02 Arthur und der Botschafter der Schatten
was wir um diese Zeit treiben mochten.
Auf Larissas Schreibtisch fand er den Zettel, auf dem die Aufforderung zu dem Treffen im Park stand. Sofort war er uns gefolgt. Larissas Mutter war seine Tochter, und die Aussicht, etwas über ihren Verbleib zu erfahren, musste auch in ihm einiges auslösen
Ich konnte den Stein, der von seinem Herzen fiel, förmlich hören, als er uns unversehrt vorfand. Schnell bauten wir die Kameras und Mikrofone ab und verstauten alles in den Sporttaschen. Dann machten wir uns auf den Rückweg. Larissa und ihr Großvater vorneweg, ich mit den beiden Taschen einen Schritt hinter ihnen.
Larissa hatte sich wieder gefangen. Zum ersten Mal an diesem Tag verhielt sie sich so, wie ich es von ihr kannte.
»Zuerst dachte ich, wir haben es mit einem Hologramm zu tun«, begann sie, als der Bücherwurm uns nach dem Unbekannten fragte. »Aber ein Hologramm kann keine Materie wie den Brief transportieren. Es ist ja nur ein dreidimensionales Bild, das wie das Original aussieht.«
»So wie das Holodeck der Enterprise«, ergänzte ich.
Sie nickte. »Genau. Und wenn unser Besucher kein Hologramm war, was war er dann? Vielleicht war er ein realer Mensch, der um sich herum ein holografisches Wabern erzeugte?«
»Du meinst, dieses Flackern wie ein Bildschirm war ein technischer Trick?«
»Was sonst? Oder glaubst du etwa an Geister?«
Ich war mir da nicht so sicher. Der Fremde war mir ganz schön unwirklich vorgekommen. Irgendwie war ich nicht davon überzeugt, dass es alles nur Hokuspokus gewesen war.
»Du musst dir nur mal die Shows der großen Illusionisten angucken«, fuhr Larissa fort, ohne auf eine Antwort von mir zu warten. »David Copperfield oder Hans Klok – die zeigen die gleichen Effekte jeden Abend auf der Bühne. Vielleicht hatte unser Besucher auch irgendwo einen Spiegel versteckt …«
Sie blieb so plötzlich stehen, dass ich beinahe in sie hineingelaufen wäre. »Wir gehen zurück und überprüfen das. Was haltet ihr davon?«
Ich war nicht besonders begeistert von der Idee. » Wenn er tatsächlich einen Spiegel verwendet hat, dann hat er ihn inzwischen längst abgebaut.«
»Wahrscheinlich hast du recht.« Sie blickte mich forschend an. »Du hast das wenn so betont. Glaubst du nicht, dass alles nur Illusion war?«
»Nicht wirklich.« Wir hatten uns wieder in Marsch gesetzt. Dankenswerterweise hatte mir der Bücherwurm eine der Taschen abgenommen. »Ich weiß nicht, was wir vorhin gesehen haben, aber es kam mir nicht wie ein Trick vor«, setzte ich nach.
»Pshhh.« Deutlicher konnte Larissa nicht ausdrücken, was sie von meiner Meinung hielt. »Ich glaube erst dann an etwas Übersinnliches, wenn ich alle anderen Erklärungsmöglichkeiten ausgeschlossen habe.«
»So wie bei Gerrit?«, fragte ich spitz. Der rätselhafte Gerrit hatte uns bei unserem letzten Abenteuer in Amsterdam geholfen. Uns war es nie gelungen herauszufinden, wer er wirklich war und woher er wusste, was er wusste.
Sie schwieg einen Moment. Ein einsames Auto fuhr an uns vorbei und unterbrach kurz die Stille der Nacht.
»Gerrit ist ein Mensch aus Fleisch und Blut, so wie du und ich«, sagte sie schließlich trotzig.
»Aber wo kam er her? Und wohin ist er verschwunden?« So leicht gab ich nicht auf.
»Das spielt keine Rolle. Er ist ein Mensch. Und das ist dieser Fremde ebenfalls, sosehr er sich auch bemüht hat, einen anderen Eindruck zu erwecken. Bei dir scheint das ja durchaus funktioniert zu haben.«
Diesmal machte ich »Pshhh«. Larissa versuchte zwar noch einmal, mich von ihrer Theorie zu überzeugen, aber ich hatte keine Lust, mich auf eine weitere Diskussion mit ihr einzulassen.
Sobald wir beim Haus des Bücherwurms angekommen waren und er die Tür aufgeschlossen hatte, verschwand sie in Richtung ihres Zimmers. »Ich will den Brief alleine lesen. Das versteht ihr doch, oder?«
Bevor einer von uns antworten konnte, war sie schon verschwunden.
Der Alte und ich stellten die Taschen im Flur ab und begaben uns in die Küche. Ich ließ mich auf einen Stuhl sacken und spürte plötzlich, wie müde ich war. Die Zeiger der Wanduhr standen auf ein Uhr.
Der Bücherwurm schenkte sich ein halbes Glas Rotwein ein und schob mir einen Apfelsaft hin. Schweigend saßen wir am Tisch und nippten ab und zu an unseren Getränken. Larissa ließ sich Zeit.
Das Ticken der Küchenuhr machte mich schläfrig. Der Alte strich mit seinem Zeigefinger langsam am Stiel des Weinglases auf und ab. Es war das einzige Zeichen, dass er
Weitere Kostenlose Bücher