren noch nicht so ganz zu. Er machte immer noch einen leicht benebelten Eindruck.
***
Soweit Phils Bericht, und jetzt will ich wieder selbst erzählen.
Als wir dann im Office ankamen, war eitel Ruhe und Frieden. Mr. High war nach Hause gegangen, die Suchkommandos ebenfalls. Nur der Nachtdienst hielt die Stellung. Der Einzige, der fehlte, war Neville, aber über den brauchte man sich keine Sorgen zu machen.
Wir setzten uns zusammen, ließen aus einer nahen Wirtschaft einen Haufen Sandwiches und eine Flasche holen und vergaßen für eine halbe Stunde den ganzen Zirkus um die geraubten Steine.
Um elf Uhr polterte jemand über den Gang. Die Tür flog auf, und etwas purzelte herein, das sich erst beim näheren Zusehen als ein ziemlich ramponiertes Stückchen Mensch entpuppte.
Dahinter stand Neville, den Hut im Nacken, die Daumen unter die Hosenträger gehakt und grinste.
»Da habt ihr das Würstchen«, trompetete er. »Ich musste die ganze Stadt durchsuchen, bis ich ihn bei LING FO in Chinatown auf stöberte, und dann wollte der Lump ausreißen. Dem habe ich gezeigt, was es heißt, dem alten Neville auszukneifen.«
Monte Blyle, denn er war es, rappelte sich mit Mühe hoch und blickte vollkommen verstört um sich. Als Neville wieder einen Schritt vortrat, rannte er stolpernd um meinen Schreibtisch herum und schrie laut um Hilfe.
Er war so sehr eingeschüchtert, dass es ein Leichtes war, ihn zum Reden zu bringen.
Zuerst schwor er tausend Eide, seit dem damaligen Misserfolg keinen Einbruch mehr begangen zu haben und auch an keinem beteiligt gewesen zu sein. Wie er versicherte, lebte er vom Glücksspiel und von, wie er sich ausdrückte, kleinen, harmlosen Tricks.
»Und was machen die ›Löwen‹?«, fragte ich ihn.
Er erschrak tödlich.
»Mit denen habe ich nichts zu tun«, beteuerte er. »Ich bin froh, dass ich mich beizeiten abgesetzt habe. Diese ganze Bande, die unter dem Kommando vom Syndikat steht, passt mir nicht.«
Das war die Bestätigung für das, was wir eigentlich schon gewusst hatten. Die »Löwen« gehörten dem Syndikat an.
»Wer sind denn nun die Bosse des Syndikats?«, fragte ich.
Er markierte den Unwissenden, bis ihm dann plötzlich ein Gedanke kam.
»Ich kannte nur Amiglio und auch den lediglich vom Ansehen. Ich sagte ja schon, mit denen will ich nichts mehr zu tun haben.«
Der Kerl war trotz seiner Angst gar nicht so dumm. Dass Lucio Amiglio einer der Bosse des Syndikats in New York war, konnte er getrost eingestehen. Amiglio war tot, und so würde ihn niemand zur Rechenschaft ziehen.
Es ist eine alte Tatsache und ein uralter Trick, die Schuld auf Leute zu schieben, die sich nicht mehr wehren können.
»Haben Sie Ginger und Blaubart in letzter Zeit gesehen?«, fragte Phil.
Er tat, als kenne er die beiden nicht, und erst, als Neville ihn gewaltig anpfiff, und ihm mit einer Tracht Prügel drohte, bequemte er sich, zu gestehen, dass er die zwei Ganoven kürzlich in einer Kneipe in der Mullberry Street getroffen hatte.
»Was machen die beiden Lumpen zurzeit?«, fragte ich.
»Sie haben es mir nicht verraten. Sie sagten nur, sie hätten neuerdings einen sehr guten.Job, der risikolos und einträglich wäre.«
»Und ließen sie gar nichts darüber verlauten, welcher Art dieser Job ist?«
»Nein, obwohl ich sagte, sie suchte selbst eine geregelte Beschäftigung, hielten sie dicht. Es muss ihnen aber nicht schlecht gehen.«
»Das habe ich heute gemerkt«, meinte ich. »Sie sind im Begriff, sich gewaltig mausig zu machen. Wissen Sie, wo die beiden gewöhnlich verkehren?«
»Das kann ich nicht sagen,
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