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0199 - Hyänen für den Henker

0199 - Hyänen für den Henker

Titel: 0199 - Hyänen für den Henker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hyänen für den Henker
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Schock. Hier stimmte was nicht.
    Gleichzeitig blickten wir uns um, und sahen die halb geleerten Bier- und Schnapsgläser, die auf mehreren Tischen standen und die Mützen, die an der Wand hingen.
    Es gab also Gäste, die sich irgendwohin verzogen hatten, und der Wirt fürchtete, dass wir sie entdecken könnten.
    Wir ließen unsere Drinks auf der Theke stehen und gingen durch das Lokal. Es gab nur zwei Türen. Auf der einen stand: Gents und auf der anderen Ladies.
    Als wir dort angelangt waren, vernahm ich leises Summen wie von unterdrückten Stimmen und dann einen heiseren, gequälten Schrei.
    Ich riss die Tür auf und fuhr mit der rechten Hand nach der Pistole.
    Was ich sah, war so grausig, dass mein Herzschlag aussetzte. Die Herrentoilette war gedrängt voll mit Menschen, mit denselben Kerlen, die sich unter Führung des Bengels Jim so mausig gemacht hatten.
    Hinten am Fenster stand ein Schemel und darauf Ben Corver, der am Vormittag bei mir gewesen war. Sein Gesicht war geschwollen von Schlägen. Er konnte nur noch lallen. Um seinen Hals trug er eine Schlinge, die an der Decke an einem Wasserrohr befestigt war.
    Vor ihm stand Jim und grinste.
    »Ich werde dir zeigen, was wir mit Kanarienvögeln machen. Singen gibt es bei uns nicht. Darauf steht der Tod… Ich zähle jetzt bis drei. Dann stoß ich den Schemel um, und du bleibst hängen, bis du krepiert bist.«
    Ben machte einen schwachen Versuch, von dem Hocker herunterzukommen und zugleich aus der Schlinge zu schlüpfen, aber ein paar brutale Faustschläge verhinderten das.
    In diesem Augenblick wich die Erstarrung, die mich gepackt hatte.
    Ich schoss. Ich habe noch niemals so sorgfältig gezielt wie in diesem Augenblick, und ich traf.
    Die Kugel durchschlug das Seil und ließ es herunterfallen. Gleichzeitig verlor Ben Corver das Bewusstsein und stürzte schwer zwischen Jim und die anderen.
    Das war zugleich das Signal für meine Kollegen.
    Die jugendlichen Gangster standen eine Sekunde wie vom Donner gerührt. Sie sahen die drohend auf sie gerichteten Pistolen und hatten nur noch den Wunsch, sich in Sicherheit zu bringen.
    Einer schaffte es, durch das Fenster zu springen. Er würde unseren Leuten in die Finger laufen. Die nächsten beiden behinderten sich gegenseitig und als dann noch ein paar Schüsse gegen die Decke knallten, hoben sie die Hände hoch.
    Nur einer wollte sich wehren. Jim, dessen Gesicht mich an einen zähnefletschenden Wolf erinnerte, griff in die Tasche, aber bevor er die Pistole im Anschlag hatte, war er bereits erledigt.
    Es waren zwölf Mann, die mit hocherhobenen Armen aus der Toilette krochen und an der Wand aufgereiht wurden. Nur noch zwei lagen am Boden: der bewusstlose Ben und Jim, der Anführer der Horde, der zwei Oberschenkelschüsse abbekommen hatte. Er wälzte sich herum und stöhnte, aber das rührte mich nicht. Vorläufig ließ ich ihn liegen.
    Als die Taschen der Festgenommenen untersucht wurden, fanden sich sechs Schusswaffen, vier Dolche und acht Totschläger. Wenn es nach mir gegangen wäre, hätten wir die ganze Bande erst mal windelweich geschlagen, aber das durften wir leider nicht. Sie würden sich wegen gemeinschaftlichen Mordversuchs vor dem Richter verantworten müssen. So weit sie noch nicht volljährig waren und als arme Verführte der Jugendgerichtsbarkeit unterstanden, würden sie mit geringen Strafen wegkommen und da weitermachen, wo sie vorher aufgehört hatten.
    Zum Schluss nahm ich mir den Wirt vor. Ich machte ihn,- wie man so sagt, fertig, aber ich glaubte ihm, als er sagte, dass die Bengels seiner Überzeugung nach nicht die Absicht gehabt hatten, einen Mord zu begehen.
    Seine Handlungsweise war von der Angst diktiert worden, von der Angst vor dieser Gang, die schon wochenlang das ganze Stadtviertel terrorisierte.
    Am Ende bedankte er sich sogar bei uns und wollte für uns alle einen ausgeben. Wir tranken zwar, aber wir bezahlten.
    Als alles erledigt war, verspürten wir ein menschliches Rühren in der Magengegend.
    »Auf, zu Hung San Lu«, sagte Phil, und das war genau das, was ich gedacht hatte.
    ***
    Nach dem, was wir gerade erlebt hatten, war die Atmosphäre des Chinesenlokals eine Erholung.
    Unter ‘diesen immer vergnügten großen Kindern fühle ich mich immer wohl. Mit der Zeit wich die Beklemmung, und als wir anfingen zu essen, waren wir in bester Form.
    Ich beging die haarsträubende Dummheit, einem etwa fünfjährigen Chinesenjungen einen Quarter zu schenken, was den unerwünschten Erfolg hatte,

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