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0197 - Mörder im Chinesenviertel

0197 - Mörder im Chinesenviertel

Titel: 0197 - Mörder im Chinesenviertel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mörder im Chinesenviertel
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empor.
    Ich kletterte hinan. Immer den Kopf in O'Briens Richtung. Aber O'Brien war damit beschäftigt, einen Fluchtweg zu suchen. Warum er überhaupt erst da hinaufgeklettert war, mochte der Himmel wissen. Jetzt turnte er von der Beleuchterbrücke vorn zu der hinteren, die einen Yard höher lag und ungefähr zwei Yard von der vorderen entfernt war.
    Unwillkürlich hielt ich den Atem an, als ich sah, wie sich O'Brien abstieß und hochschnellte. Seine Hände packten das eiserne Geländer. Er zog sich mit einem Klimmzug in die Höhe.
    Jetzt wurde es Zeit für mich. Ich nahm die letzten sechs Sprossen so schnell, wie es nur ging, und warf mich flach auf den Böden. Es gab hier einen Beleuchterstand, der kniehoch mit Eisenplatten umkleidet war, damit keine Scheinwerfer hinunterfallen konnten. Diese Platten deckten mich.
    Aber ich konnte nicht ewig da liegen bleiben. Zuerst gönnte ich mir ein paar Sekunden zum Verschnaufen, dann zog ich meine Pistole und rutschte ein Stück weiter nach hinten. Auf stativartigen Gestellen waren hier zwei Scheinwerfer auf gebaut. Zwischen den beiden Gestellen wagte ich es, den Kopf über die niedrigen Platten hinauszuheben.
    Ich sah O'Brien auf der gegenüberliegenden Bühnenseite. Erst jetzt wurde mir bewußt, daß es totenstill war. Die Band machte keine Musik mehr, man hörte kein Gelächter mehr, kein Gläserklirren und keine Stimmen. Es war auf einmal, als befänden sich O'Brien und ich völlig allein in dieser Bude.
    Er hatte sich halb hinter einem Stahlträger verborgen, der von der Decke herabragte und vermutlich zur Konstruktion der verschiedenen Beleuchtungsbrücken gehörte. Aber der Träger war nicht breit genug, den ganzen Gangster zu verstecken. Ich sah seine rechte Hand, in der er die Pistole hielt.
    »Geben Sie‘s auf, O'Brien!« rief ich hinüber, nachdem ich meinen Kopf erst wieder hinter die niedrige Verkleidung in Sicherheit gebracht hatte. »Sie kommen hier nicht mehr ohne Handschellen raus!«
    »Holt mich doch!« schrie er zurück. »Holt mich!«
    »Sie können sich darauf verlassen!« erwiderte ich, nahm meinen Hut und stülpte ihn auf den Lauf meiner Pistole. Mit ausgestrecktem Arm hob ich die schöne Kopfbedeckung ein wenig hoch, so daß sie über den Verkleidungsplatten zum Vorschein kommen mußte.
    O'Brien feuerte los wie ein Verrückter. Er schoß in sehr schneller Folge dreimal hintereinander und traf nicht einmal. Entweder wurde er zu sehr geblendet, oder aber er war der schlechteste Schütze, der mir je als Gangster vor die Augen kam. Immerhin hatte er jetzt vier Kugeln verschossen, also konnte er höchstens noch neun haben. Es kam darauf an, ihm diese neun Kugeln herauszuholen.
    Well, ich veranstaltete allerlei Zauber. Es standen ja genug Scheinwerfer herum, die man ein bißchen hin und her schieben konnte. Und O'Brien feuerte auf jede kleine Bewegung. Dabei zählte ich genau seine Kugeln. Selbst wenn er neben einem vollen Magazin eine Kugel bereits im Lauf gehabt hatte, kamen zusammen nicht mehr als dreizehn heraus. Und die letzte davon verschoß er, als ich tief unter uns auf der Bühne drei dunkelblaue Uniformen auftauchen sah.
    »Runterkommen!« gellte eine harte Stimme von unten herauf. »He, ihr da oben, kommt sofort runter und stellt die Knallerei ein! Hier ist die Polizei!«
    Ich wäre ja gern hinabgeklettert, denn auf die Dauer entwickelte sich hier oben zwischen den starken Scheinwerfern eine Bruthitze, aber ohne O‘Brien war an einen Abstieg nicht zu denken.
    Einen Augenblick rief ich alle meine guten Geister an —und dann stand ich auf. Man mußte es einfach riskieren. Ich stand, hell angestrahlt von einigen Tausend-Watt-Kerzen, auf dem linken Beleuchterstand. 0‘Brien war die ganze Breite der Bühne von mir entfernt, aber das war nicht mehr als vielleicht zwölf Yard.
    Er riß seine Waffe hoch und drückte viermal ab. Viermal hörte ich das trockene, metallische Kläcken des Schlagbolzens, der ins Leere stieß. Aber beim vierten Male befand ich mich schon nicht mehr auf dem Stand, sondern jagte über die Beleuchterbrücke zur anderen Bühnenseite.
    O'Brien hätte sich seinen gewagten Luftsprung sparen können. Hinter einer Reihe von acht Scheinwerfern stellte sich heraus, daß es hier eine Verbindung zwischen der vorderen und der hinteren, höheren Beleuchterbrücke gab. Ich sprang die paar Stufen der Eisenstiege mit einem Satz hinan.
    Der Gangster kam mir entgegengeprescht. Ich war mitten im Lauf und konnte nicht schnell genug stoppen. Mit

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