0197 - Mörder im Chinesenviertel
Karteikarten, die die Frau aus den anderen herausgesucht hatte, in die Hand und erklärte:
»Fahndung nach diesen beiden Leuten! Antrag auf Haftbefehl wegen Mordverdachtes. Alle Ergebnisse sofort in mein Office!«
Rock besah sich die beiden Karteikarten. Er stieß einen leichten Pfiff aus.
»Sieh mal an«, sagte er. »Das sind ja zwei tolle Blüten. O'Brien viermal vorbestraft wegen Beteiligung am Bandenverbrechen und Gibson dreimal wegen desselben Deliktes, dazu noch eine Strafe wegen schwerer Körperverletzung. Na, die können sich freuen, wenn sie jetzt auch noch eine Sache wegen Mordverdachtes an den Hals kriegen.«
Er verschwand mit den beiden Karteikarten. Ich warf einen raschen Blick auf die Uhr. Allzu lange konnte ich die Vernehmung nicht mehr hinauszögern. Wo, zum Teufel, blieben die beiden Kollegen, die ich vorher losgeschickt hatte?
Eine weitere halbe Stunde verging damit, daß ich Fragen stellte, deren Antworten mich im Augenblick eigentlich gar nicht interessierten. Es kam mir nur darauf an, daß die Zeit verging. Und dann klingelte das Telefon auf meinem Schreibtisch. Ich meldete mich. Es waren die beiden Kollegen.
»Wir haben zwei«, sagten sie. Weiter nichts.
»Ich komme«, erwiderte ich.
Mrs. Forbydes sah mich gespannt an. Der Rechtsanwalt schien wieder irgendeine spitze Bemerkung auf der Zunge zu haben. Ich stand auf und kam ihm zuvor.
»Es sieht, böse aus für Ihre Klientin«, sagte ich ernst. »Ich werde jetzt prüfen müssen, ob wir die Anklage gegen sie nicht auch noch auf Mitwisserschaft oder gar Beteiligung am vorsätzlichen Mord ausdehnen sollen. Ich bin gleich wieder da.«
Bevor er zu einer Antwort kam, hatte ich das Zimmer verlassen. Jetzt mochten die beiden in ihrem eigenen Saft schmoren. Ich fuhr mit dem Lift hinunter in die Halle. Die beiden von mir losgeschickten Kollegen vom Bereitschaftsdienst standen in einer Ecke. In ihrer Begleitung waren zwei junge Mädchen. Wir hatten diese Mädchen schon einmal gesehen, und zwar an dem Abend, als Phil und ich hinter der Portiere versteckt den Eingang der Pension beobachteten.
»Kommen Sie«, sagte ich, nachdem ich die Mädchen flüchtig gemustert hatte.
Wir fuhren mit dem Lift hinauf und gingen in ein unbenutztes Wartezimmer. Ich zeigte auf zwei Stühle, aber die Mädchen blieben stehen. Eine von ihnen, anscheinend war es die ältere, fiel mit einer wahren Flut von Schimpfwörtern über mich her. Ab und zu versuchte sie, mit Ausdrücken wie ›Freiheitsberaubung‹ zu imponieren. Als kein Ende ihres Gezeters abzusehen war, fuhr ich sie grob an:
»Halten Sie den Mund! Wir werden Anklage gegen Sie erheben wegen Vergehens gegen das Rauschgiftgesetz! Das ist eine ernste Sache, und ich würde an Ihrer Stelle jetzt ernstlich darüber nachdenken, wie ich es anstellen kann, mich nicht noch tiefer in die Geschichte hineinzureiten!«
Das wirkte. Die beiden Mädchen fingen auf einmal an zu schluchzen. Ich wandte mich an die beiden Kollegen: »War es schwierig, die beiden Mädchen aufzutreiben?«
»Nein, gar nicht. Die jüngere wohnt in der Etage unter der Pension, die ältere im Nachbarhaus. In der Pension war nur eine Putzfrau anwesend, aber als wir nach den Mädchen fragten, grinste sie anzüglich und verwies uns an diese beiden«
»Habt ihr den Haussuchungsbefehl erhalten?«
»Klar, als wir dem Untersuchungsrichter sagten, es handle sich um eine Rauschgifthöhle, unterschrieb er den Durchsuchungsbefehl sofort.«
»Und? Habt ihr etwas gefunden?«
»Ja. Ungefähr hundertfünfzig Gramm Opium, zwei Dutzend Pfeifen und alles, was sonst noch dazugehört.«
»Das ist ja großartig. Jetzt kann ich der Pensionsinhaberin ganz anders die Daumenschrauben- anziehen. Aber vorher wollen wir mal noch eine Kleinigkeit klären.«
Ich drehte mich wieder um und ging zu den beiden Mädchen, die weinend am Fenster standen.
»Sie können Ihre Lage jetzt nur noch durch rücksichtslose Offenheit bessern«, fing ich an. »Vor allem lügen Sie die Polizei jetzt nicht auch noch an. Das würde Ihnen der Richter übel ankreiden.«
Sie nickten, und die jüngere sagte, sie würde bestimmt die Wahrheit sagen und alles auspacken,' was sie wüßte.
»Kennen Sie einen gewissen Pedro Jualorca?« fragte ich.
»Den Spanier? Sicher doch! Der brachte doch immer das Opium! Zusammen mit den beiden anderen und dem Chinesen!«
Ich nickte zufrieden.
»Paßt auf die beiden Mädchen auf«, sacte ich zu den Kollegen. »Ich werde euch hier anrufen, sobald ich sie brauche.
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