0199 - Phantom der Lüfte
auf, fuhr herum und rannte in panischer Furcht davon. Ein riesiger, dreieckiger Schatten legte sich über die Wüste, folgte seinem Kurs und holte lautlos und unbarmherzig auf. Der Geruch nach Seetang in seiner Nase wurde stärker, und in das dumpfe Hämmern seines eigenen Pulsschlages mischten sich seltsam kreischende, bedrohliche Schreie.
Gwendall hetzte die Böschung hinauf, fiel hin und rappelte sich mühsam wieder auf. Sein Herz hämmerte. Er hatte Seitenstiche und das Dröhnen in seinen Ohren ging allmählich in einen dumpfen, pulsierenden Schmerz über. Aber er hetzte weiter. Der Wagen tauchte vor ihm auf, knapp hundert Meter entfernt und doch unerreichbar.
Ein dumpfes Geräusch in seinem Rücken ließ ihn herumfahren.
Die Bewegung rettete ihm das Leben.
Ein kurzer, gedrungener Pfeil jagte mit ekelhaftem Zischen an seinem Ohr vorbei und bohrte sich wenige Meter vor ihm in den Sand.
Gwendall schrie auf, sah sich im Laufen um und rannte im Zickzack weiter. Ein zweiter Pfeil zuckte von der Reling des Wolkenschiffes herunter, verfehlte ihn um mehrere Meter und blieb zitternd im Sand stecken. Gwendall sah, daß das Schiff schaukelte, als würde es von der Dünung eines unsichtbaren Meeres herumgeworfen. Wieder flogen Pfeile, aber die Bewegungen des Schiffes behinderten die Schützen. Die tödlichen Geschosse verfehlten Gwendall, aber sie trieben ihn zu noch größerer Eile an. Er war jetzt vielleicht noch zwanzig Meter von seinem Wagen entfernt, und er wußte, daß er es nicht schaffen würde. Das bizarre Schiff war jetzt fast auf gleicher Höhe mit ihm; er konnte das diabolische Leuchten in den Augen der Untoten sehen, den gierigen Ausdruck auf ihren Leichengesichtern…
Zwei, drei der kleinen, drahtigen Gestalten schwangen sich über die Reling des Schiffes und landeten neben Gwendall im Sand. Der Aufprall schmetterte sie mit grausamer Wucht zu Boden, aber sie schienen unverletzlich zu sein. Sie federten hoch, stießen wütende Schreie aus und hetzten hinter Gwendall her. Ihre Waffen blitzten im Sonnenlicht grell auf.
Gwendall reagierte instinktiv, als der erste Zombie auf ihn eindrang. Er duckte sich, ließ die rasiermesserscharfe Klinge des Säbels über sich hinwegzischen und schlug blind zu. Seine Faust klatschte in etwas Weiches, Klebriges und schleuderte den Angreifer zurück. Er fuhr hoch, stieß einen zweiten Angreifer zu Boden und warf sich mit einem verzweifelten Satz hinter das Steuer seines Wagens.
Er bemerkte die Bewegung aus den Augenwinkeln; ein helles Aufblitzen von Stahl, das von einem widerlichen Zischen begleitet wurde. Blitzschnell ließ er sich zur Seite fallen, rollte herum und trat gleichzeitig zu. Das niedersausende Schwert schlitzte die Sitzpolster dort auf, wo er Sekundenbruchteile zuvor noch gesessen hatte.
Aber sein Fußtritt schleuderte den Angreifer meterweit zurück. Für einen Augenblick hatte Gwendall Luft. Er stemmte sich hoch, drehte mit fliegenden Fingern den Zündschlüssel herum und tastete ungeschickt mit dem Fuß nach der Kupplung. Der Motor erwachte dröhnend zum Leben.
Gwendall sah den verwischten Reflex einer Bewegung in der Windschutzscheibe vor sich. Instinktiv duckte er sich. Eine rostige Schwertklinge zischte über seinen Kopf hinweg, zerschmetterte die Windschutzscheibe und blieb zitternd im Blech der Motorhaube stecken. Gwendall griff in einer automatischen Bewegung nach dem Arm des Angreifers, zerrte daran und brachte den Mann aus dem Gleichgewicht. Das Wesen taumelte vorwärts, fiel mit einem halb überraschten, halb zornigen Schrei gegen den Wagen und sackte zu Boden, als Gwendall ihm die Faust ins Gesicht stieß.
Aber der dritte Zombie war bereits heran. Ein paar schmale, unmenschlich starke Hände legten sich von hinten um Gwendalls Hals und drückten zu.
Der alte Digger bekam keine Luft mehr. Er versuchte zu schreien, aber aus seiner Kehle drang nur ein würgendes, halb ersticktes Röcheln. Er griff nach den Handgelenken des lebenden Leichnams und zerrte daran.
Aber so dürr und zerbrechlich die Kreatur aussah, so übermenschlich stark war sie. Rote Ringe begannen vor seinen Augen zu kreisen, und in seiner Brust machte sich ein quälender, unerträglicher Druck breit. In einem letzten, verzweifelten Versuch freizukommen stemmte er sich hoch und warf sich mit seinem ganzen Körpergewicht gegen den Angreifer. Die Bewegung ließ sie beide zu Boden stürzen; Gwendall spürte, wie das Knochengerüst des Zombies unter seinem Gewicht ächzte. Aber der
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