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0197 - Mörder im Chinesenviertel

0197 - Mörder im Chinesenviertel

Titel: 0197 - Mörder im Chinesenviertel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mörder im Chinesenviertel
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Polizisten. Andere trugen gerade eine Bahre vorbei, die mit einer roten Gummidecke verhüllt war. Der Kellner brachte noch einen Whiskv. Der Geschäftsführer des längst von der Polizei geräumten Lokals stand händeringend zwischen den Polizisten, wagte aber im Augenblick nicht, irgendein Wort zu sagen.
    Ich nahm den Whisky und trank auch ihn in einem Zuge. Als ich das Glas auf den nächsten Tisch zurückstellte, gab es ein hartes Geräusch. Ich hob den Kopf und sah Jack ernst an.
    »Ich wollte es nicht«, krächzte ich heiser. »Ich wollte es wirklich nicht…«
    »Das wissen wir alle, Jerry«, entgegnete Jack. »Außerdem habe ich gesehen, wie es kam. Hättest du dich nicht mit allen Mitteln zur Wehr gesetzt, lägst du jetzt auf der Bahre. Er war dabei, dich über die Brüstung hinabzustürzen.«
    »Das habe ich auch gesehen, Sir«, sagte einer der Polizisten.
    Ich winkte ab.
    »Schon gut, ich weiß ja. Aber trotzdem…«
    Meine Finger zitterten, als ich mir eine Zigarette anbrannte. Mir ging der Anblick des gestürzten Mannes nicht aus dem Sinn. Aus zwölf Yard Höhe…
    Mein Körper schmerzte an mehreren Stellen recht scheußlich. Ich nahm noch einen Zug aus der Zigarette, ließ sie im Aschenbecher weiterqualmen und sagte müde:
    »Bitte, Jack, kümmere dich um alles, was nötig ist! Ich kann nicht mehr. Ich bin halbtot. Ich fahre nach Hause.«
    »Ja, natürlich, Jerry. Aber ich würde an deiner Stelle doch erst im Distriktsgebäude vorbeifahren und mich vom Ärzt behandeln lassen.«
    »Gute Idee«, sagte ich müde und ging.
    Draußen wurde es schon langsam hell. Es war ja bereits Morgen. Durch die Straßen schepperten die Milchwagen. Ein Sprengfahrzeug aus dem städtischen Fuhroark verspritzte sein Wasser. Einige Männer strebten den U-Bahn-Eingängen und den Bus-Haltestellen zu. New York erwachte zum Leben.
    Ich ging langsam zum Jaguar zurück, wobei ich die Luft tief einatmete. Selbst in so einem Betonmeer wie New York kann einem die kühle Morgenluft wie eine herrliche Erfrischung Vorkommen. Ich bildete mir sogar ein, es läge der Duft von Gras und Bäumen in der Luft. Vielleicht gab es ihn wirklich.
    Als ich im Distriktsgebäude ankam, war es schon halb sieben. Der Arzt von der Nachtbereitschaft sah mich aus verschlafenen Augen an.
    »Moment, Cotton«, sagte er.
    Er ging zum Waschbecken, ließ es mit eiskaltem Wasser vollaufen und steckte den Kopf ein paarmal hinein. Prustend trocknete er sich ab, setzte seine Brille auf und wandte sich mir zu.
    »Am besten wird es sein, wenn Sie sich ausziehen, Cotton«, sagte er. »Es sieht ja mal wieder ganz danach aus, als wären Sie ziemlich hart rangenommen worden.«
    »Es ging«, erwiderte ich.
    Der Arzt tat seine Schuldigkeit. Einige Kratzer und Hautabschürfungen behandelte er mit seinem verdammten Jod, was scheußlich brannte. Schlüsselbein, rechten Arm und Brustkorb massierte er, nachdem er mich hinter dem Röntgenschirm gründlich durchschaut hatte.
    »Zum Glück nichts gebrochen«, meinte er. »Nur Prellungen, kleinere Blutergüsse und deutliche Würgemale am Hals. Ich möchte wissen, wie Sie das alles immer so aushalten.«
    »Das frage ich mich selber«, gähnte ich.
    Im Schlafraum der Nachtbereitschaften suchte ich mir ein freies Feldbett, streckte mich aus und zog eine der herumliegenden Wolldecken über mich, nachdem ich einen Kollegen,' der lesend auf seinem Feldbett lag, gebeten hatte, mich um acht zu wecken. Es lohnte sich nicht mehr, nach Hause zu fahren.
    Es war nicht der angesprochene Kollege, der mich weckte. Es war mein Freund Phil Decker. Er tätschelte mein Gesicht so lange, bis ich wach war und ihn erkannte.
    »Hallo!« rief ich erfreut und wollte vom Bett hochfahren.
    Zu schnelle Bewegungen bekamen mir noch nicht. Ich stöhnte ein bißchen, weil man sich das erlauben kann, wenn keine Fremden in der Nähe sind, und angelte nach den Zigaretten. Phil gab mir Feuer.
    »Du brauchst mir nichts zu erzählen«, sagte er. »Ich habe schon mit Jack gesprochen. Da siehst du wieder mal, daß man dich keine vierundzwanzig Stunden allein lassen darf.«
    Er beobachtete mich, während ich im Waschraum unter die kalte Dusche ging. Ich hatte schon bei der Untersuchung an meinem Körper einige gelblich-grünblaue Flecken auf meiner Haut entdeckt, und ihre Färbung hatte inzwischen nichts von ihrer Buntheit verloren.
    »Er scheint dich ganz schön bearbeitet zu haben, was?« fragte Phil laut, um das Brausen der Dusche zu übertönen.
    »Ja, er gab sich alle

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