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0197 - Mörder im Chinesenviertel

0197 - Mörder im Chinesenviertel

Titel: 0197 - Mörder im Chinesenviertel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mörder im Chinesenviertel
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Aussagen machen kann.«
    Ich schob ihr das Telefon hin, gab mir Mühe, meine Enttäuschung nicht zu zeigen, und fragte mich dabei, was diese Frau wohl für Nerven haben mußte. Ich hatte gehofft, durch den Anblick zweier Polizisten und durch die Handschellen bei ihrer Verhaftung würde sie einen Schock bekommen, der groß genug war, um im ersten Schreck ihre Redseligkeit zu förden, statt dessen bestand sie eiskalt darauf, erst mit ihrem Anwalt zu sprechen. Wieder ein Schlag ins Wasser. Es war wie verhext. Man kam und kam nicht weiter.
    Sie hatte den Hörer nach einer Weile wieder zurück auf die Gabel gelegt und sagte dabei:
    »Er meldet sich nicht. Ich verstehe das nicht.«
    »Vielleicht ist er nicht zu Hause«, sagte ich. »Oder halten Sie es für notwendig, daß er vierundzwanzig Stunden am Tage in seinem Wohnzimmer hockt und auf einen Anruf von Ihnen wartet?«
    Sie wollte etwas erwidern, überlegte es sich aber anders und blies nur höhnisch die Luft aus. Das Geräusch, das dabei entstand, hörte sich so an, als sollte es sagen: Wenn du eine Ahnung hättest, mein Junge, was bei uns gespielt wird, dann würdest du nicht so dummes Zeug von dir geben.
    Es klopfte an die Officetür. Ich rief mein Herein und blickte gespannt zur Tür. Ein hochgewachsener, schlanker Mann trat ein, der nicht viel älter als Vierzig sein konnte. Kleidung und Benehmen zeigten, daß er aus vermögenden Kreisen stammte. Er zupfte mit betont lässigen Bewegungen seine dünnen Handschuhe von den gepflegten Fingern, Dabei warf'er der Frau nur einen kurzen Blieb zu, während er mich gründlich musterte.
    »Was wünschen Sie?« fragte ich ihn. Und dabei dachte ich vergeblich darüber nach, wo ich dieses Gesicht schon einmal gesehen hatte. Irgendwie kam er mir bekannt vor, aber ich konnte beim besten Willen nicht sagen, wo ich es schon gesehen hatte.
    »Ich bin Rechtsanwalt Robert Lorrane«, sagte er. »Mrs. Forbydes ist meine Klientin. Es ist demnach mein Recht, bei ihrer Vernehmung zugegen zu sein,«
    Das klappte .ja wie auf Verabredung. Sie wollte ihn anrufen, aber er war bereits unterwegs zum FBI, um bei der Vernehmung aufpassen zu können, daß sie nichts sagte, was ihre Position verschlimmert hätte. Woher wußte er überhaupt, daß sie verhaftet worden war? Dieser Rechtsanwalt Lorrane schien über einen tüchtigen Nachrichtendienst zu verfügen. Wahrscheinlich kam er mir bekannt vor, weil ich ihn vielleicht ein paarmal bei den Gerichten gesehen hatte. Jedenfalls konnte ich mir nicht denken, woher ich ihn sonst kennen könnte.
    »Nehmen Sie Platz«, seufzte ich. »Wollen Sie, bevor ich die Vernehmung beginne, ein paar Minuten Zeit haben, sich mit Ihrer Klientin zu beraten?«
    »Ja, darum möchte ich Sie ersuchen.«
    Ich stand auf und sagte:
    »In zehn Minuten bin ich wieder da. Mehr Zeit kann ich Ihnen nicht bewilligen.«
    »Das wird genügen.«
    Ich fuhr hinauf zur Kantine und bestellte mir eine Tasse Kaffee. Nachdenklich schlürfte ich das heiße Getränk. Meine Absicht, die Forbydes durch die plötzliche Verhaftung zu überrumpeln, war fehlgeschlagen. Und was jetzt eine Vernehmung werden sollte, konnte man eigentlich auch unterlassen. Wenn der Anwalt bei ihr war, würde sie keinen Ton von einem Rauschgiftring sagen. Sicher versuchten sie jetzt, alles als eine harmlose Gefälligkeit ihrerseits für ihre sensationslüsternen Pensionsgäste hinzustellen. Dazu war notwendig, daß sie möglichst naiv tat und angeblich nichts von der Existenz einer ganzen Rauschgiftbande wußte. Obgleich ich sicher war, daß die durchtriebene Schlampe mehr wußte, als sei bst.das FBI zu dieser Stunde wissen konnte.
    Ärgerlich trank ich den Rest des Kaffees und blickte auf die Uhr. Die zehn Minuten, die ich ihnen bewilligt hatte, waren um. Am liebsten hätte ich auf die Vernehmung verzichtet, denn es würde doch nichts dabei herauskommen. Ich stand auf und marschierte zum Lift. Und dann hatte ich auf einmal eine Idee…
    ***
    »Entschuldige, Jim«, sagte ich zu dem Kollegen, der sein Büro neben meinem hatte. »Ich muß mal telefonieren. Aber in meinem Office sitzen zwei Leutchen, die das Gespräch nicht mitkriegen dürfen. Darf ich deinen Apparat benutzen?«
    »Natürlich, Jerry. Was macht Phil? Ich hörte, ihr hättet letztens eins abgekriegt?«
    Ich tippte mit dem Zeigefinger auf das Pflaster an meiner Schläfe.
    »Ja, stimmt. Phil hat es etwas Fleisch aus der Seite gerissen, aber schlimm ist es auch bei ihm nicht. Wahrscheinlich kommt er morgen raus. Der

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