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0197 - Mörder im Chinesenviertel

0197 - Mörder im Chinesenviertel

Titel: 0197 - Mörder im Chinesenviertel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mörder im Chinesenviertel
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voller Wucht prallten wir gegeneinander. Den Bruchteil einer Sekunde später krachte O'Briens Pistolenlauf auf mein rechtes Schlüsselbein. Es war, als ob in mir drin etwas explodierte. Schlagartig war meine rechte Seite gelähmt. Der Arm schmerzte höllisch, obgleich er zehn Meilen von mir entfernt zu sein schien.
    O'Brien war einen Schritt zurückgetreten und holte noch einmal aus. Ich konnte nichts anderes tun, als auf unsicheren Füßen zwei Schritte zurückzutaumeln. Er kam nach. Ich versuchte krampfhaft, meinen rechten Arm hochzubringen, aber er rührte sich überhaupt nicht.
    Mit der Linken allein versuchte ich, mich gegen seine Pistole abzudecken. Er holte von neuem aus. Ich setzte alles aüf eine Karte und knallte ihm die gestreckte Handkante der Linken von unten her gegen seinen Arm. Ich tra£ ihn ziemlich in der Mitte zwischen Handund Ellenbogengelenk. Er gurgelte vor Schmerz, aber ich sah zu meiner Freude etwas Mattglänzendes durch die Luft wirbeln und in der Tiefe verschwinden. Unten brüllten Männer irgendwelche Befehle, und man hörte auch schon das Trappeln eiliger Stiefel, die eiserne Leitern heraufkamen. Aber das alles vernahm ich gewissermaßen nur nebenbei. Alle meine Sinne waren auf meinen Gegner konzentriert. O'Brien war eine Gewichtsklasse schwerer als ich, und er gab sich alle erdenkliche Mühe, es auszunutzen.
    Nachdem er seine Pistole verloren hatte, ließ er den Arm sinken und rieb sich schmerzlich über die getroffene Stelle. Das gab mir selbst eine Atempause. Ich packte mit der linken Hand zu meinem rechten Arm und zog ihn hoch. Es schmerzte so stark, daß ich am liebsten gebrüllt hätte. Aber dann spürte ich, daß die Bewegungsfähigkeit in meinen Arm zurückkehrte.
    Noch bevor ich wieder vollkommen fit war, walzte O'Brien heran. Er täuschte ungeschickt eine Linke vor, aber ich ließ sie an mir vorbeizischen und konzentrierte mich auf die Rechte, die er nachschickte. Mit Mühe konnte er sie abblocken, bekam aber die Hälfte der Wucht noch gegen die kurzen Rippen.
    Ich wurde zurückgeschleudert wie von einem Katapult. Mit dem Rücken krachte ich gegen den Träger, und auch diese Berührung war alles andere eher als angenehm. O'Brien kam sofort hoch. Ich empfing ihn mit einem Fußtritt, der ihn Ins Schliddern brachte. Keuchend rang ich nach Luft. Und dann ging ich ihn an.
    Er konnte mir noch eine Sache in die Brustgrube setzen, aber sie kam aus zu großer Nähe, als daß viel hätte dahinterstecken können. Ich hämmerte ihm mit der Linken die Luft aus dem Brustkorb, während er schnaufend zu einem Haken Maß nahm. Als seine Faust vorzischte, duckte ich mich weg und setzte ihm die eigene Linke noch einmal kräftig ins Dreieck zwischen den unteren Rippen.
    Plötzlich hatte er mich am Hals gepackt. Er drückte so hart zu, daß ich im Zeitraum einer Zehntelsekunde bereits Sterne sah. In meinen Lungen stach es, und der Druck nahm zu, daß es schien, als wollten meine Atmungsorgane bersten. Ich riß die linke Hand hoch und wollte seine Finger ertasten, denn meinen rechten Arm bekam ich immer noch nicht hoch genug. Aber er hatte mich so dicht an sich gepreßt, daß ich mit der Hand nicht bis zu meinem Hals kam. Ziemlich wirkungslos zerrte ich an seinem Ärmel.
    Dabei stieß mich der Bursche mit kleinen, kurzen Schritten vor sich her. Plötzlich fühlte ich einen Druck in meinem Rücken, etwa in Hüfthöhe. Ein eisiger Schreck durchfuhr mich. Das Geländer! Er wollte mich über die Beleuchtungsbrücke in die Tiefe stürzen! Schon hämmerte mir das Blut wie eine Urwaldtrommel in den Ohren, schon tanzten rote und grellgelbe Blitze einen wirren Reigen in meinem Gehirn — da endlich kam meine Rechte. Ich setzte sie von unten her in seine Magengrube, bekam ihn ein ganz klein wenig auf Abstand, riß die Linke hoch und stieß sie nach vorn, und fast gleichzeitig schlug ich mit der Rechten nach.
    Ich sah nichts. In meinem Gehirn herrschte das Durcheinander sich überzuckender Schmerzreflexe. Aber ich hörte auf einmal einen gellenden Schrei, der sich von mir entfernte — nach unten hin, in die Tiefe. Und dann kam der Aufschlag.
    Ich ließ mich nach vorn sinken und blieb auf den Eisenplatten der Beleuchterbrücke liegen. In mir war alles wie leergebrannt. Keuchend rangen meine Lungen nach Luft. Aber in meinem Magen war auf einmal eine ekelhafte Übelkeit.
    ***
    »Danke«, krächzte ich mühsam, als ich das Whiskyglas abstellte.
    Jack winkte einem Kellner. Um mich herum standen ein paar uniformierte

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